Wenn die Seele Flügel bekommt

(wS/hgm) Netphen 25.04.2024 | Sind Volkmusik und Volkslieder eigentlich noch zeitgemäß? Wer diese Frage vereint, ist in der
Tat nicht gut informiert oder hat noch nie eines der zahlreichen Konzerte besucht, die nach langer
Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie jetzt wieder stattfinden.
Am vergangenen Sonntagnachmittag fand im idyllisch an der Eisenstraße gelegenen Waldland
Hohenroth (beim ehemaligen Forsthaus Hohenroth) ein solches Konzert statt. Klein zwar, aber fein!
Diethard Altrogge, der ehemalige Forstamtsleiter, konnte rund 30 Zuhörer/innen begrüßen, um den
Darbietungen der Sopranistin Manuela Meyer aus Niederfischbach und der Pianistin Natalia Nazarenus
aus Betzdorf zu lauschen. „Volkslieder treffen auf Musicals“ lautete das Motto. Volkslieder sind
traditionelles deutsches Liedgut, und Broadway-Melodien zählen zur amerikanischen Kultur. Und eben
diese Brücke wurde von den beiden Frauen meisterhaft geschlagen.
Das Feuer im Kaminofen des holzverkleideten Raumes knisterte behaglich und trug mit zu dem
feierlichen Ambiente bei. Perfekter konnte die gemütliche Stimmung nicht mehr sein. Manuela Meyer ist
studierte Opernsängerin und fungierte etliche Jahre an der Bühne Dortmund. Zudem tritt sie auch mit
weiteren Musikern und Künstlern unserer Region auf. Nazarenus hingegen ist Organistin in der Ev.
Kirchengemeinde. Ein in der Tat perfekt eingespieltes Team!
Meyer gefiel durch ihre tremolierende, schwebende Stimme, die sehr hohe Tonlagen erreicht, ohne dabei
schrill zu wirken und Nazarenus durch ihre facettenreiches Piano-Begleitung die mit zahlreichen
Koloraturen untermauert ist und sich wie bunte Mosaiksteine in den Gesang einfügte.
Ob „Am Brunnen vor dem Tore“, „Sah ein Knab ein Röslein steh ‘n oder „Over the Rainbow“: Die beiden
Damen verstanden es, beim Publikum Emotionen zu wecken. Kein Zweifel: Volksmusik und Volkslieder
führen zurück auf die Wiesen unserer Kindheit; sie werden als deutsches Kulturerbe nie aussterben. Und
was besonders schön war: Das Publikum war zum Mitsingen eingeladen! Denn Allüren kennen die
beiden Künstlerinnen nicht, und dass die Zuhörer dabei ein wenig aus dem Takt gerieten, machte alles
noch ein wenig herzhafter, so dass man sich schnell wieder gefangen hatte.
Regelrecht betörend wirkte das Lied von der Loreley, deren Gesang der Sage nach einst die Boote der
Rheinschiffer am gleichnamigen Felsen zerschellen ließ – aber ebenso das träumerische Lied „Guten
Abend, gute Nacht“. Und als Manuela Meyer als Zugabe noch ihre Eigenkompositionen
„Sehnsuchtsmelodie“ anstimmte, war das Publikum vollends aus dem Häuschen und gab gerne eine
Spende, die sich die beiden Frauen wirklich verdient hatten.
Schade nur, dass das ehemalige Café Waldland seine Pforten geschlossen hat.

Text. Foto und Video: Hans-Gerhard Maiwald

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