Die Mähhdels vom Abladeplatz in Netphen-Herzhausen: Naturnahe Pflege auf der Kreisliegenschaft

(wS/si) Siegen 29.06.2022 | Wer in den vergangenen Tagen Erdaushub auf die Kreisabfalldeponie Winterbach in Netphen-Herzhausen gebracht hat, der staunte vielleicht nicht schlecht. Im Tal, kurz hinter der Anmeldung, grasen Schafe. Genauer: zehn Coburger Fuchsschafe. Und das nicht ohne Grund, denn die Tiere pflegen aktiv Natur und Landschaft eines besonderen Bereichs. „Den feinen englischen Rasen kriegst du so nicht“, sagt Nico Pietrzyk. Er ist der Schafhalter seiner „Mähhdels“, wie er sie liebevoll nennt. „Sie mähen hier alles auf natürliche Art. Der Kot der Schafe wirkt außerdem wie Dünger, Insekten fühlen sich hier wohl und die locken wiederrum Vögel an. Auch Pflanzensamen werden durch die Wolle der Schafe verteilt – alles schön nachhaltig.“Die nachhaltige Mahd ist gleichzeitig sehr effektiv – in zwei Wochen hat die Herde gut 2.500 Quadratmeter Fläche abgegrast. Schafe bieten sich besonders für schwer zugängliche Areale an. „Natürlich kommen die Tiere nicht auf kontaminierte Flächen“, sagt Alina Hütten vom Amt für Immissionsschutz und Kreislaufwirtschaft beim Kreis Siegen-Wittgenstein. Sie hatte die Idee für das Pilotprojekt. „Wir sprechen hier ausschließlich von naturbelassenen Flächen, die weit weg vom eigentlichen Deponiekörper sind. Es werden regelmäßig Schadstoffanalysen durchgeführt. Die Schafe kriegen hier gutes Futter und wir sparen uns regelmäßiges Mähen – das ist eine Win-Win-Situation.“

Das Gelände umfasst rund 31 Hektar. Seit 2005 dürfen keine biologisch abbaubaren Abfälle mehr auf Deponien abgelagert werden. Damit endete auch in Netphen die Zeit der klassischen Hausmülldeponie. Rund 120 Tonnen Haus-, Bio- und Sperrmüll aus Netphen, Kreuztal, Hilchenbach und dem gesamten Wittgensteiner Raum werden täglich hierhertransportiert und dann weiter auf die Reise geschickt. Der Biomüll wird nach Olpe gefahren und dort kompostiert, der Sperrmüll recycelt, der Hausmüll energetisch verwertet. „Das ist eine grüne Oase“, sagt Samir Sboui, Deponiemeister auf der Kreisabfalldeponie Winterbach. „Wir rekultivieren die Deponie seit 2005. Mittlerweile ist hier eine Landschaft mit großer Artenvielfalt entstanden. Wir leisten bis heute unseren Beitrag zu einer ökologisch sinnvollen Gestaltung und Pflege des Geländes. Auch mit Nicos Schafen.“ Nach einer erfolgreichen Testphase möchte die Kreisverwaltung das Projekt fortführen und auch auf anderen geeigneten naturbelassenen Flächen im Umfeld der Deponien Fludersbach und Würgendorf ähnliche Pflegeeinsätze durchführen. Interessierte Schafhalter können sich dazu mit Henning Klaas, Sachgebietsleiter Immissionsschutz und Kreislaufwirtschaft, in Verbindung setzen – h.klaas@siegen-wittgenstein.de, 0271 333-2021.

Hintergrund:
Dass Nico Pietrzyk eines Tages Schafe halten würde, damit hätte der Ferndorfer wohl kaum gerechnet. Seine Hündin Fly hat den Ausschlag gegeben. „Die ist einfach nicht müde zu bekommen. Vier Stunden Hundeschule und sie war immer noch fit. Dann haben wir sie bei einem befreundeten Schafhalter als Hütehund ausprobiert. Das hat schnell super geklappt und so habe ich mir 2018 die ersten vier Schafe zugelegt.“ Der Border Collie kommt zum Einsatz wenn die Schafe die Grünflächen wechseln sollen oder Pietrzyk ein Tier einfangen muss, etwa zur medizinischen Untersuchung. Einmal eingezäunt grast die Herde namens „Fuchsschafe am Kindelsberg“ dann ungestört. Das ganze Jahr über sind sie auf Weideflächen und Obstbaumwiesen in und um Kreuztal unterwegs. Und gerade auf der Kreisabfalldeponie Winterbach.

Mit dieser Grünfläche sind die „Mähhdels“ fertig. Nico Pietrzyk gibt das Kommando, Hündin Fly treibt sie auf die nächste Weide.

Frisches Gras für die Herde „Fuchsschafe am Kindelsberg“. Sie sind übrigens auch auf Facebook und Instagram: www.facebook.com/FuchsschafeAmKindelsberg, www.instagram.com/fuchsschafe/.

Deponiemeister Samir Sboui vor der „grünen Oase“. Auf dem Deponiekörper haben die Schafe nichts verloren.

 

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