Stadtentwicklungsausschuss informiert sich bei SMS Siemag aus erster Hand

wS/hi  –  Stadt Hilchenbach  –  05.07.2012  –  Eine hochinteressante Führung konnten die Mitglieder des Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehrsplanung der Stadt Hilchenbach vor Kurzem bei der SMS Siemag in Dahlbruch erleben. Begleitet wurden Gerhard Lattek, Ulrich Bensberg, Uwe Haberkamm, Helmut Kaufmann, Dr. Hans Christhard Mahrenholz, Ralph Müller, Christiane Natusch, Karl Reinke, Günter Sperzel und Michael Stötzel dabei von Bürgermeister Hans-Peter Hasenstab, Fachbereichsleiter Hans-Jürgen Klein und Wirtschaftsförderer Kyrillos Kaioglidis.

In seiner Begrüßung betonte der Leiter der Produktion Dr. Wolfgang Weis die Bedeutung und Vorteile des in Dahlbruch bestehenden „Integrierten Produktionswerkes“. Dieses bietet an einem Ort die Verbindung von der Konstruktion bis zur Fertigung. Durch den effektiven Austausch zwischen den Arbeitsgebieten können erhebliche Synergien und Verbesserungen in den Prozessen erzielt werden. Außerdem ist diese Verbindung mitentscheidend dafür, dass die SMS Siemag dauerhaft die höchsten Ansprüchen genügende Qualität ihrer Produkte gewährleisten kann und sich darüber die weltweite Marktführerschaft erhält. Immerhin etwa 800 der insgesamt 2.200 Mitarbeiter in Dahlbruch arbeiten in der Fertigung, in der Anlagenteile bis zu 400 Tonnen Gewicht an einem Stück bearbeitet und hergestellt werden können.

Im Anschluss an die Begrüßung führte Montageleiter Walter Nietsch durch den Betrieb. Nach der Theorie hatten die Besucher hier das Glück, in der Fertigung tatsächlich beeindruckende Produkte zu sehen, wie ein 300 Tonnen schweres Anlagenteil, dass in Kürze nach Dänemark ausgeliefert werden muss. Walter Nietsch machte bei seinem Rundgang bewusst deutlich, dass das Thema „Energie“ einen immer höheren Stellenwert gewinnt. Mittlerweile beschäftigt sich bei der SMS Siemag eine eigene Abteilung mit dem Energiesparen und hierbei insbesondere mit der Wärmerückgewinnung.

Deutlich führte Walter Nietsch den Besuchern auch vor Augen, welche sichtbaren Unterschiede zwischen den bereits neu- und umgebauten Hallen und den bisherigen besteht. Er betonte dabei, welche Bedeutung die erheblichen Investitionen der SMS Siemag in den letzten Jahren für die Region haben, denn durch die vielen Aufträge profitieren zahlreiche Handwerksbetriebe vor Ort von dieser Modernisierung.

Zum Abschluss der Betriebsbesichtigung ging auch Dr. Wolfgang Weis anhand von Schautafeln nochmals auf die Veränderungen auf dem Betriebsgelände durch die erheblichen Investitionen in Höhe von etwa 80 Millionen Euro ein. Ende 2013/Anfang 2014 soll die weitgehende Modernisierung abgeschlossen sein. Etwa die Hälfte der Hallen und Gebäude wird die SMS Siemag dann in den letzten Jahren zeitgemäß neu- oder umgebaut haben.

Berücksichtigt bei diesem Konzept für die Umgestaltung des Betriebsgeländes hat das Unternehmen auch, die Anlieferung von der Auslieferung räumlich zu trennen. Spürbar sind die positiven Auswirkungen dieser Überlegung für alle Verkehrsteilnehmer in Dahlbruch daran, dass der vorher übliche Stau im Bereich von An- und Auslieferung durch LKWs auf der Bundesstraße B 508 weitgehend ausbleibt.

Mit diesem Hinweis leitete Dr. Wolfgang Weis elegant auf das Thema Verkehr über, das für den Stadtentwicklungsausschuss Anlass für den Wunsch nach einer Betriebsbesichtigung gewesen war.

Der Leiter der Logistik, Ralph Helsper, betonte dazu einleitend, dass es bei dem aktuell von der SMS Siemag öffentlich gemachten Thema nicht um den Stau auf der Bundesstraße und um den Bau von Umgehungsstraßen oder der Route 57 geht. Nicht einmal der Straßenzustand in der Region ist für die von dem Unternehmen angesprochenen Probleme bei den zu leistenden Schwerlast- und Großraumtransporten entscheidend. „Uns geht es um eine deutschlandweite Betrachtung, insbesondere der Strecken zu den Häfen. Mit unserem Vorstoß wollen wir das Denken über Ländergrenzen hinweg anregen“, erklärte der Logistik-Fachmann zur Zielrichtung. Gleichzeitig machte er deutlich, dass viele Unternehmen im Kreis Siegen-Wittgenstein und der Region Südwestfalen mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben und die SMS Siemag lediglich Vorreiter ist. „Die Transportprobleme gefährden Arbeitsplätze in größerem Umfang“, sprach Ralph Helsper seine Sorge klar an.

