Verleihung der Inklusionspreise HIN- und WEGgucker

(wS/Kr) Kreuztal 09.05.2022 | Invema e.V. verleiht zum zehnten Mal den Inklusionspreis „HIN- & WEGgucker“

Aufzuzeigen, dass „Inklusion“ (das selbstverständliche und uneingeschränkte Recht auf Teilhabe behinderter Menschen in allen Lebensbereichen) noch lange nicht Realität geworden ist, es aber gleichzeitig gute Beispiele dafür gibt, wie Inklusion im „normalen Leben“ funktionieren kann – das will der Verein INVEMA e.V. aus Kreuztal mit seiner Aktion „Guck ma´“ und der Verleihung des jährlichen Inklusionspreises deutlich machen.

Bereits zum zehnten Mal rief der Verein, der sich seit 1993 für die Inklusion behinderter Menschen in allen Lebensbereichen im Kreis Siegen-Wittgenstein einsetzt, die Öffentlichkeit dazu auf, Vorschläge für den „HIN- und WEG-gucker 2022“ zu machen.

Unter dem Motto „Guck ma´ – Inklusion beginnt im Kopf“ zeichnet der Verein Personen, Gruppen, Organisationen, Betriebe, Behörden oder Geschäfte dafür aus, sich entweder für die Inklusion (Teilhabe) von Menschen mit Behinderung besonders eingesetzt zu haben oder eben – im Gegenteil – Inklusion bewusst behindert, Menschen mit Behinderung ausgegrenzt und Teilhabe blockiert zu haben. Im ersten Fall wird die auserwählte Person bzw. die auserwählte Organisation, Behörde oder Firma mit dem „HINgucker“ ausgezeichnet, im zweiten Fall mit dem „WEGgucker“.

20 bis 30 Vorschläge gingen auch in diesem Jahr wieder sowohl für den „HIN-gucker“ als auch für den „WEG-gucker 2022“ von Seiten der Bevölkerung ein. Insbesondere Menschen mit Behinderung selbst und ihre Angehörigen nutzen die Aktion, ihrem Ärger Luft zu machen – aber auch um zu loben!

Der Vorstand des Vereines INVEMA entschied sich nach Durchsicht der Vorschläge dazu, in diesem Jahr sowohl den „WEG-gucker als auch den HIN-gucker 2022“ an alle Schulen, Schulleiter*innen, Lehrkräfte und alle sonstigen in Schule verantwortlichen Akteure im Kreis Siegen-Wittgenstein zu verleihen!

Im Rahmen der Preisverleihung machten die Vorsitzende des Vereines INVEMA, Ursula Otto und der Geschäftsführer Stephan Lück deutlich, dass Vorschläge für den HINgucker-Preis aus dem Bereich Schule gezeigt hätten, dass Inklusion in Schule gelingen kann!

Aber andere Vorschläge für den WEGgucker-Preis aus dem Bereich Schule machten nach wie vor auch deutlich: vieles muss sich noch verändern in Schule! Inklusion gelingt oft nicht gut oder gar nicht!

Ursula Otto: „Da gibt es z.B. Schulen oder Klassen, vielleicht sollte man insbesondere Lehrkräfte sagen, die wirklich versuchen, Inklusion zu leben: Sie versuchen alle Kinder – mit oder ohne Behinderung – im Klassenverband und jedes Kind individuell zu unterrichten und zu fördern – so wie es das Schulgesetz schon seit vielen Jahren fordert. Da gibt es Lehrkräfte, die dafür nicht ausgebildet wurden, sich aber freiwillig weiterbilden oder an den zahlreichen Fortbildungsmöglichkeiten teilnehmen. Die Vorschläge für den HINgucker haben gezeigt: Viele Schulen und Lehrkräfte haben sich auf den „inklusiven Weg“ gemacht, Schulen, an denen sich Kinder mit Beeinträchtigungen und ihre Eltern „willkommen fühlen“, wo individuelle Bedarfe erkannt, persönliche Eigenschaften toleriert und Vielfalt als Bereicherung erlebt werden.“

