Mehrsprachigkeit bei Kindern fördern

21 „Elternbegleiterinnen“ ausgebildet

(wS/red) Siegen 10.05.2018 | „Ich war selbst als Mutter in einer „Rucksack Kita“-Gruppe, als meine Töchter im Kindergarten waren. Als ich dann gehört habe, dass man sich zur `Elternbegleiterin` für eine solche Gruppe ausbilden lassen kann, wusste ich sofort: Das will ich machen!“, erzählt Aynur Demircioğlu. Sie ist eine von 21 Frauen, die jetzt als „Elternbegleiterinnen“ für die Sprachbildungs-Programme „Griffbereit“, „Rucksack Kita“ und „Rucksack Schule“ geschult wurden. Das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Siegen-Wittgenstein hat die Frauen im letzten halben Jahr ausgebildet. Ute Gieseler, Leiterin des Schulverwaltungsamtes, dem das Kommunale Integrationszentrum zugeordnet ist, hat jetzt im Kulturhaus Lÿz die Abschlusszertifikate überreicht.

21 Frauen haben jetzt ihre Zertifikate als „Elternbegleiterinnen“ bekommen und werden bei verschiedenen Sprachbildungsprogrammen in Kitas und Schulen tätig sein. (Foto: Kreis)

Die Sprachprogramme „Griffbereit“, „Rucksack Kita“ und „Rucksack Schule“ sollen die Mehrsprachigkeit in Familien fördern: „Wenn die Mehrsprachigkeit von Familien mit Zuwanderungsgeschichte wertgeschätzt wird, führt dies dazu, dass dort die Familiensprachen besser gelernt werden“, betont Francesca Ricciardi, eine Kursteilnehmerin. „Und dies wiederum eröffnet die Chance, darauf aufbauend auch die deutsche Sprache gut lernen zu können.“ Die Idee hinter den Sprachförderprogrammen ist, dass ein Kind eine Zweitsprache (Deutsch) dann erfolgreich lernt, wenn es auch die Familiensprache gut beherrscht. Man ist sich mittlerweile darüber einig, dass das für eine erfolgreiche Bildungsbiografie unerlässlich ist. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass darüber hinaus die Eltern eine vertrauensvolle Anbindung an die Einrichtungen erfahren, in denen sie „auf Augenhöhe“ angenommen werden, so dass dort konstruktive Erziehungspartnerschaften entstehen.

Allen drei Programmen ist gemeinsam, dass sich in den Institutionen einmal pro Woche Eltern mit Zuwanderungsgeschichte treffen, die von einer „Elternbegleiterin“ angeleitet werden. Dort greifen die Gruppen Inhalte in den Familiensprachen auf, die mit den Kindern in ihren Gruppen im Kindergarten oder in ihren Klassen in der Schule auf Deutsch bearbeitet werden. So findet eine parallelisierte Förderung statt, an der die Eltern mit den Kindern zu Hause weiter arbeiten können. Zur Unterstützung stellt das Kommunale Integrationszentrum Elternmaterialien in verschiedenen Sprachen zur Verfügung. Beim Programm „Griffbereit“ z.B. gibt es die Unterlagen auf Deutsch, Albanisch, Arabisch, Bulgarisch, Englisch, Farsi, Französisch, Griechisch, Kroatisch, Kurdisch, Italienisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Türkisch und Vietnamesisch.

Die zentrale Rolle spielen dabei die „Elternbegleiterinnen“. Die Frauen haben in der Regel ebenfalls eine interkulturelle Familiengeschichte und leben mindestens zweisprachig – häufig sind sie selbst Eltern von Kindern aus den Einrichtungen. Ihnen ist wichtig, dass die Familiensprachen gefördert werden, denn, wie Kursteilnehmerin Hatice Çatoğlu einräumt: „Ich merke, dass meine Kinder Schwierigkeiten mit der türkischen Sprache haben. Nicht beim Sprechen, das funktioniert sehr gut, aber im schriftlichen Bereich dürfen sie sich durchaus noch steigern.“ Es gilt, aus solchen Erfahrungen zu lernen und dieses Wissen an andere Eltern mit Zuwanderungsgeschichte weiterzugeben.

Mit großem Engagement leiten bereits tätige „Elternbegleiterinnen“ im Kreis Siegen-Wittgenstein Gruppen in Kindergärten, Kitas, Familienzentren und Schulen an. Sie leisten den wichtigsten Beitrag zum Gelingen der Programme „Griffbereit“, „Rucksack Kita“ und „Rucksack Schule“, die wertvolle Instrumente zur Förderung der Mehrsprachigkeit darstellen. Sie unterstützen Kinder mit Migrationsgeschichte bei der Gestaltung einer erfolgreichen Lernbiografie und schaffen einen positiv besetzten Zugang zu den Institutionen für deren Eltern. Dabei greifen sie neben den erwähnten Inhalten Aspekte auf, die die Eltern einbringen: Fragen zur Erziehung, kulturelle Missverständnisse und ähnliches.

Fragen beantworten gerne die beiden zuständigen Mitarbeiter des Kommunalen Integrationszentrums: Veli Aydin (Tel. 0271 333-2324) oder Karsten Burkardt (Tel. 0271-333-2326).

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