(wS/red) Wilnsdorf 12.03.2021 | Echtes Engagement für virtuelles Angebot
„Programmieren ist wie Mathematik, man arbeitet mit Formeln und Variablen, und sucht sich seinen Lösungsweg“. Wer Jannik Witsch zuhört, meint einen berufserfahrenen Softwareentwickler vor sich zu haben, so leicht kommen dem jungen Wilnsdorfer die erklärenden Worte über die Lippen. Dabei steht er ganz am Anfang seines beruflichen Werdegangs, genauer gesagt sogar noch auf der Schwelle: Der 16-Jährige besucht derzeit die Abschlussklasse in der Realschule Wilnsdorf und hat den Vertrag für eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration in der Tasche. Erste Erfahrungen kann er aber schon vorweisen, denn im Alleingang hat er den „digitalen Jugendtreff Wilnsdorf“ aufgezogen, mithilfe des Onlinedienstes Discord.
Entsprechend stolz ist Jugendtreffleiterin Sarah Baltrock auf ihren Schützling. „Als Jannik vor drei Jahren zum ersten Mal den JuWi betrat, war er noch ganz zurückhaltend“, erinnert sich die Diplompädagogin, „aber er taute innerhalb kürzester Zeit auf, kam super in der Gruppe an und bringt sich seitdem aktiv ein, wo immer er kann“. Nicht ganz verwunderlich, dass er auch zur Stelle war, als der Jugendtreff im vergangenen März coronabedingt schließen musste. Mit Schaudern denkt Baltrock zurück: „Mir war sofort klar, dass wir irgendeine digitale Alternative schaffen müssen. Der Jugendtreff ist mehr als ein Ort, an dem Freunde abhängen und Billard spielen. Er ist ein wichtiger Gesprächs- und Rückzugsraum, den die Jugendlichen gerade in schwierigen Zeiten brauchen“.
Während Baltrock noch überlegte, welche Onlinemöglichkeiten es gäbe, war Jannik schon einen Schritt weiter. „Discord hatte ich vorher schon genutzt und mich auf privaten Servern mit meinen Freunden getroffen, um gemeinsam mit ihnen zu spielen oder einfach nur zu quatschen“, erzählt der Wilnsdorfer. „Also dachte ich mir, so einen Server könnte ich doch auch für den JuWi einrichten“. Gesagt, getan. Innerhalb weniger Tage baute Jannik den Jugendtreff buchstäblich im virtuellen Raum nach. Der Server bekam verschiedene Kanäle für Text- und Sprachchats, wie die Küche, den Billardraum, die Sitzecke und ein Büro für Einzelgespräche. Und Jannik dachte noch weiter: „Der digitale Jugendtreff sollte natürlich genauso sicher sein wie der echte, also überlegte ich mir Sicherheitsmechanismen, damit keine unbekannten Nutzer eindringen können und der Server auch nur zu festgelegten Zeiten besucht werden kann“.
Als er den Entwurf schließlich der Jugendtreffleitern präsentierte, war sie sofort begeistert, „und zwar nicht nur allein von der Idee, sondern vor allem von der Ernsthaftigkeit, mit der Jannik den digitalen Jugendtreff umsetzte. Er machte sich Gedanken über Sicherheitskonzepte und Verhaltensregeln und schrieb sogar detaillierte Anleitungen für Administratoren, damit wir den Server auch in seiner Abwesenheit kompetent betreuen können“, zählt Baltrock beeindruckt auf. Nachdem der digitale Jugendtreff dann offiziell Anfang April zum ersten Mal seine virtuelle Tür öffnete, erntete Jannik auch von den Nutzern das verdiente Lob. „Vor allem unsere jüngeren Gäste haben das Angebot sofort angenommen und sind seitdem regelmäßig auf dem Server unterwegs“, berichtet Baltrock.
Weil sich der digitale Treffpunkt schnell herumsprach, baten auch bald Jugendliche aus umliegenden Kommunen um Einlass. Schon entstand die nächste Idee: ein kreisweiter Jugendtreff. Und natürlich richtete Jannik auch diesen Server ein, der vor kurzem mit Unterstützung der anderen Jugendtreffleiter an den Start ging. Parallel arbeitet Jannik ständig an der Weiterentwicklung und Verbesserung seiner Projekte, „zuletzt habe ich ein kleines Programm geschrieben, das automatisch unerwünschte Wörter oder Redewendungen aus dem Chat herausfiltert“.
Jetzt hofft er, dass ihm die anstehende Ausbildung noch Zeit lässt, die digitalen Jugendtreffs weiter zu betreuen. „Falls wir den Discord-Server überhaupt noch brauchen, wenn wir eines Tages wieder in den realen JuWi zurückkehren können“, da ist Jannik Witsch realistisch. Sarah Baltrock ergänzt: „Zumal wir den Wilnsdorfer Jugendtreff gerade umbauen und renovieren, danach wird der JuWi richtig toll aussehen, da kann keine Onlinevariante mithalten“. Aber bis dahin wird noch etwas Zeit vergehen, in der der digitale JuWi dreimal pro Woche seine Tür öffnet. Und dahinter warten Jannik Witsch, Sarah Baltrock und Mitarbeiterin Yvonne Winnen auf ihre Gäste.
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