Zu viele Fehler, zu wenig Punkte: TuS Ferndorf verliert erneut knapp

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(wS/Red) Kreuztal, 14.12.2025 | Wieder verloren. Wieder knapp. Wieder bitter.

TuS Ferndorf gegen die Eulen Ludwigshafen 30:31 (16:15). Zuschauer 1212

Der TuS Ferndorf hatte am gestrigen Abend die EULEN LUDWIGSHAFEN zu Gast, die noch 1 Spiel weniger absolviert haben als Ferndorf und sich vor dem Spiel auf Tabellenplatz 15 befanden. Beide Teams befinden sich im unteren Tabellendrittel und die Eulen bezeichneten dieses Match als ein „Duell auf der Kellertreppe“. Sie werden nach dem Trainerwechsel von keinem geringeren als einem Weltmeister von 2007, nämlich Michael Haaß trainiert und dessen Handschrift war auch gestern schon erkennbar.

Und genau davon konnten sich die Handballer des TuS schmerzlich überzeugen. Was man alles so liest, Katastrophe, Drama, Debakel und und und. Eins ist klar, aus diesem Sumpf können sich die Jungs nur alleine rausziehen. Was schwirrt da in den Köpfen rum, ist der Druck, den sich manche vielleicht im Unterbewusstsein aufbauen zu groß, ist man übermotiviert und will zu viel und das zu schnell, oder was ist es?

In der Vergangenheit standen auf dem Spielberichtsbogen manchmal nur 9 Namen, gestern waren es 13 und es lief trotzdem nicht. Die Eulen waren doch nicht besser als wir, Trainer Haaß sprach nach dem Spiel von 2 Teams, die auf Augenhöhe agierten. Die Niederlage ist bei den Feldspielern zu suchen, Urbic im Eulentor hatte 13 Paraden, Adanir und Baranasic hatten zusammen 14. Ferndorf hatte 20 Fehlwürfe und 10 technische Fehler, die Eulen 19 Fehlwürfe und auch 10 technische Fehler. Es lag allerdings auch an drei Eulen, nämlich Schmitt, Schwarzer und Eisel, diese drei, die der TuS nicht wirklich in den Griff bekam, erzielten 25 von 31 Toren, das ist schon eine Hausnummer. Wie fast immer tat sich der TuS in der Offensive sehr schwer, es wurden einfachste Chancen nicht genutzt. Direkt zu Beginn zeigte Gästekeeper Ziga Urbic  seine Klasse, denn Ferndorf vergab direkt drei Würfe hintereinander, bevor Eisel das 0:1 markierte. Es konnte sich im gesamten Spiel kein Team so wirklich absetzen, aber immer, wenn Ferndorf die Chance dazu hatte, kamen wieder Phasen der Unkonzentriertheit und die Gäste nahmen es gerne an und nutzten die Chancen, die sich ihnen dadurch boten. Im TuS-Kasten stand allerdings auch der Torkiller Can Adanir, er kam auf gigantische 10 Paraden in dieser 1. HZ und hielt sein Team damit immer im Spiel. Zwischenergebnisse von 2:2, 3:3, und 4:4 zeugen davon. Ab diesem 4:4 hatten unsere Jungs die Chance, dem Spiel eine andere Richtung zu geben. Tom Jansen, Daniel Hideg und Julius Fanger ließen es krachen und es hieß 7:4.

Ob man da dachte, jetzt sind wir auf dem richtigen Weg, es sind ja nur die Eulen oder was auch immer, wir werden es nie erfahren. Fakt ist jetzt, kam ein technischer Fehler, ihm folgte ein Fehlwurf und Eulencoach Haaß buzzerte zur Auszeit, es gefiel ihm nicht. Er stellte seine Abwehr auf 6/0 um, denn bis dahin spielte er die ungewöhnliche 3/2/1 Abwehr, mit der Ferndorf aber besser klarkam als er dachte. Gefruchtet hat es wenig, sie machten zwar das 7:5, doch der TuS legte durch Jansen und Eres zum 9:5 nach, da wären wir schon auf 4 Tore vor, läuft doch, oder? Somit gingen die ersten 15 Minuten der Halbzeit an den TuS. Vier Tore sind ein kleines Polster, aber sich darauf auszuruhen wäre fatal. Die 4 Tore im Schlepptau nahm der TuS jetzt mit, sei es beim 10:6 oder dem 12:8. Doch dann kam wieder diese Phase, diese Momente, diese Nuancen, die oft über ein Spiel entscheiden. Die Gäste in Grün lauerten und warteten auf ihre Chancen und die kamen auch, und zwar nach dem 13:9 durch Eres. Als die Eulen das 13:10 erzielten, nahm Ceven seine 1. Auszeit, ihm schwante wohl etwas. Er sollte Recht behalten, Fehlwurf TuS 13:11, 2 technische Fehler in Folge, 13:12, wir befanden uns in der 24. Minute. Wieder ein Fehlwurf, doch den Gegenstoß fing Adanir ab und Ferndorf konnte das 14:12 erzielen, es lief sogar bis zum 16:13, doch weitere 2 Fehlwürfe und 1 Siebenmeter für die Eulen und man ging mit dem 16:15 in die Kabine. Das tut weh, das sind so leichtfertig vergebene Chancen, die nach hinten raus ein Spiel entscheiden. Die Tribüne war mal laut, dann wieder leise, DYN bezeichnete es als „Krisengebeuteltes Publikum“. Wundert es (?), man kannte es ja aus der Vergangenheit nicht anders und nun ahnte man wieder ein Debakel. Jeder wird ja wohl gedacht haben, wow, 3 Spieler mehr, jetzt flutscht es, aber das war ein Trugschluss.

