Sportfreunde setzten den "Joker" – Rhynern bei 1:0-Sieg "keine Laufkundschaft"

wS/jk – Siegen – 25.04.2012 – Die Sportfreunde Siegen haben am Mittwochabend den „Joker“ gesetzt. Das erste Nachholspiel gewann der NRW-Ligist gegen Westfalia Rhynern mit einem knappen, aber mehr als verdienten 1:0 (0:0)-Erfolg. Es war jenes „dreckige 1:0“, das Trainer Michael Boris schon nach der Nullnummer gegen Uerdingen ins Visier genommen hatte.

Gegen Rhynern war es für die Sportfreunde Siegen ein Geduldsspiel: Am Ende hieß es dennoch 1:0 für die Boris-Elf. Fotos: wirSiegen

Was der Punkt gegegen den KFC am vergangenen Freitagabend wert gewesen ist, hat sich ebenfalls gezeigt: Die Sportfreunde Siegen haben ihre „Hausaufgaben gemacht“ (Boris) und drei Punkte geholt. Derweil verlor Liga-Spitzenreiter Viktoria Köln gegen jene Uerdinger, denen man ein 0:0 abgerungen hatte, mit 2:4. Die Aufstiegsfeier der Kölner fiel aus.

„Nun haben wir sieben Punkte Vorsprung auf einen Relegationsplatz“, stellte Michael Boris fest und fügt sogleich eine Kampfansage hinzu: „Jetzt gilt es in am Sonntag in Hüls unsere Ausswärtsstärke auszuspielen“, forderte der Coach, wohl wissend, dass sich sein Team in der Mission Aufstieg in die Regionalliga auf den berühmten Lohrbeeren nicht ausruhen kann.

Im Gegensatz zum 5:0-Hinspiel-Sieg der Sportfreunde präsentierte sich Westfalia Rhynern, die am letzten Freitag gegen Erndtebrück 2:2-Unentschieden spielten, im Leimbachstadion vor den 1.169 Zuschauern keineswegs als Punktelieferant. „Wir waren keine Laufkundschaft“, behauptete Westfalia-Trainer Björn Mehnert nach dem Spiel und auch Siegen Michael Boris pflichtete dem bei. „Rhynern war ein schwerer Gegner“, sagte er.

Bei teils starken Regenschauern am Abend war es für Favorit Siegen auf dem Leimbachtal-Rasen unter Fluchtlicht ein Geduldsspiel. Denn die erste Halbzeit war reichlich ereignisarm. Trainer Michael Boris ließ diesmal Marius Sowislo für Sven Michel auf links stürmen. Rhynern beschränkte sich auf die Defensiv-Arbeit, die das Team von Björn Mehnert über weite Strecken gut erledigte.

Die siegreiche Sportfreunde-Elf nach dem Spiel auf dem Rasen des Leimbachstadions.

Immer wieder versuchte die Westfalia „Nadelstiche“ zu setzten und wollte über Konter zum Torerfolg kommen. Doch insgesamt blieben diese Vorstöße zumeist harmlos und boten keine echte Gefahr für das Tor von Raphael Koczor. Auf der anderen Seite hatte Außenstürmer Marius Sowislo, der sehr agil wirkte, die beste Chance in den ersten 45 Minuten. Nach einem Siegener Konter in der 25. Minute nahm er den Ball am linken Pfosten volley, verfehlte aber sein Ziel.

Rhynerns „Nadelstiche“ waren schwach, doch auch die Siegener, die sehr deutlich mehr Spielanteile hatten, fanden gegen die gut gestaffelten Abwehrreihen der Gäste kein adäquates Mittel. Oftmals fehlte der letzte Pass; die zwingenden Torchancen konnten nicht beobachtet werden.

Auch der Versuch, über Standards zum Erfolg zu kommen, missglückte. Eckbälle und Freistöße wurden zwar gewohnt gut vorgetragen, doch im Abschluss fehlte es an Effet. Im Abseits stand Sowislo beispielsweise nach einem Issa-Freistoß in der 30. Minute. Doch sein Kopfball verfehlte ohnehin das Rhynerner Tor.

Somit probierte man es aus der Distanz: Daniel Grebe zog in der 39. Minute ab. Westfalia-Keeper Dennis Wegner parierte den Ball. Auch Siegens Trainer Michael Boris hat die erste Halbzeit gar nicht gefallen: „Da haben wir uns zu viele Ballverluste geleistet und hatten Fehler im Spielaufbau“, sprach er das zur Halbzeitpause in der Kabine an. Ein solcher Fehler hätte durchaus zu einem Tor für Rhynern führen können, doch auch hierfür kam der Gegner im Grunde nicht in Frage.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich, außer dem immer stärker werdenden Regenschauer, zunächst nichts. Siegen gab weiter den Ton an, doch Rhynerns Defensive bewahrte die „Null“. „Wir haben in dieser Phase gefühlt 50 mal geflankt, nur einmal hat es gepasst“, kommentierte Michael Boris nach dem Spiel.

