Schlau Strom kaufen

Mit der neuen Online-Anwendung „energysim“ können Unternehmen bis zu 34 Prozent Energiekosten sparen. Der Strom-Preisrechner wurde im Rahmen des Projektes „Living Lab Energy & Environment“ mit Beteiligung der Universität Siegen entwickelt.

(wS/red) Siegen 18.07.2016 | Metall-Schrott wird im Hochofen bei großer Hitze zu Stahl geschmolzen. In Papierfabriken müssen Papierbahnen aufwendig gepresst und entwässert werden, damit glattes Papier entsteht. Prozesse, die enorm viel Energie fressen – entsprechend hoch sind die Kosten für die Unternehmen. Aber auch Betriebe aus weniger energieintensiven Branchen können beim Strom viel Geld sparen. Die im Forschungsprojekt „Living Lab Energy & Environment“ entwickelte Online-Anwendung „energysim“ hilft, den Stromeinkauf zu optimieren. Die Kosten lassen sich so um bis zu einem Drittel senken.

Der Leiter des „Living Lab Energy & Environment“, Nico Castelli, an seinem Arbeitsplatz. (Foto: Uni)

Der Leiter des „Living Lab Energy & Environment“, Nico Castelli, an seinem Arbeitsplatz. (Foto: Uni)

„Energysim“ verknüpft dazu die individuellen Energieverbrauchsdaten mit dem tagesaktuellen Strompreis an der Börse. Alles, was ein Unternehmen braucht, um das Programm zu nutzen, ist sein so genanntes Lastprofil. Es kann beim jeweiligen Stromanbieter angefordert werden und zeigt den Stromverbrauch für ein gesamtes Jahr im Viertelstundentakt. „Lädt man das Lastprofil hoch, bekommt man eine genaue Analyse“, erklärt Nico Castelli, Leiter des Projektes „Living Lab Energy & Environment“: „Die Anwendung macht das Lastprofil als Kurve sichtbar und bereitet es auf. Man kann sich zum Beispiel ein typisches Wochen- oder Monatsprofil seines Stromverbrauchs anzeigen lassen.“

Im zweiten Schritt werden die individuellen Verbrauchsmuster mit tagesaktuellen Daten vom Strommarkt und einer Prognose über den Preisverlauf verknüpft, erklärt Castelli weiter: „Energysim errechnet so den ,fairen Strompreis‘. Das ist der Preis, den das jeweilige Unternehmen erzielen könnte, wenn es seinen Strom zu den günstigsten Konditionen selbst an der Börse kaufen würde.“ Auch wenn Betriebe den direkten Bezug nicht planen, hat es Sinn, den fairen Strompreis zu kennen, sagt Castelli: „Man kann ihn als Grundlage nehmen, um mit Anbietern zu verhandeln.“ Auch vorhandene Stromlieferverträge oder erhaltene Angebote können Betriebe von „energysim“ bewerten lassen. Unternehmen, die den Preisrechner nutzen, sparen im Schnitt 22 Prozent Stromkosten, haben Castelli und sein Team beobachtet – „und das ohne intern irgendetwas zu verändern.“

Screenshot der Anwendung „energysim“.

Screenshot der Anwendung „energysim“.

Die Forschung im Rahmen des Projektes „Living Lab Energy & Environment“ geht allerdings über die Entwicklung der Strompreis-Anwendung hinaus: Gemeinsam mit verschiedenen Unternehmen arbeiten Wissenschaftler/innen der Uni Siegen an einem neuartigen, flexiblen Energiemanagementsystem. Unternehmen sollen damit in die Lage versetzt werden, ihren Energieverbrauch systematisch zu senken. „Das System soll einfach zu bedienen sein und sich flexibel an die Anforderungen unterschiedlicher Betriebe anpassen lassen“, erklärt Projekt-Leiter Castelli: „Damit das gelingt, forschen wir von Anfang an praxisnah und nutzerorientiert – also in unseren Living Lab-Unternehmen.“

Ein Prototyp des Energiemanagementsystems steht schon. Bis zum Ende des Projektes im März 2017 wird er zusammen mit den Partnerunternehmen noch evaluiert und weiterentwickelt. Die Online-Anwendung „energysim“ kann dann in das Energiemanagementsystem integriert werden, sie lässt sich aber auch unabhängig davon nutzen. Betriebe, die den Preisrechner ausprobieren möchten, können sich dazu jederzeit unverbindlich über den Link https://energysim.de anmelden. Während der Projektlaufzeit ist die Anwendung noch kostenfrei. Danach muss die Nutzung aktiv verlängert werden. Der Preis richtet sich dann nach dem jeweiligen Stromverbrauch des Unternehmens.

An dem Projekt „Living Lab Energy & Environment“ beteiligt sind die Lehrstühle „Wirtschaftsinformatik und Neue Medien“, „Human Computer Interaction“ und „Entrepreneurship und Sustainability“ sowie das Department Mathematik. Als Partner gewonnen werden konnten neben der universitären Ausgründung statmath auch die devolo AG aus Aachen, die Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserversorgung im VKU (ASEW), die Sparkasse Siegen, die QOSIT Informationstechnik GmbH aus Siegen und das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik. Das NRW-Umweltministerium fördert das Forschungsprojekt mit rund 1,8 Mill. Euro.

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