Wer weiß, woran es liegt, kann gegensteuern, das gilt im Leben wie im Handball. Aber was soll Ceven Klatt hier tun? Auch er wird sich fragen, wo er ansetzen muss, nur, zaubern kann er nicht, die Jungs wissen, was vorher besprochen wurde, setzen es aber nicht um.

Hier schien sich ein „Abstiegskracher“ anzubahnen, man merkt es schon, die Spiele bekommen immer neue Namen, immer der jeweiligen Tabellensituation angepasst.

Halbzeit 2 begann direkt mit einem technischen Fehler der Ferndorfer und ermöglichte den Eulen das 16:16, es war das nächste Remis nach dem 4:4, lange her. Ein wirklich stark spielender Daniel Hideg, der immer da war, wenn es brannte. machte das 17:16. Es waren oft Einzelaktionen, die den TuS am Leben hielten und man merkte mit zunehmender Spielzeit, dass es nicht mehr die Eulen sind, die wir in der Vergangenheit fast immer geschlagen haben. Aber noch konnte Ferndorf die Gäste auf Distanz halten, 21:18, 23:19, 24:21. Schon nach dem 23:21 nahm Ceven seine 2. Auszeit und spielte jetzt mit 4 Rückraumspielern. Das veränderte zwar die Spielpositionen, minimierte aber nicht die Fehlerquote, denn die lag in dieser Halbzeit auch im Abwehrbereich. Beim 24:23 in der 46. Minute wurde der Torhüter gewechselt, Can hatte bis dahin nur noch 1 Parade gehabt und nun konnte Filip Baranasic sein Glück versuchen. Doch die Eulen hatten nun Lunte gerochen, sie wussten jetzt, wo Ferndorf verwundbar war und wie man sie in Fehler zwingt. Pünktlich zur Crunchtime in der 50. Minute hieß es 25:26, die zweite Führung nach dem 0:1 und auch das Produkt eines Fehlwurfes des TuS. Jetzt war kämpfen angesagt, der eine wollte nicht verlieren, der andere witterte seine Chance, etwas Zählbares mitzunehmen. Doch Cevens Jungs gerieten ins Hintertreffen, 26:27, 27:28 und das 28:29 durch Daniel Hideg. Kurz vorher, nach gespielten 53:06 Min (sehr früh!?) hatte Ceven seine letzte Auszeit genommen.

Was dann folgte, sprengte jede Bezeichnung wie Krimi oder Thriller. So etwas habe ich in all den Jahren Handball noch nicht erlebt. Zunächst avancierte Filip Baranasic zum Zauberer, als er zwei Würfe in Serie parierte und die Ferndorfer schon von Punkten träumen ließ. Doch himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt liegen im Sport dicht beieinander. Direkt danach wehrte Eulen-Keeper Urbic zwei Würfe von Josip Eres ab und plötzlich galt der alte Spruch, „Erst hatte man kein Glück, und dann kam auch noch Pech hinzu.“

Ein völlig verrücktes Spiel, das kaum zu fassen ist. Erst machten die Eulen das 28:30, dann brachte Gabriel Viana Ferndorf mit dem 29:30 wieder heran, nur um Sekunden später erneut den Nackenschlag zu kassieren. In der 57. Minute stellten die Eulen auf 29:31.

