LWL-Dokumentation „Unterm Hakenkreuz“ hinterlässt starken Eindruck und macht betroffen

(wS/bu) Burbach 12.02.2025 | Als die Vorführung nach 68 Minuten zu Ende war und das Licht nach einem knappen Abspann wieder anging, blieb es noch zwei Minuten still im Saal. Die Betroffenheit, die der Film „Unterm Hakenkreuz – Westfalen 1933-1945 im Amateurfilm“ bei den Zuschauerinnen und Zuschauern im Heimhof-Theater ausgelöst hatte, war beinahe mit Händen zu greifen. Die Eindrücke, die die Produktion des Medienzentrums des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) beim Publikum hinterlassen hatte, spiegelte sich in den Gesichtern der Anwesenden wider. Langer Schlussworte bedurfte es nicht mehr; vielmehr nutzten die Gäste die Gelegenheit, sich anschließend untereinander über ihre Gedanken und Gefühle auszutauschen.

„Einige haben sich für die Vorführung und den Film selbst bedankt“, berichtet Volker Gürke, Vorsitzender des Heimatvereins Alte Vogtei Burbach und Mitglied der Arbeitsgruppe „Burbach unterm Hakenkreuz“, die gemeinsam mit der Gemeinde Burbach nach Würgendorf eingeladen hatten.

In seiner Einführung hatte Prof. Dr. Markus Köster, seit 2002 Leiter des LWL-Medienzentrums und Initiator der Produktion, die Zuschauer, darunter auch Bürgermeister Christoph Ewers, auf die Dokumentation eingestimmt und einen Kurzvortrag zum Inhalt und zur Entstehung des Films gehalten. „Amateurfilme sind eine bislang wenig beachtete Quelle zur regionalen Geschichte des ‚Dritten Reiches‘. Sie zeigen nicht nur, wie das öffentliche Geschehen im Sinne der NS-Ideologie umgestaltet wurde, sondern auch, wie sich der Nationalsozialismus seinen Weg bis in die privaten Räume der Familie bahnte“, wurde er bereits in der Ankündigung zitiert. In den Amateurfilmen würden neue Perspektiven auf altbekannte Fragestellungen sichtbar und sie zeigten beispielweise, wie scheinbar normal das Leben im Dritten Reich weitergegangen sei. Aufgeteilt in zehn Kapiteln wurde das Filmmaterial thematisch sortiert und aufbereitet. Entstanden ist ein authentisches, eindrückliches Gesamtbild der Zeit von der Machtergreifung bis Kriegsende.

Dezente Musik und ein zurückhaltender, behutsamer Kommentar verbinden die aus 60 privaten Filmdokumenten collageartig zusammengeschnittenen Aufnahmen miteinander und ordnen das Gezeigte in den Kontext seiner Zeit ein. Insgesamt wurden 200 Amateurfilme gesichtet. Auch Aufnahmen aus Würgendorf sind im fertigen Film zu sehen. Sie zeigen junge Soldaten des Reichsarbeitsdienstes (RAD) u.a. beim Ausheben eines Grabens. Später ist im Hintergrund einer marschierenden Kolonne mit geschulterten Spaten der Heimhof mit seinem markanten Turm zu erkennen. Aufgenommen wurden die Bilder von Siegfried Vetter, dessen Sohn rund 80 Jahre später am nahezu selben Ort der Vorführung im Heimhof-Theater beiwohnte. Ausschnitte wie diese eröffnen ungewöhnliche Einblicke in den damaligen Alltag, sie beschreiben den zunächst schleichenden Einbruch und den zunehmenden Einfluss des Nationalsozialismus im Leben der Menschen, aber auch wie im Laufe der Jahre traditionelle Schützenfeste oder auch das Erntedankfest immer stärker für die NS-Propaganda missbraucht und instrumentalisiert wurden.
In den folgenden Gesprächen diskutierten die Gäste diese und andere damaligen Entwicklung innerhalb der Gesellschaft – auch vor dem Hintergrund heutiger Strömungen. Der Blick zurück erhielt so in der Rezeption einen ganz aktuellen Bezug.
Wer die Gelegenheit verpasst hat, die Filmvorführung im Heimhof-Theater wahrzunehmen, kann im Internet auf „Unterm Hakenkreuz – Westfalen 1933-1945 im Amateurfilm“ zugreifen. Die Dokumentation steht auf dem YouTube-Kanal des LWL-Medienzentrums zum Streamen zur Verfügung: www.youtube.com/@LWLMedienzentrum

„Unterm Hakenkreuz“ ist eine Dokumentation über die NS-Zeit zusammengeschnitten aus Amateurfilmaufnahmen. Foto: LWL-Medienzentrum / Karl Plote

Filmplakat „Unterm Hakenkreuz –Westfalen 1933-1945 im Amateurfilm. Foto: LWL-Medienzentrum

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