Von nachhaltiger Knetseife bis zum biologisch abbaubaren Besteck

(wS/uni) Siegen 11.04.2022 | Wie kann innovativer Schulunterricht der Zukunft aussehen? Antworten liefert ein Projekt der Universität Siegen, das zusammen mit SchülerInnen und Lehrkräften umgesetzt wird.

Eigentlich klingt die Aufgabe ganz einfach: SchülerInnen der Gesamtschule Freudenberg und der Gesamtschule auf dem Schießberg in Siegen sollen in kleinen Gruppen nachhaltige Produkte entwickeln, die den Menschen vor Ort einen Mehrwert bieten. Doch erst tauchen viele Fragen auf – Was bietet sich als Produkt überhaupt an? Was bedeutet in diesem Zusammenhang Nachhaltigkeit? – und während der Umsetzung dann auch immer wieder Hindernisse und Probleme. Genau das ist beim Projekt „Next Generation Design for Climate“ der Universität Siegen gewünscht. Während der klassische Schulunterricht zielorientiert ist und konkrete Vorgaben aus dem Lehrplan umgesetzt werden, stand für die SchülerInnen diesmal der Prozess im Fokus, also die Problemlösung und der Weg zum Ergebnis.

Entwickeln ein nachhaltiges und biologisch abbaubares Besteck für Festivals: SchülerInnen der Gesamtschule Freudenberg. Koordiniert wird das Projekt von der Universität Siegen um Prof. Martin Gröger (hinten, 3. v.l.), Christian Klein (hinten, 4, v.l.) und Kristina Oliveira (r.). Die Sparkasse Siegen um Vorstandsmitglied Günter Zimmermann (2. v.r.) unterstützt das Projekt.

„Wir wollen gemeinsam mit den Schulen zeigen, welche innovativen Möglichkeiten es für den Unterricht gibt. Darüber hinaus wollen wir mit unserem Projekt auch einen positiven Effekt für die Region erzielen“, sagt Prof. Dr. Martin Gröger von der Universität Siegen. Das Projekt wird von seiner Arbeitsgruppe Chemiedidaktik sowie der Professur für Wirtschaftsinformatik von Prof. Dr. Björn Niehaves durchgeführt und von der Sparkasse Siegen gefördert.

Ein Laufrad für den Spaß und die Fitness – und um das Smartphone aufzuladen: Das ist das Ziel der Projektgruppe der Gesamtschule Freudenberg

Unter anderem vier Gruppen der Jahrgangsstufe 12 an der Gesamtschule Freudenberg haben sich auf die etwas andere Art des Unterrichts eingelassen. Zur Ideenfindung haben sie „Design Thinking“ angewendet, eine Methode, die von Unternehmen wie Google zur Produktentwicklung genutzt wird. „Wir haben uns zusammengesetzt und lange überlegt, was wir machen können. Viele Ideen wurden wieder verworfen, einige wurden weitergedacht“ erklärt eine Schülerin.

 

Schließlich haben sich vier Produkte herauskristallisiert, die sich inzwischen in der Umsetzung befinden. Das Spektrum reicht von Knetseife, die Kindern das Händewaschen attraktiver machen soll, über eine App für einen lokalen und nachhaltigen Lieferdienst, ein Laufrad, mit dem das Smartphone aufgeladen werden kann, bis zum biologisch abbaubaren Besteck für Festivals. Doch die Produktentwicklung ist gar nicht so einfach. „Wir haben zu Beginn viele Experimente gemacht, um den passenden Kunststoff zu entwickeln“, erläutert eine Projektteilnehmerin der Gruppe Festivalbesteck. „Mal war das Ergebnis zu klebrig, mal zu weich.“ Als dann ein geeignetes Material gefunden war, ging es ins Fab Lab, die Kreativwerkstatt der Uni Siegen, um erste Tests mit dem 3D-Drucker durchzuführen.

„SchülerInnen sind das Lösen komplexer Themen oft nicht gewohnt, und auch nicht, dass das Scheitern auf dem Weg zum Ziel dazugehört“, sagt Christian Klein, der das Projekt gemeinsam mit Karina Oliveira für die Uni Siegen betreut. Für die jungen WissenschaftlerInnen waren dabei auch andere Erkenntnisse wichtig. Denn nicht nur für die SchülerInnen war diese Form des Unterrichts neu, sondern auch für die Lehrkräfte. „Sie müssen lernen, mit den neuen Voraussetzungen umzugehen“, so Oliveira. Deshalb haben die Forschenden zum Projektstart 2020 zahlreiche Interviews mit den Lehrenden geführt und Workshops angeboten.

„Das Projekt ist für alle Teilnehmenden eine Bereicherung. Es war spannend zu beobachten, wie die SchülerInnen frei von Vorgaben komplett eigene Ideen entwickelt haben“, zeigt sich Florian Kraft, Abteilungsleiter Oberstufe an der Gesamtschule Freudenberg, begeistert. Auf dem Weg zum Ziel Hindernisse zu überwinden, mit Problemen umzugehen, „das sind genau die Kompetenzen, die SchülerInnen später benötigen“, ergänzt Alexander Lisai, Leiter der Gesamtschule auf dem Schießberg.

Die InitiatorInnen des Projekts (v.l.): Kristina Oliveira (Uni Siegen), Florian Kraft (Gesamtschule Freudenberg), Alexander Lisai (Gesamtschule auf dem Schießberg), Christian Klein, Prof. Dr. Martin Gröger (beide Uni Siegen) und Günter Zimmermann (Sparkasse Siegen).

Das Ziel des Teams um Prof. Martin Gröger ist es, das innovative Unterrichtskonzept innerhalb der Region Siegen-Wittgenstein und Olpe an weiteren Schulen einzuführen. Interessierte können sich per E-Mail an groeger@chemie.uni-siegen.de wenden.

[plista widgetname=plista_widget_slide]