Aber die Vorschläge für den WEGgucker aus diesem Bereich machten auch deutlich, dass es leider auch noch viele Schulen, Klassen und Lehrkräfte gäbe, die Begründungen dafür suchten, warum Inklusion nicht gelingt und die sich auf den schlechten Rahmenbedingungen ausruhen. Lehrkräfte, bei denen sich Kinder mit Behinderungen und ihre Eltern nach wie vor einfach nicht willkommen fühlen und nach wie vor Eltern eindeutig in die Richtung beraten werden, dass ihre Kinder in Sonderschulen besser aufgehoben wären. Lück: „Diese Vorschläge machen deutlich, dass auch heute noch oft von Seiten der Kinder Ausgrenzung erlebt und von Seiten der Lehrkräfte Vielfalt als zusätzliche Belastung empfunden wird. Hier werden Begründungen gesucht, den Sinn des gemeinsamen Lernens anzuzweifeln und bei Problemen die Lösung des Problems im Wechsel des Kindes an eine Sonderschule gesehen! Für uns ist jedes einzelne Kind, deren Eltern sich aufgrund schlechter Rahmenbedingungen oder mangelnder Unterstützung durch die Lehrkräfte genötigt fühlen, ihr Kind auf eine Sonderschule wechseln zu lassen, ein Beispiel dafür, dass wir noch kein inklusives Schulsystem haben!“

Die beiden Preise nahm stellvertretend für das Schulamt, alle Schulen, Lehrkräfte und sonstigen Akteure im Bereich Schule eine der „Koordinator*innen für Inklusion“ beim Kreisschulamt Siegen, Frau Heike Büchner, entgegen.

Frau Otto: „Wir möchten Sie und alle in Schule Beschäftigte bitten, den HINgucker als Bestätigung für Ihre gute Arbeit und all ihre Bemühungen für eine inklusive Schule anzusehen! Aber schauen Sie alle auch selbstkritisch hin, nehmen Sie die Herausforderung an und lassen Sie sich durch den WEGgucker motivieren! Fragen Sie sich, wie Inklusion besser oder noch besser gelingen kann! Das gemeinsame Lernen ist ein Menschenrecht!“

Im Anschluss an die Verleihung machte der Geschäftsführer des Vereines INVEMA deutlich, dass sich auch der Verein in der Pflicht sieht, seine Anstrengungen zu erhöhen. Lück: „In Zukunft möchten wir nicht nur die Eltern begleiten und unterstützen und mit Hilfe von Schulassistent*innen die Beschulung der Kinder mit Behinderung in Regelschulen ermöglichen. Gerne würde der Verein sich dazu anbieten, sich zusammen mit dem Schulamt, den Schulen und Lehrkräften dafür einzusetzen, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen und die Fortbildung und Arbeit der Lehrkräfte zu unterstützen. Hier könnten wir uns zum Beispiel konkret vorstellen, bewusstseinsbildende Maßnahmen anzubieten, denn wir alle wissen, dass die Barrieren im Kopf die schlimmsten Barrieren sind und Inklusion nun mal im Kopf beginnt!“

Die „Aktion GUCK MA´“ wurde auch in diesem Jahr wieder von der Aktion Mensch gefördert.

Info:

Bei der Verleihung „auf der Bühne“ anwesend:

  1. INVEMA-Vorsitzende Ursula Otto
  2. INVEMA-Geschäftsführer Stephan Lück
  3. Vertreterin des Schulamtes des Kreises Siegen-Wittgenstein, die beide Preise stellvertretend für alle Schulen, Lehrkräfte und sonstigen Akteure im Bereich Schule in Empfang nimmt: Koordinatorin für Inklusion, Frau Heike Büchner

 

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