Mit der Einwechslung von Sven Michel nach einer guten Stunde kam dann mehr Tempo in das Siegener Offensiv-Spiel und es zeichnete sich schon hier ab, dass Rhynern damit überfordert war. Endlich hatte man ein Mittel gefunden, um den Abwehrriegel der Gäste zu brechen.

Am Mittwochabend konnten die Sportfreunde Siegen den "Joker" setzen und der Konkurrenz enteilen.

Über die Außen kam Siegen nun zu guten Chancen. So beispielsweise schon in der 59. Minute als Julian Jakobs an der Strafraumgrenze im Liegen den Ball zu Alexander Hettich spielte, der in den Sechzehner ging. Sein Schuss wurde abgeblockt, der Nachschuss von Issa Issa mit dem Außenrist ging am Tor vorbei.

Aber auch Rhynern hatte zwischenzeitlich Chancen: Stanislav Iljutcenkos Schuss konnte von Leon Binder noch zur Ecke abgefälscht werden (62.), nach dieser kam Kevin Hagemann am langen Pfosten zum Kopfball, den er knapp neben das Tor von Koczor setzte.

Nach einem Freitstoß in der 69. Minute kam Sven Michel dann auf der rechte Torseite zum Schuss, der Ball aber ging am langen Pfosten vorbei. Es war die Initialzündung zum Siegtreffer.

Denn nur vier Minute später setzte sich ebenfalls Michel über links durch. Den von der Rhynerner Abwehr geklärten Ball bekam dann Issa Issa vor die Füße. Der zog aus 16 Metern ab und traf. Das goldene Tor war gefallen.

Wie befreiend das wirkte, konnte man in der letzten Viertelstunde des Spiels verfolgen. Fast schon im Minutentakt kam Siegen nun zu Chancen. Julian Jakobs‘ Schuss von halbrechter Position ging am langen Pfosten vorbei (74.), nach seiner Vorlage verfehlte auch Rene Lewejohann (75.) per Kopf. Aus der Distanz versuchte es Alexander Hettich daraufhin zweimal (78./79.), ehe auch Leon Binder es per Kopfball versuchte (80.).

Eine Minute später startete Sven Michel erneut auf der linken Außenbahn durch und bediente Hettich in der Mitte, der den Ball verzog (81.). In der 84. Minute konnte Hettich dann nach einer Kopfball-Ablage von Jakobs durchstarten. Sein Pass auf Michel war aber zu ungenau. Michels Flanke erreichte daraufhin zwar noch Lewejohann – Rhynerns Torwart Wegner parierte.

Die Entscheidung in der Partie fiel in der 73. Minute: Issa Issa traf aus 16 Metern ins Schwarze.

Die letzte gute Möglichkeit für Siegen gab es nach einem Issa-Freistoß: Den Kopfball von Sven Michel musste Torwart Dennis Wegner über die Torlatte lenken (88.). Mit dem Schlusspiff war dann ein verdienter Sieg der Sportfreunde besiegelt: „Wir haben nie aufgegeben und am Ende hat man gesehen, dass wir auch die Kondition hatten, um diesen Dreier noch einzufahren“, so Michael Boris zusammenfassend.

Nachdem man eine Stunde lang kein spielerisches Mittel gegen Rhynern fand, lief der Ball in der Schlussphase recht flüssig. Das eine oder andere Törchen wäre da möglicherweise noch drin gewesen. Doch Rhynern war eben „keine Laufkundschaft“.

Sportfreunde Siegen – Westfalia Rhynern 1:0 (0:0).
Siegen: Koczor, Dalman (68., Göbel), Nowak, Binder, Tuysuz, Jakobs, Issa, Grebe (86., Schattner), Sowislo (59., Michel), Hettich, Lewejohann. – Rhynern: Wegner, Maier, Hagemann, Iljutcenko, Fudala (84., Grasteit), Bengsch (77., Firat), Akyüz, Bechtold (46., Scherff), Kaleoglu, Dotor-Ledo, Wurst. – Tore: 1:0 Issa Issa (73.). – Schiedsrichter: Sven Heinrichs (Mönchengladbach). – Zuschauer: 1169.

Bericht: Jürgen Kirsch

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