NeustartKultur im Café Basico

(wS/red) Kreuztal 17.05.2022 | OpenAir-Rudelsingen als Highlight

Welche Dramatik: Während der Brand der Kreuztaler Stadthalle die eine Kulturstätte in Kreuztal vernichtete, fand 800 m weiter im Café Basico eine Information über den dortigen kulturellen Neustart statt. Eine bizarre Situation. Dennoch ist es Klaus Vetter, der das Café Basico in den zurückliegenden Jahren im wahrsten Sinne des Wortes aufgebaut hat und betreibt, gelungen, den Blick auf das Positive zu richten: »Wir sind so froh und dankbar, dass wir die Corona-Pause dank vieler Spenden und Unterstützungen wirtschaftlich überstanden haben. Jetzt geht es endlich wieder richtig los.« Das bedeutet, dass wieder ohne Einschränkungen getanzt – das Café Basico hat sich u. a. zu einem europaweit bedeutenden Tangozentrum entwickelt – und Kulturveranstaltungen nicht mehr nur geplant und organisiert werden, sondern letztlich auch verlässlich stattfinden können. Die Freude bei Vetter und seinem Team ist groß. Obwohl sie während der Corona-Pause nicht untätig waren, im Gegenteil: Das Café Basico hat von der Bahnbrücke in Buschhütten aus eine neue, nunmehr durchweg geteerte Zufahrt bekommen, so dass man jetzt besser zu dem ehemaligen Lokschuppen hinter dem Bahnhof gelangt. Die Außenanlagen wurden umgestaltet, die Waggons endgültig für Übernachtungsgäste umgebaut, der Ausbau einer zweiten, noch größeren Halle für kulturelle Veranstaltungen hat begonnen.

Und es wurden neue Veranstaltungsformate entwickelt: Mehr Tanz und mehr Kultur. Eine feste Rolle soll dabei weiterhin das Rudelsingen spielen, das Jörg Siewert und Steffen Walter seit 2015 dort regelmäßig durchführen. Ja mehr noch: Das Café Basico ist quasi die Geburtsstätte für das Rudelsingen im südlichen Westfalen, in Hessen und in Rheinland-Pfalz. Und auch das hängt stark mit Klaus Vetter zusammen: Als Siewert mit dieser Idee zu ihm kam, war er sofort Feuer und Flamme, weil er die positive Wirkung des gemeinsamen Singens erahnte. Und er sollte recht behalten.

Da ist es folgerichtig, dass der Neustart mit einem Rudelsingen der ganz besonderen Art eingeläutet wird. Der Bundesfonds Neustartkultur finanziert insgesamt 24 OpenAir-Rudelsingen in ganz Deutschland, der Auftakt dieser »Tournee«, die die deutschlandweit insgesamt 10 Rudelsingen-Teams durchführen, findet am 24.05. um 19:30 Uhr am Café Basico statt (Einlass ab 18:45 Uhr). Dank der Finanzierung durch den Fonds ist der Eintritt frei, obwohl der Aufwand mit Außenbühne, LED-Wand für die Liedtexte und OpenAir-Tonanlage erheblich ist.

Wie gewohnt werden Jörg Siewert und Steffen Walter wieder einen bunten Strauß an bekannten Liedern von Abba bis Westernhagen, von alten Schlagern bis modernen Radiohits mitbringen. Ob jung oder alt, Frau oder Mann, erfahrener Chor- oder heimlicher Duschensänger: Die Mitsingschwelle ist niedrig. »Einfach kommen, dazustellen und mitsingen. Die Melodien sind allen bekannt und die Texte werden projiziert«, lädt Siewert ein. Er und Steffen Walter unterstützen die Sänger musikalisch und führen launig moderierend durch den Abend.

Von wegen »positive Wirkung des gemeinsamen Singens«: Am Ende des Informationsgesprächs berichtet Siewert noch von einem ganz besonderen Erlebnis. Und zwar traf er in seinem Hauptberuf an der Universität einen syrischen Studenten, der ihn als Rudelsänger kannte. Dieser Student berichtete, er sei, nachdem er am Ende seiner Flucht in Siegen gelandet war, auf das Rudelsingen aufmerksam geworden, dorthin gegangen, obwohl er kaum Deutsch sprach, und wäre dort unmittelbar von vielen gutgelaunten Menschen herzlich aufgenommen worden. Sie hatten ihn beim Singen mitgerissen, obwohl er die meisten Lieder gar nicht kannte. Dabei hat er Freunde und Anschluss an die westliche (Lied-)Kultur gefunden. Seitdem geht er regelmäßig dorthin. »Wer singt, ist freundlich und offen, der führt keinen Krieg«, fasst Siewert diese Erfahrung zusammen, »und deswegen machen wir das auch in Zeiten dieses schrecklichen Krieges mitten in Europa.“

Fotos: Rudelsingen

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