(wS/bu) Burbach 21.09.2023 | Ein gelb-rotes Band zieht sich durch die Idylle der Gemeinde Burbach. Auch wenn der Verkehr
zwischen Betzdorf und Dillenburg zuletzt temporär aufgrund hohen Krankenstandes aussetzen musste,
gehört diese Szene zum alltäglichen Bild im Gemeindegebiet. Ab jetzt hebt sich die Hellertalbahn sogar
dauerhaft und Fahrplan-unabhängig von der buchstäblich malerischen Landschaft der südlichsten
Kommune in Westfalen ab. Entlang des Bahnsteigs des Burbacher Bahnhofs wurde dieses Motiv nun von
Graffiti-Künstler Julian Irlich und Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftlichen Sekundarschule
großformatig mit Farbe konserviert.
„Es ist 1 zu 1 das Modell, das die Strecke befährt“, erklärt der Mudersbacher, der das Projekt im Auftrag der
Gemeinde Burbach umsetzt. Anlass ist die Europäische Mobilitätswoche (16. bis 22.09.2023), in deren
Rahmen Mobilitätsmanager Samuel Reuter sowie Andrea Usung vom Familienbüro einen Aktionstag rund
um das Thema Mobilität organisiert haben. „Der Zug ist ein Symbol für Mobilität. Dazu wollten wir den
Hintergrund erkennbar auf Burbach mit seiner vielfältigen Natur beziehen“, erklärt Julian Irlich. „Leinwand“
ist die Stützmauer des höher gelegenen ALDI-Markt-Parkplatzes. Die Regionalleitung hat die Gestaltung
ausdrücklich gestattet. Mit 16 Metern Länge bei einer Höhe von 3,70 Meter nimmt das Graffiti-Kunstwerk
fast die Hälfte des Betonbaus in Anspruch. „Eventuell“, so verrät der Künstler, „werden wir hieran mit
verschiedenen Ortsgruppen noch weiter arbeiten.“ Zunächst durften jedoch 16 Schülerinnen und Schüler
des Kurses „Darstellen und Gestalten“ aus zwei Jahrgängen die Dosen zur Hand nehmen. Zuvor hatte der
Bauhof die Fläche gesäubert und vorbereitet. Anschließend sprühte Julian Irlich die Umrisse des Zuges und
die Schemen der Landschaft vor. Nach einer kurzen Einweisung sorgten die Jugendlichen am Donnerstag
dann für die Farben.
Der Ort für den Aktionstag hätte kaum besser gewählt sein können. Im Bereich des ALDI-Marktes, des
Bahnsteigs und der Bushaltestelle an der Nassauischen Straße wird der ZWS demnächst eine von 19
Mobilstationen im Kreis errichten. Neben der Graffiti-Aktion stellte die Gemeinde Burbach im Verbund mit
ihren Kooperationspartnern auf dem Parkplatz des ALDI-Marktes verschiedene (alternative)
Mobilitätsangebote vor, die von der Verwaltung mitinitiiert wurden, die aber vor allem über
ehrenamtliches Engagement mit Leben gefüllt werden.
Bürgermeister Christoph Ewers danke Alexander Holtzmann, ALDI Regionalverkaufsleiter, dafür, dass das
Unternehmen dieser Aktion zugestimmt hat. „Aldi unterstützt uns in Sachen Mobilität auch noch in anderer
Weise: Das Unternehmen stellt zwei Stellplätze zur Verfügung, damit dort im Zuge der geplanten
Mobilstation u.a. Fahrradboxen und Schließfächer entstehen können.“ „Nachhaltige Mobilität liegt Aldi am
Herzen“, erklärte Alexander Holtzmann zu dieser Unterstützung. Das Thema Fahrrad sei aktuell natürlich
ebenfalls ein großes Thema und werde auch in der Verwaltung intensiv bearbeitet, fuhr der Bürgermeister
fort. Derzeit wird gemeinsam mit der Gemeinde Neunkirchen und einem Planungsbüro an einem
Radverkehrskonzept gearbeitet. Im Rahmen des Aktionsplans wurden jedoch vor allem die motorisierten
Alternativangebote in Burbach vorgestellt. „Da haben wir in den vergangenen Jahren schon einiges
gemacht“, sagte Bürgermeister Christoph Ewers und betonte: „Ohne das Ehrenamt wäre dies allerdings
nicht möglich!“
Der Bürgerbus fährt bereits seit einigen Jahren durch Burbach. Der Linienverkehr ergänzt den ÖPNV im
Oberen Freien Grund. Getragen wird das Projekt vom 2006 gegründeten Bürgerbusverein mit
Unterstützung der Gemeinde. Aktuell zählt der Verein 22 ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer. 2022
nutzten rund 10.000 Fahrgäste das lokale Angebot des Bürgerbusses. Für 2023 wird eine ähnlich gute
Auslastung erwartet.
Ein alternatives Projekt für den Hickengrund existiert seit Ende 2018. Mit Mitteln aus der LEADER-
Förderung wurde das elektrische „Hickenmobil“ auf die Straße gebracht. Auch dieses On-Demand-Angebot
(auf Abruf) wird ehrenamtlich getragen. Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, das Hickenmobil
über die Fahrerzentrale für Alltagsfahrten zu buchen; beispielsweise für Fahrten zu Ärzten, zum Einkaufen,
um Freunde und Familie zu besuchen etc. Die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer holen die Fahrgäste
zum vereinbarten Zeitpunkt ab, fahren sie zum Zielort und auf Wunsch auch wieder zurück. Dieser Service
ist für die Fahrgeäste kostenfrei – aber über eine Spende in die Fahrerkasse freuen sich die 14
Ehrenamtlichen sehr.
Jüngstes Beispiel dafür, wie die Gemeinde Burbach eigeninitiativ mit alternativen Angeboten einen Beitrag
zum Erhalt der individuellen Mobilität im ländlichen Raum leistet, ist BEA: „Dein Bürger-Elektroauto.“ Das
Burbacher Dorfauto ist für Mitglieder des eigens gegründeten Vereins „ZukunftsWERTE Mobilität“ über
eine App buchbar. Der Betrieb refinanziert sich über die Mitgliedsbeiträge sowie über eine
Nutzungspauschale pro Stunde; der Strom muss nicht bezahlt werden. Bis zu annähernd 400 km kann BEA
mit einer Ladung fahren. Nach der Fahrt wird das Dorfauto wieder an der zentralen Ladestation an der
Steinhardtstraße / Ecke Ginnerbach abgestellt.
Bereits am Mittwoch, 20.09.2023, hatte die Senioren-Service-Stelle der Gemeinde Burbach gemeinsam mit
dem Seniorenheim Haus St. Raphael im Rahmen der Mobilitätswoche zu einem Rollatortag eingeladen.
„Dieser wurde sehr gut angenommen“, freute sich Seniorenberaterin Birgit Meier-Braun über das große
Interesse und die vielen Gäste. „Sogar aus Siegen kamen Besucher.“ Neben einem Rollator-Check, der
Beratung durch ein lokales Sanitätshaus sowie der Möglichkeit, einen Rollator-Parcours zu absolvieren und
einen Rollator-Führerschein zu machen, war auch hier der Bürgerbus vor Ort und bot ein Einstiegstraining
an.
Graffiti-Künstler Julian Irlich (6. v. l.) hat mit Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftlichen Sekundarschule die Mauer hinter dem Burbacher Bahnsteig neugestaltet. Foto: Gemeinde Burbach