(wS/spd) Kreuztal 26.11.2024 | Luiza Licina-Bode, SPD-Bundestagsabgeordnete für Siegen-Wittgenstein, erklärt: „Die mit dem Zukunftskonzept von ThyssenKrupp Steel angekündigte Schließung des Werks in Kreuztal-Eichen ist ein schwerer Schlag für unsere Region. Damit bewahrheiten sich unsere schlimmsten Befürchtungen. Von den etwa 1000 Arbeitsplätzen könnten rund 600 verloren gehen. Das ist eine katastrophale Nachricht für die Beschäftigten und ihre Familien. Betroffen sind auch die Zuliefererbetriebe und Dienstleister, die für ThyssenKrupp Steel arbeiten.“
Licina-Bode äußerte sich nach dem gestrigen, einstündigen Austausch mit Philipp Conze, Finanz- und Personalvorstand von ThyssenKrupp Steel, der die Hintergründe der Schließung erläuterte, fassungslos: „Es gibt zwar noch keinen konkreten Schließungszeitpunkt, aber Kreuztal-Eichen soll als einziger Standort in NRW geschlossen werden. Dieses ist mir völlig unverständlich.“
Licina-Bode erklärt weiter: „Mit der gestrigen Ankündigung destabilisiert ThyssenKrupp die starke und zukunftsfähige Stahlindustrie, gerade auch in Siegen-Wittgenstein und nimmt den betroffenen Beschäftigten und ihren Familien die Zukunftsaussichten. Es ist nicht nachvollziehbar, dass in einer ländlichen Region ein kompletter Standort geschlossen wird und 600 Arbeitsplätze zur Disposition stehen. Hier steht ThyssenKrupp Steel in besonderer Verantwortung. Das Eckpunkte-Papier ist eine reine Verzweiflungstat und die Aussagen darin sind widersprüchlich. So soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben, obwohl ein Standort geschlossen werden soll. Eine Erklärung, wie das funktionieren soll, bleibt ThyssenKrupp schuldig. Ich finde es auch absolut verantwortungslos mit einer solchen Ankündigung nach außen zu treten, wenn dabei keine zeitliche Perspektive für die Beschäftigten gegeben wird.“
All das habe, so die Aussage von Herrn Conze, vor allem unternehmerische und betriebswirtschaftliche Gründe. Dies läge u.a. am nicht mehr rentablem Portfolio in Eichen. Der Standort Ferndorf solle demnach Teile der Produktion in Eichen
übernehmen, weil ThyssenKrupp dort gerade investiert habe.
„Auf dem Rücken der Mitarbeiter nun Managementfehlentscheidungen auszutragen ist verachtenswert. Der Zukunftsplan erscheint mir als eine Verzweiflungstat des Vorstandes. Das Portfolio des Standortes in Eichen ist vielfältig und breit aufgestellt. Hier wird am Konferenztisch ohne Kenntnis der Verhältnisse vor Ort entschieden.“
Zum Hintergrund: Bereits im April 2024 hatte ThyssenKrupp einen massiven Stellenabbau in Nordrhein-Westfalen angekündigt. Die Folge waren mehrere Großkundgebungen und viele Mahnwachen an den betroffenen Standorten.
„Licina-Bode weiter: „Wir haben Staatshilfen in Milliardenhöhe bereitgestellt für die Produktion von grünem Stahl in Deutschland. In Gesprächen mit dem Betriebsrat vor Ort und gemeinsam mit den betroffenen Bundestag- und Landtagsabgeordneten aus NRW habe ich mich für den Erhalt der Standorte in Kreuztal stark gemacht und dafür, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt.“
Im Hintergrund werden und wurden Gespräche mit Olaf Scholz und Robert Habeck geführt. Das jetzt vorgestellte Konzept entbehre aus Sicht von Licina-Bode „jeder Vernunft“ und wäre ein Rückschritt.
„Ich erwarte, dass sich die Verantwortlichen auf Bundes- und auch auf Landesebene nun intensiv in die Gespräche mit der Führung von Thyssenkrupp begeben, um dieses Vorhaben zu stoppen. Wir müssen dafür sorgen, dass diese Arbeitsplätze und die Schlüsselindustrie Stahl nicht verloren gehen.“ Auch eine Beteiligung des Bundes an dem Unternehmen muss in Betracht gezogen werden!
Ähnlich äußert sich auch die SPD-Landtagsabgeordnete Christin-Marie Stamm, mit der sich Licina-Bode noch am gestrigen Abend intensiv ausgetauscht hatte: „700 Millionen Euro für TKS sind die größte Fördersumme, die das Land NRW je gezahlt hat. Doch dafür haben Ministerpräsident Wüst und Wirtschaftsministerin Neubaur weder auf einer Standortgarantie noch einem Mitspracherecht im Aufsichtsrat bestanden. Diese Fehlentscheidung müssen nun 600 Beschäftigte allein in Kreuztal mit dem drohenden Jobverlust bezahlen.“
Wir müssen jetzt gemeinsam die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, u.a. die Senkung der Netzentgelte und die Verabschiedung der Energiesteuerreform noch in diesem Jahr im Bundestag.
Licina-Bode betont, dass sie sich weiter intensiv um eine Zukunft des Standortes in Eichen einsetzen werde. „Ich kämpfe weiter“.
Foto: SPD