Vier Hände und vier Füße – Helga Maria Lange und Wilfried Gerds begeisterten im Orgelkonzert in St. Marien

(wS/hml) Siegen 17.06.2024 | Selten gibt es so ein Konzert zu erleben. Zwei fantastische Organisten spielten zusammen an der Sauer-Orgel der St. Marienkirche in der Siegener Oberstadt. Seite an Seite auf der Orgelbank sitzend, boten sie ein ungemein abwechslungsreiches Programm, das neben vier Bearbeitungen bekannter Werke auch vier Originalwerke für Orgel zu vier Händen und Füßen enthielt. Wilfried Gerds war immerhin dreimal zu Proben aus Dortmund, seinem Wirkungsort, angereist, da die zwei Manuale wenig Platz boten und die Registrierung abgesprochen werden musste. Das Pedal übernahm weitgehend Helga Maria Lange.

Spätromantisch und fröhlich begann das Konzert mit einer Sonate von Leberecht-Baumert. In den drei Sätzen war deutlich die Vielstimmigkeit und polyphone Verwirbelung der Linien zu hören, wie sie ein Spieler allein nicht bewältigen kann. Das liedhafte Andante KV 501 von Wolfgang Amadeus Mozart folgte. Variationen in aparten Flötenregistern ertönten sanft und hell und erinnerten an die damaligen modernen Flötenuhren. Das Register „Glockenspiel“, eine Besonderheit der Orgel, kam wirkungsvoll im Tanz der Zuckerfee von Tschaikowsky zum Einsatz.

Laut und machtvoll tönte das tiefe Basson-Register am Anfang der dreisätzigen Fantasie c-Moll von Adolph Friedrich Hesse, während die beiden folgenden Sätze lieblich und tänzerisch klangen. Der bekannte Ungarische Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms war eher dunkel registriert.

Der einzige Zeitgenosse unter den Komponisten, Denis Bédard, ließ nur im zweiten Satz „Fanfare“ seiner Petite Suite einige moderne Dissonanzen hören, verstärkt durch den Einsatz der in den Kirchenraum ragenden Horizontaltrompeten. „Lied“ und „Scherzando“ gefielen in besonders farbigen Registern.

Mächtige Crescendo-Wirkungen durch den Einsatz des Schwellwerks (Klappen vor den Orgelpfeifen werden auf und zu gemacht) erzeugten dramatische und dynamische Effekte in der Sonate d-Moll von Gustav Adolf Merkel. Ein launiger Rausschmeißer: „The Stars and Stripes“ von John Philip Sousa ließ die Zuhörer mitwippen und riss sie zu Standing Ovations hin. Die Zugabe „The Entertainer“ von Scott Joplin machte nochmal richtig gute Laune.

Man kann sich schon auf das nächste Duokonzert freuen. Diesmal stand es im Zeichen des 3. Orgeltags Westfalen, am 8. September spielen die beiden Musiker zum Deutschen Orgeltag in St. Joseph.

Foto: Wolfgang Hein

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