Musiktherapie: Spielen, was man nicht sagen kann

(wS/drk) Siegen 14.03.2023 | In über zwei Dritteln der kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken gehört die Musiktherapie inzwischen zum therapeutischen Angebot. In der pädiatrischen Psychosomatik ist dies bei knapp der Hälfte aller Abteilungen schon der Fall.

Was der DRK-Kinderklinik bei diesem Thema verstärkt auffällt: „Die Vorteile von Therapieverfahren, die nonverbale Elemente oder Körperarbeit integrieren, wie es in der Musiktherapie der Fall ist, sind in den vergangenen Jahren immer mehr auch in der Öffentlichkeit sichtbar“, so Sabine Prüser, Psychotherapeutische Leitung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psy-
chosomatik und –psychotherapie. „Der Bedarf solcher Behandlungsangebote nimmt zu, denn Musiktherapie kann zusammen mit den anderen Methoden den Therapieerfolg eindeutig verbessern.“

In der DRK-Kinderklinik kommt die Musiktherapie sowohl in der Tagesklinik als auch auf der Station P1 zum Einsatz. Dort ist unter anderem Julia Dreyer, von Haus aus Lehrerin mit einer musiktherapeutischen Ausbildung, aktiv. In Einzelsitzungen behandelt sie Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren. „Bei den Jüngeren sind es eher emotionale Störungen oder Schwierigkeiten im Sozialverhalten, die wir behandeln“, weiß Dreyer aus Erfahrung. „Bei den Älteren sind es häufig Depressionen, soziale Ängste, selbstverletzendes Verhalten oder Anorexie.“ In Sitzungen von jeweils 45 Minuten werden die Patientinnen und Patienten individuell therapeutisch behandelt – jeweils auf die Bedürfnisse, Kompetenzen und Schwierigkeiten des Kindes oder der Jugendlichen abgestimmt.

„Musik schafft eine neue Ebene der Beziehung“, so Sabine Prüser. „Aber natürlich können hier auch Beziehungserfahrungen nachgeholt werden.“ Das Zusammenwirken von Spiel, Musik und Wort ist es, das den Kindern zu Gute kommt. „Gleichzeitig können die Kinder und Jugendlichen neue Räume entdecken, auch mal laut sein, sich austoben und dabei ihre Gefühle spüren.

Oder aber sie arbeiten hart an sich, um neue Wege zu suchen und zu gehen“, ergänzt Julia Dreyer.

In der Kinderklinik stehen umfangreiche Methoden zur Verfügung, die vielfältige musikalische Interaktionen ermöglichen. Diese reichen von Spielliedern, Rollenspielen mit Instrumenten, Singen von „bedeutsamen“ Liedern, Malen zu Musik, Musik hören und Stille erleben, Entspannung und Bewegung mit Musik bis hin zur gemeinsamen Improvisation. „In der Behandlung von Kindern steht das Spiel im Mittelpunkt. Ob als Spiel im herkömmlichen Sinne oder auch das Spiel mit Musikinstrumenten“, so Julia Dreyer. Musiktherapeutisches Handeln könne hier viele Ähnlichkeiten zu spieltherapeutischen Ansätzen aufweisen.

In der Behandlung von Jugendlichen spielt hingegen die musikalische Improvisation eine große Rolle. Dabei geht es zum Beispiel um die Fragen, in welchen „Sphären“ sich die gemeinsam improvisierend herge stellte Musik bewegt. „Aktuelle Selbst-Zustände und frühe Bindungserfahrungen haben dort ihren Platz. Diese Situation wird reflektiert. Natürlich ist dabei auch der anschließende Austausch mit den Therapeuten sehr wichtig.“

„Julia Dreyer“: In der DRK-Kinderklinik kommt die Musiktherapie sowohl in der Tagesklinik als auch auf der Station P1 zum Einsatz. Dort ist unter anderem Julia Dreyer aktiv.

Eine Mischung aus Spiel, Musik und Wort ist es, die den Kindern zu Gute kommt.

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