Musikkapelle Werthenbach – Zum Jahreskonzert Johannländer Frauenpower

(wS/hgm) Netphen 22.11.2023 | Rechts und Links vor der Bühne stehen zwei brennende Kerzenleuchter. Das Licht im Saal der Hainchener Kultur- und Begegnungsstätte ist gedämpft, ein eher schummriges Licht, das jedoch eine knisternd-spannende Atmosphäre erzeugt. Am vergangenen Samstagabend, pünktlich um Halb Acht, öffnet sich der Vorhang, alle Musikerinnen und Musiker der Musikkapelle Werthenbach sitzen auf ihren Plätzen,

Und dann kommt sie herein: Die junge, eher zierlich wirkende Musikstudentin Johanna Knecht, die seit Mitte Februar 2023 das Dirigat über die Musikkapelle übernommen hat. Dezent gekleidet im schwarzen Hosenanzug mit modischer Nickelbrille – auf den Lippen ein geschlossenes Lächeln – erhebt sie den Taktstock. Beschwingt erklingt der Marsch „Arnhem“, der gewissermaßen eine Erinnerung an den 2. Weltkrieg darstellt.

Es ist das erste Konzert nach der langen Corona-Pause und auch das erste unter der neuen Dirigentin Johanna Knecht. Und wie man sieht, ist die Musikkapelle – einigen Unkenrufen zum Trotz – keineswegs zerfallen; die Reihen haben sich noch fester geschlossen, und auch die Jugend mischt voll mit. Wer hätte solches gedacht? Ein tolles Repertoire läuft nun vom Stapel: Quasi ein Konzert „mit Musik an besonderen Orten“, und zu diesen geht es jetzt musikalisch mit dem Flieger, der quasi mit dem ersten Stück gestartet ist. Es erfolgt die Begrüßung, unter den Gästen ist Netphens Bürgermeister Paul Wagener. Die Moderation hat die Musikantin Katja Eling übernommen.

In der Tat keine leichte Kost, die sich die Werthenbacher auf die Fahnen geschrieben haben. Und wie konzertant sie spielen, merkt man bei der zweiten Komposition: Signature“ – tontechnisch gut gestaltet, markig in den einzelnen Registern, gleich ob Trompete,- Holz- oder Rhythmusinstrumente

Ein großartiges Solo spielt Sven Büdenbender auf seiner Trompete bei der Komposition „MacArthur Park, ein Werk, in dem eine Alltagsgeschichte erzählt wird. Doch auch die Damen mischen kräftig in der Kapelle mit. Beim Vortrag von „Virginia“ ist es die Oboe-Spielerin Jana Setzer, die durch ihre präzisen Einsätze überzeugt. Die junge Lehrerin, die mehrere Instrumente beherrscht, ist übrigens die Tochter von Dirk Setzer, der bekanntlich den Musikverein Müsen leitet und auch dort gelegentlich von ihr vertreten wird.

Der letzte Vortrag des 1. Blocks ist das Werk „Sogno di Volare“ – ein Satz, der alle Register voll fordert, ehe der musikalische Flieger zur Zwischenlandung.in die Konzertpause ansetzt.
Die agile Dirigentin Johanna Knecht, die an der Uni Siegen Musik studiert stammt übrigens aus Braunshausen im Hochsauerland und hat ihre musikalische Heimat in der Knappenkapelle Dreislar, wo sie ebenfalls das Dirigat führt. Eine junge Frau, die weiß was sie will und akribisch jeden Ton umsetzt, bis es passt. Auch bei den Werthenbachern hat sie „ihre Männer“ (jedoch auch Frauen) voll im Griff.

Nach der Pause startet der Flieger erneut zum weiteren Flug um die Welt. Zunächst im rassigen Rhythmus mit dem Marsch „Hoch Heidecksburg“m bei dem eher die Liebhaber flotter Marschmusik auf ihre Kosten kommen. In dem darauffolgenden Satz „Für Theresa“ – eine Hommage des Komponisten Herbert Hornig an seine kleine Tochter Theresa – brilliert als Solist an der Tuba Hans-Georg Klein. Genau für dieses Instrument hat Hornig dieses Werk auch geschrieben. Der „Maxglaner Marsch reloaded“, „The Seal Lulaby“ und „Madagascar“ sind weitere Werke, die mit viel Können gespielt werden. Natürlich; „Nobody is perfect“, doch was die Werthenbacher da
von sich geben, ist schon enorm. Jana Setzer übrigens wechselt übrigens zwischendurch von der Oboe zum Xylofon – als wäre dies die selbst verständlichste Sache der Welt.

Eingebunden in die Vorträge ist übrigens auch die Ehrung von Heinz Steiner, der von Daniel Krecklow, Vorsitzender des Volksmusikerbundes Siegen-Wittgenstein, für 60jährige aktive Mitgliedschaft ausgezeichnet wird. Seitens des Vereins, also der Musikkapelle, erhält der rührige Musikant auch eine Ehrenurkunde aus der Hand von Andree Bender, 1. Vorsitzender der Musikkapelle Werthenbach.

Mit der in verschwenderischer Klangfülle und mit wuchtigen Taktelementen vorgetragenen Komposition „80er Kult(tour) II, in der es sehr bewegt und auch etwas dramatisch vorgeht, setzt unser Konzertflieger nun zur Ziellandung an, Der Beifall ist orkanartig – klar, dass da Zugaben hermüssen. Die gibt es zunächst mit dem Werk „What a wonderful World“, doch das reicht nicht, niemand will den Saal verlassen. So gibt es halt noch eine weitere Zugabe mit „Always look bright side of live“. Jetzt ist es aber mal gut, oder? Freundlich gestikulierend gibt Johanna Knecht dem Publikum zu verstehen, dass alles einmal zu Ende geht, ehe sich unter einem gedehnten „Oooch“ aus dem Publikum der Vorhang schließt. War das ein schönes Konzert!

Text und Fotos: Hans-Gerhard Maiwald

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