Siegen-Wittgenstein ist bei der inklusiven Betreuung in Kitas bundesweit spitze!

wS/si  –  Kreis Siegen-Wittgenstein  –  26.06.2012  —  Inklusion: Gestaltung der Generationsaufgabe mit Bedacht und vielen kleinen Schritten  —  Siegen-Wittgenstein nimmt bei der gemeinsamen Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderung in Kindergärten und Kitas bundesweit einen absoluten Spitzenplatz ein! Das machte der Leiter des Landesjugendamtes, Hans Meyer, jetzt bei der offiziellen Auftaktveranstaltung des Kreises Siegen-Wittgenstein zur Inklusion deutlich: Während in NRW die Quote bei 76 % liegt und im Bundesdurchschnitt bei 68 %, werden in Siegen-Wittgenstein weit über 90 % aller Kinder mit Behinderungen in regulären Kindertageseinrichtungen betreut. Das ist eine gute Basis für künftige Entwicklungen, weil das unbefangene miteinander umgehen, wieder ganz neu gelernt werden muss, waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung einig.

In seiner Eröffnungsrede machte Landrat Paul Breuer deutlich, dass es ein weiter und auch steiniger Weg sein werde, die inklusive Gesellschaft zu erreichen. Zum einen, weil es um Bewusstseinsänderungen gehe, die bekanntlich lange dauern und zum anderen, weil viele Menschen, Institutionen, Organisationen und Initiativen mitgenommen werden müssten. „Diese Herausforderung ist eine Generationsaufgabe – eine Aufgabe für eine ganze Generation!“ so Breuer.

Dies untermauerten die verschiedenen Experten des Abends aus ihren jeweiligen Perspektiven. „Wenn Kinder von klein auf gemeinsam aufwachsen, lernen sie automatisch, dass Inklusion ganz selbstverständlich geht“, machte z.B. Dr. Willibert Strunz, Geschäftsführer der LAG Selbsthilfe NRW e.V., deutlich. Er warnte davor, nach dem „Alles-oder-Nichts-Prinzip“ zu handeln. Mit Blick auf die finanzielle Situation der Kommunen, aber auch von Verbänden und Vereinen sei es wichtig, mit kleinen Schritten bzw. Projekten Bewusstseinsänderungen zu bewirken.

Die Wichtigkeit von Projekten im Kleinen unterstrich auch Landesjugendamtsleiter Hans Meyer. „Das Wichtigste ist die Haltung und Qualifizierung im Gesamtprozess“, so Meyer. Dabei verwies der Leiter des Landesjugendamtes darauf, dass nicht die Quote wichtig sei, sondern wie auf vorhandene Bedarfe fachlich reagiert werde.

Prof. Dr. Albrecht Rohrmann, Leiter des Zentrums für Planung und Evaluation Sozialer Dienste (ZPE) an der Universität Siegen, forderte, das selbstverständliche Zusammenleben von behinderten und nichtbehinderten Menschen als beteiligungsorientierten Ansatz zu gestalten. Für den Weg des Kreises, im gesamten Planungsprozess eine breite Beteiligung zu verwirklichen, fand der Erziehungswissenschaftlicher lobende Worte. Er verwies zudem darauf, dass das die Universität großes Interesse habe, den Planungsprozess im Kreis Siegen-Wittgenstein zu begleiten.

Bürgermeister Eckhard Günther unterstrich die Bedeutung der Städte und Gemeinden  bei der erfolgreichen Gestaltung von inklusiven Wohn- und Lebensräumen. „Diese Verantworung wollen wir gerne übernehmen“, sagte Günther bei seiner Begrüßung im Namen der Bürgermeisterkonferenz. Dabei sei es aus kommunaler Sicht immens wichtig, im Blick zu haben, was aufgrund der Haushaltssituation der Städte und Gemeinden leistbar ist und was nicht.

„Klar ist, dass Inklusion nicht zum Nulltarif umzusetzen ist. Wie hoch die Kosten sein werden, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Das wird sich bei der Bestandsaufnahme zeigen, die in Angriff genommen werden muss.“ Mit diesen Worten beantwortete Kreissozialdezernent Helmut Kneppe die Frage aus dem Publikum, wie viele Mittel der Kreis denn für den Planungsprozess vorgesehen habe. „Wenn die Bestandsaufnahme erfolgt ist und wir wissen, was erforderlich ist, dann bin ich zuversichtlich, dass die notwendigen politischen Beschlüsse zur Umsetzung auch gefasst werden.

Reiner Limbach, Beigeordneter für Soziales, Jugend und Gesundheit des Landkreistages NRW, verwies darauf, dass es wichtig ist, dass sich Städte und Gemeinde hinsichtlich ihrer finanziellen Ressourcen abstimmen. „Schließlich geht es nicht darum, wer schneller ist, sondern wie der Prozess insgesamt nach vorne kommt.“

Den Worten Taten folgen zu lassen, forderte Rainer Damerius, Behindertenbeauftragter der Stadt Siegen. Konzepte zu beschreiben sei die eine Sache. „Es ist wichtig, dass mehr und das Richtige getan wird und dazu brauchen wir auch sehr viel mehr Leute, die sich um das Thema kümmern“, so Damerius. Dabei verwies er auf die Statistik, die der Landrat zu Beginn der Auftaktveranstaltung genannt hatte. Demnach leben in Siegen-Wittgenstein etwa 26.000 behinderte Menschen. Da die Landesstatistik nur Personen mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50 erfasse, seien es tatsächlich noch mehr, also keineswegs eine Minderheit.

Mit der Auftaktveranstaltung wurde auch der weitere Planungsprozess angestoßen, der mit dem Start der Arbeitsgruppen nach der Sommerpause in die konkrete Umsetzungsphase eintreten wird.

Bildunterzeile:

Die Referenten mit Torsten Manges (links im Bild etwas verdeckt), der die Auftaktveranstaltung moderiert hat. Von links: Helmut Kneppe (Kreissozialdezernent), Rainer Damerius (Behindertenbeauftragter der Stadt Siegen), Hans Meyer (Leiter des Landesjugendamte Westfalen-Lippe), Reiner Limbach (Beigeordneter für Soziales, Jugend und Gesundheit des Landkreistages NRW,  Dr. Willibert Strunz (Geschäftsführer der LAG Selbsthilfe NRW e.V.) und Prof. Dr. Albrecht Rohrmann (Leiter des Zentrums für Planung und Evaluation Sozialer Dienste an der Universität Siegen).

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