Fehlstellung im Gesicht: Ohne Hautschnitt acht Stunden operiert

Dank komplizierter OP im Diakonie Klinikum Jung-Stilling kann Patient jetzt richtig zubeißen

(wS/red) Siegen 08.02.2016 | Nach einer mehr als achtstündigen Operation blickt der Patient in ein verändertes Spiegelbild. Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg Professor Berthold Hell hat vom Kinn bis zur Augenhöhle sämtliche Knochen durchtrennt und neu zusammengesetzt. Grund für den gleichermaßen seltenen wie komplizierten Eingriff im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen war eine schwerwiegende Fehlstellung im Gesicht des jungen Mannes, die ihm das Kauen fast unmöglich machte. Von Narben ist trotz der aufwendigen Operation nichts zu sehen. Chefarzt Professor Hell ist ohne äußeren Schnitt ausgekommen, lediglich in Mund und Nase setzte er das Skalpell an.

In einer gleichermaßen seltenen wie komplizierten Operation hat Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg Professor Berthold Hell (Mitte) im Diakonie Klinikum Jung-Stilling ohne Hautschnitt eine Gesichtsfehlstellung korrigiert.

In einer gleichermaßen seltenen wie komplizierten Operation hat Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg Professor Berthold Hell (Mitte) im Diakonie Klinikum Jung-Stilling ohne Hautschnitt eine Gesichtsfehlstellung korrigiert.

Mit einer Methode, die weltweit nur wenige seiner Kollegen beherrschen, hat der Chirurg die Wangenknochen und den Oberkiefer nach vorne gerückt und den Unterkiefer ein Stück zurück gesetzt. Für den 21-jährigen Patienten bedeutet das: Bald wird er zum ersten Mal in seinem Leben beherzt in ein Butterbrot beißen können. Seine Zahnreihen passten bislang nicht zueinander, die untere lag weiter vorne als die obere. Auf dem ersten Röntgenbild nach der OP ist zu sehen, dass dieses Problem nun der Vergangenheit angehört. Lediglich Metallplatten und Schrauben werden nach dem Heilungsprozess noch von dem hohen Grad der Fehlstellung und der weitreichenden Gesichtsumstellung zeugen.

Vor dem Eingriff plante Professor Hell die Knochenschnitte und die Verlagerung der einzelnen Segmente präzise mittels moderner dreidimensionaler Röntgendiagnostik. Für ihn ist nicht nur aus medizinischer Sicht ein optimales Ergebnis wichtig, auch die Optik muss stimmen. Die Proportionen sollen nach dem Eingriff passen, die Nase darf weder zu groß noch zu klein wirken und der Unterkiefer nicht mehr so dominant sein. Weil während einer solchen OP nahezu das gesamte Gesichtsskelett neu konstruiert wird, sieht der Patient danach völlig anders, hat harmonische Gesichtszüge. Von der Fehlstellung ist auch für seinen Gegenüber nichts mehr zu sehen. Neben dem problemlosen Essen ein weiterer Punkt, der Betroffenen ein besseres Lebensgefühl gibt.

Weil das Operationsverfahren so besonders ist, reisten eigens drei Ärzte aus Belgien, Tschechien und Bremen an, um im OP-Saal im Jung-Stilling-Krankenhaus dabei zu sein. Ermöglicht wurde das in Kooperation mit Medicon, einer Genossenschaft, die weltweit Kliniken mit Spezialzubehör beliefert und Demonstrations-Operationen organisiert. Professor Hell ist unter den Dozenten der einzige Chirurg, der die schwierigen Verfahren zur Gesichtsverlagerung beherrscht.

Foto: Diakonie Klinikum Jung-Stilling

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