Anschließend ging er ins Detail, um den interessierten Gästen, die derzeit schwierige Situation nahe zu bringen.

Demontage und Montage sind mit Aufwand und Risiko für die Qualität verbunden, so dass Anlagen aus wirtschaftlicher Sicht in möglichst großen Stücken transportiert werden sollten. Die Möglichkeiten, die Bahnstrecken für Schwerlasttransporte zu nutzen, sind begrenzt durch die Höhen und Breiten von Tunneln, den notwendigen Gleisanschluss beim Empfänger und die für diesen Zweck lediglich zur Verfügung stehende Anzahl von vier geeigneten Waggons in Deutschland. Entsprechend problematisch ist die Planung solcher Transporte.

Dies gilt, wenn auch aus anderen Gründen, in vergleichbarer Weise für die Straße. Während 2007 noch Ladungen bis etwa 360 Tonnen Gewicht auf diesem Weg transportiert werden konnten, sind heutzutage Schwerlasttransporte nur noch bis maximal 140 Tonnen möglich. Hauptgrund ist die Tragfähigkeit der in die Jahre gekommenen Brücken, zum Beispiel auf der Autobahn A 45. Weil die bisherigen Nutzungen deutlich höher gewesen sind als bei der Planung der Bauwerke angenommen, werden die zur Befahrung zugelassenen Gewichte immer wieder, teilweise auch kurzfristig, heruntergesetzt. „Mittlerweile sind die notwendigen Prüfungen teurer als der Transport selbst“, machte Ralph Helsper die Zwangslage seines Unternehmens deutlich. Dies untermauerte er mit der Zahl von 200 Transporten, die sich die SMS Siemag jährlich genehmigen lassen muss. Allerdings besteht die dargestellte Problematik für viele Unternehmen in ganz Deutschland, da die „Infrastruktur bundesweit einfach nicht mehr in Ordnung ist“.

Besonders bemängelte der Leiter der Logistik die fehlende Planungssicherheit, um daraus gleich eine vom Unternehmen angestrebte Lösung abzuleiten: Ziel sind ein bis drei Strecken, die dauerhaft für Schwer- und Großraumtransporte zur Verfügung stehen. Diese sollten dann kurzfristig in einen entsprechenden Zustand gebracht und dauerhaft in einem solchen gehalten werden. Ziele dieser Strecken müssten in Nordrhein-Westfalen die Häfen der Binnenschifffahrt sein.

Auf diesem Weg setzt die SMS Siemag auf die Unterstützung der IHK Siegen. Diese hat eine Studie in Auftrag gegeben, die Vorschläge für die geeignetsten Strecken für Schwerlasttransporte ergeben soll. Um die Durchführbarkeit dieser Transporte in Deutschland insgesamt auch für die Zukunft sicherstellen zu können, wäre, so führte Ralph Helsper aus, ein Masterplan sinnvoll. Dieser sollte zum Ziel haben, Schwerlastrouten im gesamten Bundesgebiet genau festzulegen und instand zu setzen.

Unterstützung in seiner Darstellung erhielt Ralph Hesper vom Leiter Materialwirtschaft und Versand, Andreas Stettner. Dieser betonte, dass dringend das Denken der Entscheidungsträger verändert werden müsste. Fest machte er dieses fehlende Problembewusstsein an der Tatsache, dass selbst heute noch Brückenneubauten erfolgen, die nicht auf den Bedarf für den Schwerlastverkehr ausgerichtet sind. Da dies ein Problem der Region ist, appellierte er an die Ausschussmitglieder flächendeckend Druck über die einheimischen Landes- und Bundestagsabgeordneten auf die Regierungen in Land und Bund aufzubauen, um so Gehör für die Transportprobleme zu finden.

Die intensive Darstellung der Thematik löste Betroffenheit aus, denn eines war allen Beteiligten bewusst: Die fehlenden Verkehrsverbindungen für Schwerlast- und Großraumtransporte können langfristig die Produktion der SMS Siemag am Standort Dahlbruch gefährden.

Zum Abschluss des sich anschließenden Meinungsaustausches zwischen Firmenvertretern und Kommunalpolitikern sagte der Ausschussvorsitzende Gerhard Lattek daher zu, das Anliegen der SMS Siemag intensiv zu unterstützen und die bestehenden Kontakte auf Bundes- und Landesebene dafür zu nutzen. Er bedankte sich für die Führung durch den Betrieb und die aufschlussreiche Information.

Fotos: Die Gäste und ihre Gastgeber vor einer Warmblechrichtmaschine

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