Bundeswehr beendet Einsatz im Kreisgesundheitsamt

(wS/Si) Siegen-Wittgenstein 22.03.2022 | Abtreten nach 293 Tagen – Bundeswehr beendet Einsatz im Kreisgesundheitsamt

Grüne Camouflage-Uniformen waren erstmals im November 2020 im Kreisgesundheitsamt zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt traten 20 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst an, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Kontaktnachverfolgung zu unterstützen.

„Für eine Verwaltung war es ein ungewohnter Schritt die Bundeswehr, die ja eigentlich für die Landesverteidigung Zuständig ist, um Hilfe zu bitten, aber die Corona-Pandemie hat uns vor große Herausforderungen gestellt“, so Landrat Andreas Müller, der sich über die unbürokratische Hilfe sehr gefreut hat. „Es war von Anfang an unkompliziert. Ein Anruf und wir hatten Unterstützung von der Bundeswehr.“

Abzüglich einer Unterbrechung von Juni bis Dezember 2021 dauerte der Einsatz 293 Tage an. Insgesamt 107 Bundeswehrkräfte kamen dabei als Ermittler im Kreisgesundheitsamt zum Einsatz. 93 davon gehören zum Einsatzführungsbereich 2 des Luftwaffenstandortes Erndtebrück, die übrigen 14 wurden aus dem hessischen Stadtallendorf hinzugezogen.

Am Donnerstag, 17. März 2022, verabschiedet Landrat Müller die letzten Erndtebrücker Soldaten aus dem Kreisgesundheitsamt. „Ohne Sie hätten wir es nicht geschafft“, so Müller. „Mit Hilfe von Soldatinnen und Soldaten aus Erndtebrück wurden im Gesundheitsamt fast 80.000 Fälle bearbeitet – das ist enorm!“

Beteiligte loben Kommunikation zwischen Kreis und Bundeswehr

„Die Kameradinnen und Kameraden sind jeden Tag gerne hierhergekommen“, sagt Oberst Sven Menger, Kommandeur und Standortältester am Einsatzführungsbereich 2. Ihm seien keine Beschwerden zugetragen worden. „Ich bin jetzt seit elf Jahren auf dem Hachenberg und kann sagen, dass man sich als Soldaten im gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein gut aufgehoben und wertgeschätzt fühlt.“

Eine Erfahrung, die manche Soldaten bei anderen Einsätzen nicht haben, wo eine kritische Haltung gegenüber Uniformierten herrscht.

Die angenehme Stimmung bestätigt auch Dr. Christoph Grabe, Leiter des Gesundheitsamtes: „Das Durchmischen von Zivilisten und Soldaten hat für eine gute Einarbeitung und Zusammenhalt gesorgt. Es gab bei uns keine ‚reine Bundeswehr-Gruppe‘, wie es in vielen Gesundheitsämtern üblich war und ist. Dadurch, dass uns die Soldatinnen und Soldaten unterstützt haben, konnten wir ein Schichtmodell einführen – das war für alle eine große Erleichterung.“

Zur feierlichen Verabschiedung kommen Soldaten, die selbst im Gesundheitsamt zur Kontaktnachverfolgung eingesetzt wurden und Vertreter des Einsatzführungsbereichs 2 sowie des Kreisverbindungskommandos. Von links nach rechts: Oberst Sven Menger (Kommandeur Einsatzführungsbereich 2), Dr. Christoph Grabe (Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes), Stabsfeldwebel Steffen Dörr (Projektoffizier Gesundheitsamt), Leutnant Timo Daginnus (Leiter des Lagezentrums Einsatzführungsbereich 2), Feldwebel Maximilian Pfeifer (Ermittler im Gesundheitsamt), Landrat Andreas Müller, Hauptmann Jan Hobusch (Stabszugführer), Stabsunteroffizier Julian Goeke (Ermittler im Gesundheitsamt), Stabsfeldwebel Ralf Ochsenfeld (Inspektionsfeldwebel/Einsatzführungsausbildungsinspektion), Hauptgefreiter Helge Tegtmeyer (Ermittler im Gesundheitsamt), Hauptmann d.R. Jan Wingenroth (Leiter Kreisverbindungskommando), Oberstabsfeldwebel Jörg Lederer (Kompaniefeldwebel des Stabszug), Thiemo Rosenthal (Dezernent für Gesundheit, Sicherheit und Bevölkerungsschutz).

Das sagen die Soldaten

Seine Tätigkeit in der Kontaktnachverfolgung hat dem Hauptgefreiten Helge Tegtmeyer neue Perspektiven eröffnet. Er selbst habe in seinem Bekanntenkreis glücklicherweise keine Personen gehabt, die schwer an Corona erkrankt waren. „Als Ermittler spricht man dann auch schon mal mit Menschen, die jemanden durch das Virus verloren haben“, erzählt er. „Man ist auch ein Stück weit Seelsorger am Telefon.“

Auch Feldwebel Maximilian Pfeifer wurde in der Kontaktnachverfolgung eingesetzt. Er habe sich gleich im Gesundheitsamt aufgenommen gefühlt, lobt die Strukturen und das freundschaftliche Miteinander: „Ich hatte keine Sekunde das Gefühl, dass mich jemand wegen meiner Uniform schief anguckt. Am Wochenende habe ich noch mit Kollegen aus der Schicht den Abschied gefeiert. Auch die Bürgerinnen und Bürger haben uns Soldaten große Dankbarkeit entgegengebracht. Ich dachte mir: ‚Für sowas bist du zur Bundeswehr gegangen!‘“

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