Uni Siegen – Energie sparen mit Hilfe der Digitalisierung

(wS/red) Siegen 15.07.2019 | Die Universität Siegen leitet im Rahmen des „Leitmarktwettbewerbs EnergieUmweltwirtschaft.NRW“ ein Verbundprojekt.

Ziel ist die Steigerung der Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.

Die Region Siegen-Wittgenstein und Südwestfalen ist geprägt von mittelständischen Unternehmen, zahlreiche „Hidden Champions“ sind hier zu Hause. Wo Maschinen zum Einsatz kommen, wird auch Energie verbraucht, die sich häufig einsparen ließe. Um Einsparpotenziale zu erkennen, müssen allerdings bestimmte Daten vorliegen und ausgewertet werden. Genau dabei wollen WissenschaftlerInnen der Universität Siegen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Rahmen des neuen Forschungsprojektes sustainKMU (Mitarbeiterzentrierte Qualifizierung und digitale Assistenz zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz in KMU) helfen. „Wir erforschen, wie wir digitale Technologie einsetzen können, um das Energiemanagement für KMU zu vereinfachen. Dadurch möchten wir etablierte Verfahren effizienter machen und unterstützen“, erklärt Nico Castelli, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fakultät III (Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsrecht) der Uni Siegen und Leiter des Projekts. Unternehmen müssen also nicht zwingend neue, teure Maschinen kaufen, um in Zukunft Energie und Kosten zu sparen. In einem Vorgängerprojekt ist vom Partner si-automation GmbH zum Beispiel bereits eine Nachrüstlösung entwickelt worden, die alte Maschinen fit für die Digitalisierung macht, um Energiedaten digital zu erfassen.

„Es ist für uns das dritte Energieeffizienzprojekt in Folge. Fast immer haben wir dabei mit den gleichen Partnern zusammengearbeitet. Das hilft uns natürlich sehr“, freut sich Castelli über die Fortführung der erfolgreichen Kooperation mit einigen bekannten Partnern aus der Industrie. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert im Rahmen des „Leitmarktwettbewerbs EnergieUmweltwirtschaft.NRW“ 19 Vorhaben, darunter das Projekt „sustainKMU“, dem die Uni als Leiter vorsteht. Das Land hat für das Projekt insgesamt rund 1,6 Millionen Euro bewilligt, das Gesamtvolumen wird etwa 2,4 Millionen Euro betragen. Bis Ende 2022 geht es darum, Firmen und ihre MitarbeiterInnen fit für eine energiesparende Zukunft zu machen. Dafür gibt es verschiedene Ansätze, die zum Teil aus den vorherigen Projekten hervorgegangen sind und nun erweitert werden sollen.

„Wir glauben daran, dass durch die anwendungsangemessene Analyse und Auswertung digitaler Daten die Energieeffizienz in Unternehmen gesteigert werden kann. Dafür brauchen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Betrieben das richtige Werkzeug“, erklärt Castelli. Um festzustellen, wo Bedarf besteht, gehen die ForscherInnen der Uni in die Betriebe. So sollen passgenaue Lösungsansätze entwickelt werden. Dabei ist es besonders wichtig, die MitarbeiterInnen in den Unternehmen zu integrieren. Der Meister oder die Maschinenführerin soll etwa mit den richtigen digitalen Werkzeugen dazu befähigt werden, sein Wissen mit den gelieferten Daten zu verknüpfen, um Optimierungspotenziale zu erkennen. In welchen Zeiten lohnt es sich zum Beispiel, die Maschine komplett abzustellen? Wann ist hingegen der Standby-Modus sinnvoll? „Solche Optimierungspotenziale sollen im Idealfall automatisiert erfasst werden, um den Mitarbeiter aktiv zu unterstützen und auf Auffälligkeiten hinzuweisen“, sagt Castelli.

In einem weiteren Schritt könnten Unternehmen ihre Energiedaten in einer dezentralen Infrastruktur – etwa einer Blockchain – speichern. So sind Auswertungen in Bezug auf Auditierungen oder gesetzliche Vorgaben möglich: Ist der Betrieb der Maschinen ressourcenschonender geworden? Erreicht das Unternehmen seine Energieziele? Werden gesetzliche Vorgaben eingehalten?

Zum Projekt gehört neben der technischen Entwicklung auch die Fortbildung von MitarbeiterInnen in Unternehmen, die den Umgang mit dem System und die Auswertung der Daten erlernen sollen. Dies soll aber möglichst einfach gehalten werden, es müsste niemand IT-Experte sein, so Nico Castelli: „Die Technologie soll die Komplexität aus der Sache herausnehmen.“

Hintergrund

Am Projekt „sustainKMU – Mitarbeiterzentrierte Qualifizierung und digitale Assistenz zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz in KMU“ sind WissenschaftlerInnen aus verschiedensten Forschungsbereichen der Universität Siegen beteiligt: der Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik und Neue Medien von Prof. Dr. Volker Wulf (Projektkoordinator), der Lehrstuhl Stochastik und Quantitative Methoden der Wirtschaftswissenschaften von Prof. Dr. Alfred Müller sowie der Bereich IT-Sicherheit und Verbraucherinformatik von Prof. Dr. Gunnar Stevens. Dazu kommen als Partner aus der Industrie Slawinski & Co., statmath, ASEW und si-automation.

Der Leitmarktwettbewerb

Im Leitmarktwettbewerb EnergieUmweltwirtschaft.NRW wurden aus 50 eingereichten Projekten 19 Vorhaben ausgewählt und gefördert. „Die exzellente Forschung an den Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen ist entscheidend für die Stärke der hiesigen Energie- und Umweltwirtschaft. Die Bedeutung der traditionell guten Zusammenarbeit von Hochschulen, Forschungsinstituten und Unternehmen wird durch die nun ausgewählten Projekte eindrucksvoll bestätigt“, sagte Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen in einer Pressemitteilung des Landes NRW.

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