Gemeinsam die Zukunft der Bildungsregion gestalten – Regionale Bildungskonferenz Siegen-Wittgenstein

(wS/si) Kreis Siegen-Wittgenstein 23.04.2024 | Wie bekommen junge Menschen ein Verständnis für Demokratie und auf welche Weise können sie in unserer Gesellschaft mitbestimmen oder ihre Meinung äußern? Um diese und weitere Fragen ging es bei der Regionalen Bildungskonferenz 2024.

Auf der Agenda standen zum Beispiel ein Vortrag zum Thema „Demokratiebildung in und durch Schulkooperationen“ und Workshops zu insgesamt zwölf verschiedenen Handlungsfeldern aus dem Bildungsbereich, wie „Demokratiebildung und Partizipation“.

„Demokratie muss man üben“, sagt Landrat Andreas Müller bei seiner Begrüßung zur Regionalen Bildungskonferenz. „Die letzten Jahre waren von gesellschaftlichen Umbrüchen und Krisen gekennzeichnet. Weltweit geraten Demokratien immer stärker unter Druck. Umso wichtiger ist es, dass wir gerade junge Menschen dazu befähigen, ihre Meinung zu vertreten und sich einzubringen.“

Dazu ermutigte auch Jun.-Prof. Dr. Alexander Wohnig von der Universität Siegen in seinem Vortrag. „Demokratie lernen Kinder und Jugendliche vor allem durch Mitbestimmung und Beteiligung“, so Wohnig. Nicht hilfreich ist die sogenannte ‚simulierte Demokratie‘. „Man gibt vor, Menschen zu beteiligen, obwohl die Entscheidungen eigentlich schon gefallen sind.“ Vielmehr sollten Kinder und Jugendliche beispielsweise bei der Gestaltung von Angeboten in Kita oder Schule mit einbezogen werden.

Um jungen Menschen eine eigene Meinungsbildung und soziales Lernen zu ermöglichen, sollten Schulen – in Kooperation miteinander oder auch zusammen mit z.B. Vereinen – Angebote im Offenen Ganztag gestalten oder Exkursionen organisieren. „Andere Orte und andere Menschen befähigen zu einem anderen Lernen“, sagt Alexander Wohnig. „Demokratische Bildung sollte als Erfahrung, als Experiment und sich ausprobieren gesehen werden. Es gilt dabei, Themen zu identifizieren, die die Kinder und Jugendlichen ganz konkret betreffen.“

Das sind nicht etwa Steuererhöhung oder Kita-Plätze, sondern beispielsweise das neue Klettergerüst für den Schulhof. Oder – wie in der Grundschule Netphen – Spenden, die bei einem Schülerlauf gesammelt wurden und jetzt gerecht verteilt werden sollen. „Bei uns gibt es ein Schülerparlament, in dem die Klassensprecher sitzen“, erklärt Annette Kramps, Rektorin der Grundschule Netphen, beim Workshop „Demokratiebildung und Partizipation“. „Wir stimmen ab und entscheiden gemeinsam, wie viel Geld das Tierheim oder UNICEF bekommt“, erklärt eine der Grundschülerinnen.

Durch Schüler- oder Jugendparlamente haben junge Menschen die Chance, Verantwortung zu übernehmen, an Entscheidungsprozessen teilzuhaben und die gewonnene Erfahrung später auf das ‚große Ganze‘ zu übertragen. „Verantwortung übernehmen geht nur, wenn ich sie auch bekomme“, sind sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops „Demokratiebildung und Partizipation“ einig.

Damit das gelingen kann, müssen im Alltag mehr Entscheidungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche geschaffen werden. Dabei muss mitgedacht werden, dass beispielsweise Jugendliche aus Bad Berleburg andere Themen beschäftigen, als Jugendliche aus Dreis-Tiefenbach. Die Workshop-Teilnehmer halten fest: „Wir müssen mit den Jugendlichen sprechen und nicht über sie.“

Am Ende jedes der zwölf Workshops haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Regionalen Bildungskonferenz Ideen und Ziele formuliert, die sie dem Regionalen Bildungsnetzwerk des Kreises als Anregungen und mögliche zukünftige Aufgaben mitgeben. „Es gibt in den Kommunen eine Struktur, die Demokratiebildung und Partizipation von Kindern und Jugendlichen zum Ziel hat. Dafür finden sich Partner aus Schule, Jugendarbeit und weiteren Bildungsträgern zusammen. Die Kinder und Jugendlichen werden am Prozess beteiligt“, formuliert beispielsweise der Workshop „Demokratiebildung und Partizipation“ seine Vorstellungen.

Die Regionale Bildungskonferenz stand in diesem Jahr unter dem Motto „Bildungsnetzwerken in Siegen-Wittgenstein“. Teilgenommen haben rund 250 Akteurinnen und Akteure der Bildungsregion, unter anderem Lehrkräfte, Sozialpädagogen, Vertreter von Verwaltungen, Kammern, Unternehmen, der Universität Siegen und Politik sowie Mitarbeiter der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Auch einige Schülerinnen und Schüler, darunter die Bezirksschülersprecherin von Siegen-Wittgenstein, waren anwesend und konnten Bildungsthemen mitgestalten. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Regionalen Bildungsbüro des Kreises Siegen-Wittgenstein.

Der Lenkungskreis des Regionalen Bildungsnetzwerkes wird sich mit den unterschiedlichen Ideen auseinandersetzen und daraus Arbeitsaufträge für das Regionale Bildungsbüro des Kreises ableiten, mit denen die Zukunft der Bildungsregion Siegen-Wittgenstein gestaltet und weiterentwickelt werden kann. Aus der Regionalen Bildungskonferenz 2019 ist beispielsweise das BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) -Netzwerk entstanden, das seitdem unter anderem jährlich die BNE-Tage organisiert. Nach Verabschiedung durch den Lenkungskreis im Sommer ist vorgesehen, eine Dokumentation der Regionalen Bildungskonferenz zu veröffentlichen.

Fotos: Tobias Arhelger

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