Operationsverfahren Jung-Stilling-Krankenhaus hat bundesweit Seltenheitswert

wS/dsw  –  Siegen  –  13.02.2013  –  Im Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus Siegen gibt es ein Operationsverfahren, das bundesweit Seltenheitswert hat. Durch einen Nerventransfer macht Chefarzt Professor Dr. Veit Braun (Neurochirurgie) verletzte Nerven wieder funktionsfähig. Auf diese Weise ermöglicht er Betroffenen, ihre Hand wieder zu bewegen. „Das Verfahren eignet sich für viele querschnittsgelähmte Patienten und Menschen, deren Nerven im Rückenmark geschädigt sind“, erklärt Braun. Letztere würden sich diese Verletzung meistens bei einem Sport- oder Verkehrsunfall zuziehen.

Generell ermögliche der Eingriff den Betroffenen beider Krankheitsbilder, beispielsweise wieder mit der Hand zu greifen oder zu schreiben. „Während der Operation werden gesunde Nerven des Ellenbogens auf den verletzten Handnerv übertragen“, erklärt Braun. Die Operation als solche sei dabei jedoch nur der erste Schritt. Anschließend müsse der Patient aktiv mitwirken und geduldig mit sich selbst sein: „Nach dem Eingriff ist eine Physiotherapie nötig, um die Handmuskeln langsam wieder aufzubauen.“ Rund ein Jahr könne es dauern, bis die Hand wieder beweglich ist. Dass Betroffene im Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus überhaupt mit diesem Verfahren operiert werden können, geht auf eine Kooperation des Chefarztes mit Professor Susan Mackinnon zurück: Seit Jahren arbeitet Braun mit der amerikanischen Chirurgin zusammen. Mackinnon entwickelte die Operationstechnik. Und nicht nur das: Laut Braun hat die plastische Chirurgin „völlig neue und innovative Verfahren“ des Nerventransfers erforscht. Mackinnon sei die erste gewesen, die bei einem querschnittsgelähmten Menschen die Funktion der Hand wiederherstellte. „Sie ist die weltweit erste Adresse für Operationen peripherer Nerven“, erklärt Braun. Um Forschungsergebnisse von Mackinnon für das Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus nutzen zu können, steht nunmehr aber nicht nur der Chefarzt mit der weltweit führenden Spezialistin im Austausch. Auch angehende Neurochirurgen der Klinik pflegen einen Kontakt zu Mackinnon. Ein Stipendium der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie ermöglichte Assistenzärztin Petra Haber, sich von Mackinnon ausbilden zu lassen. An der Universität von St. Louis (Washington University School of Medicine) lernte Haber drei Monate lang, wie verletzte Nerven operiert werden. „Für Patienten und Mediziner ist es entscheidend, wenn deutsche Ärzte dieses Operationsverfahren beherrschen“, sagt Braun. Dass eine seiner Assistenzärztinnen bei Mackinnon hospitieren konnte, macht den Chefarzt stolz: „Bei Susan Mackinnon lernen zu dürfen, ist für jeden Mediziner eine Ehre.“ Mit Haber sei nun eine Ärztin mehr auf dem Weg zur Spezialistin. Während ihres Aufenthalts konnte Haber einen wichtigen Grundstein für ihre fachliche Entwicklung legen. Mit nach Siegen brachte die Assistenzärztin dabei unter anderem Erkenntnisse über neue Verfahren, mit denen die Funktionsfähigkeit von Nerven getestet werden kann. Täglich war Haber bei Operationen an der Seite von Mackinnon. „Auch während Sprechstunden, Voruntersuchungen und in der Nachbetreuung lernte ich von ihrem enormen Fachwissen“, sagt die Assistenzärztin. Erfahrungen sammelte sie hier ebenso aufgrund der vielen Patienten, die innerhalb der drei Monate von Mackinnon behandelt wurden und aus der ganzen Welt anreisten: „Jeder Patient ist anders, deshalb sind auch die Voruntersuchungen bedeutend“, erläutert Haber. Hierbei gelte es festzustellen, ob eine Operation überhaupt in Frage kommt. Das hänge unter anderem vom betroffenen Nerv und den umliegenden ‚gesunden’ Nervensträngen ab. Auch der Operationszeitpunkt ist entscheidend: „Ist die Hand überhaupt nicht mehr beweglich, muss eine Operation innerhalb der ersten neun Monate erfolgen“, erläutert Haber. Später hätte sich der Muskel in den meisten Fällen schon zu stark zurückgebildet und könne trotz funktionsfähigem Nerven nicht mehr beansprucht werden. „Viel zu oft finden sich Betroffene damit ab, dass sie ihre Hand nicht mehr benutzen können“, sind sich Braun und Haber einig. Dabei könne mit dieser Operation auch in Deutschland vielen Menschen geholfen werden.

Auf dem Weg zur Spezialistin für Nervenoperationen: Petra Haber (Assistenzärztin in der Neurochirurgie des Ev. Jung-Stilling-Krankenhauses) lernte bei einer weltweit führenden Spezialistin, verletzte Nerven wieder funktionsfähig zu machen.

Mit einem neuen Operationsverfahren ermöglicht Professor Dr. Veit Braun (Chefarzt der Neurochirurgie am Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus Siegen) vielen Patienten, ihre Hand wieder zu bewegen. Assistenzärztin Petra Haber erlernte dieses Verfahren bei der weltweit führenden Spezialistin für diese Operationen in Amerika (von links).

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