Wisentherde bei Bad Berleburg vorerst im Managementgehege – Freisetzungsphase vorläufig beendet

(wS/si) Siegen 22.03.2024 | Aktuell befinden sich – nach Kenntnis der Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein – alle 40 Tiere der bis dato freilebenden Wisentherde im rund 25 ha großen Managementgehege bei Bad Berleburg. Die Tiere weisen alle eine sehr gute körperliche Konstitution auf. Das Gatter ist geschlossen. Die Freisetzungsphase ist damit zurzeit beendet.

Die vom Runden Tisch geplante Verbringung von Tieren in andere Projekte ist weiterhin geplant und wird von allen Beteiligten für notwendig gehalten. Sie erfordert aber eine umfängliche und zeitintensive Vorbereitung, so dass mit einer Umsetzung noch nicht begonnen werden konnte. Derzeit läuft auch noch die Abstimmung mit interessierten anderen Projekten im In- und Ausland. Bis zum Abschluss dieser Abstimmungen ist sich mit den dortigen Projektträgern darauf verständigt worden, mögliche Zielprojekte noch nicht konkret öffentlich zu benennen.

Die Beratungen des vom Kreistag Siegen-Wittgenstein eingerichteten Runden Tisches waren maßgeblich von dem Ziel geprägt, das seit geraumer Zeit umstrittene Freisetzungsprojekt fortführen zu können. Zwischenzeitlich haben sich die dafür notwendigen Rahmenbedingungen – unabhängig von dem fortdauernden Widerstand privater Waldeigentümer und ihrer Verbände – allerdings verändert. So wurde über das Vermögen des bisherigen Projektträgers, den Verein „Wisent-Welt-Wittgenstein e.V.“, das Insolvenzverfahren eröffnet. Der Verein, der weiterhin Eigentümer und Tierhalter der ehemals freigesetzten Tiere ist, hat sich allerdings zwischenzeitlich selbst als nicht mehr handlungsfähig deklariert und seinen Willen erklärt, das Eigentum und damit die Verantwortung für die Wisente aufzugeben. Er entzieht sich derzeit auch der Zusammenarbeit mit den anderen Vertragsparteien des im Jahr 2013 abgeschlossenen „öffentlich-rechtlichen Vertrages über die Freisetzungsphase im Projekt ‚Wisente im Rothaargebirge‘“, der bisher die rechtliche Grundlage für das Freisetzungsprojekt darstellte. Diese fehlende Mitwirkung stellt unter verschiedenen Aspekten ein erhebliches Problem für die anderen Vertragsparteien – das sind neben dem Kreis Siegen-Wittgenstein das Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch die Bezirksregierung Arnsberg, der Landesbetrieb Wald und Holz NRW und die Wittgenstein-Berleburg’sche Rentkammer als Eigentümer der Grundstücke, über die sich das bisherige Projektgebiet im Kreis Siegen-Wittgenstein erstrecken sollte – dar.

Aufgrund dieser Entwicklung hat zwischenzeitlich der Grundstückseigentümer den öffentlich-rechtlichen Vertrag rechtmäßig gekündigt und mitgeteilt, dass seine Eigentumsflächen unter den gegebenen Umständen für eine Fortführung des Projektes nicht mehr zur Verfügung stehen. Dies führt nach den Regelungen des Vertrages grundsätzlich dazu, dass das Projekt innerhalb von sechs Monaten – oder in einem anderen, einvernehmlich von den Vertragsparteien zu definierenden Zeitraum – „abzuwickeln“, also zu beenden ist. Neben diesen formalen Aspekten sehen die anderen Vertragsparteien derzeit allerdings auch keine andere Perspektive, die eine Fortführung des Freisetzungsprojekts ermöglichen würde.

Der Kreis Siegen-Wittgenstein wird entsprechend der vom Kreistag gefassten Beschlüsse seine Bemühungen, einen neuen Projektträger zu finden oder eine neue gemeinschaftliche Projektträgerstruktur zu bilden, fortsetzen. Allerdings zeichnet sich bislang noch nicht ab, dass neben der Stadt Bad Berleburg und dem Kreis Siegen-Wittgenstein, deren politische Gremien eine Mitfinanzierung in Aussicht gestellt haben, weitere entsprechende Partner gewonnen werden könnten. Es konnten bisher keine Dritten gefunden werden, die die Bereitschaft besitzen, als Stiftende mit eigenen nennenswerten Finanzierungsbeiträgen in der vom Runden Tisch angedachten Stiftung, die für eine Übernahme der Projektträgerschaft gebildet werden sollte, mitzuwirken. Somit konnte bislang auch die zukünftige Finanzierung des Freisetzungsprojektes mit einem Finanzbedarf von mindestens 500.000 € jährlich nicht sichergestellt werden.

 

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