1:57 Minuten vor dem Ende dann der nächste Hoffnungsschimmer. Technischer Fehler der Eulen, nach 58:34 Minuten sogar zwei Minuten Zeitstrafe gegen die Gäste. Josip blieb eiskalt und verwandelte den Siebenmeter zum 30:31. Die Halle war da, der Glaube lebte, doch die Eulen nahmen per Buzzer ihr letztes Team Time Out.

Was danach folgte, war pures Chaos. Entscheidungen, die kaum noch zu erklären sind, ein Durcheinander aus Pfiffen, Zeitstrafen und aufgehobenem Zeitspiel. Nach einem überflüssigen Foul der Ferndorfer kassierten Tom Jansen und Valentino Duvancic jeweils zwei Minuten, ein Eulen Spieler ebenfalls. Das zuvor angezeigte Zeitspiel gegen die Eulen war damit vom Tisch. Wer nun auf die Anzeigetafel schaute, stellte unschwer fest, dass beide Teams nur noch je 4 Spieler auf der Platte hatten und so wurde das Spiel letztlich auch beendet.

Die Eulen behielten den Ball, neun Sekunden waren noch zu spielen, und sie spielten diese Sekunden gnadenlos herunter. Dann die Sirene. Aus, wieder verloren, zum fünften Mal in dieser Saison mit nur einem Tor Unterschied.

Ein Debakel, wenn man auf die Tabelle schaut. Der TuS Ferndorf fällt auf Platz 15 zurück, hat zwar weiterhin vier Punkte Vorsprung auf Rang 17, weil Krefeld auch wieder verloren hat. Doch solche Niederlagen tun weh und nagen am Nervenkostüm unserer Jungs.

Aufstehen, Krönchen richten war gestern. Jetzt beginnt der Ernstfall, jetzt geht es ans Eingemachte, jetzt kommen die harten Bandagen.

Ich glaube weiterhin an uns und an Ceven Clatt. Aber die Ungeduld wächst, auf den Rängen und drumherum. Die Fans wollen Einsatz, sie wollen Leidenschaft und sie wollen endlich Siege sehen. Denn wer nach 15 Spieltagen erst einen einzigen Heimsieg auf dem Konto hat, der kommt um unbequeme Fragen nicht herum.

Bericht: Peter Trojak

Bilder: Andreas Domian

Tor: Can Adanir 11 Paraden, Filip Baranasic 3 Paraden

Torschützen:

Daniel Hideg 6

Josip Eres 5/1

Gabriel da Rocha Viana 5

Tom Jansen und Valentino Duvancic je 4

Marvin Mundus 2

Julius Meyer-Siebert, Julius Fanger, Mattis Michel und Nico Schnabl je 1

CEVEN KLATT: Wir kommen Super ins Spiel, sind sehr gut eingestellt auf das, was uns erwartet, auf die 5/1-Deckung, spielen das auch gut her. Es steht 7:4, wir müssten da schon deutlich höher führen, vergeben aber viele freie Chancen. Es steht 13:9, es folgt das gleiche und es steht zur Halbzeit nur 16:15, was in meinen Augen schon ein Problem ist 10 Torhüterparaden in der 1. HZ und bekommen trotzdem 15 Gegentore und haben schon 8 freistehende in der 1. HZ verworfen. Wir schlagen zuwenig Kapital aus der guten Leistung von Can Adanir in der 1. HZ und machen vorne zu wenig aus unseren Chancen. Aber das besprechen wir dann in der Halbzeitpause und kommen wieder sehr, sehr gut aus der Halbzeit, es steht 23:19 für uns. Wir setzen uns wieder auf 4 Tore ab, haben zwei Mal die Chance, mit 5 oder 6 Toren in Führung zu gehen, machen das aber nicht. Und dann kommen wir in eine Situation, in die wir eigentlich nicht mehr kommen dürfen, nämlich, dass die Eulen nochmal rankommen und das Spiel öffnen.

Und da fehlt uns dann die Routine, so ein Spiel auch mal einfach runter zu spielen und bei 23:19 diesen Vorsprung zu verwalten und über die Ziellinie zu bringen. Wir haben auch in der Endphase genug Möglichkeiten, das Spiel noch für uns zu entscheiden, scheitern aber auch da wieder freistehend und verteidigen nicht gut genug. Wenn wir 30 Tore zu Hause werfen, dann ist das in Ordnung. Bei den ganzen Freistehenden, die wir vergeben haben, kann man sicherlich von einer ordentlichen Angriffsleistung sprechen, mit einem guten Tempospiel, aber in der Abwehr 31 Tore zu bekommen ist nicht gut.

Und es war jetzt nicht so, dass die irgendwas spektakuläres gespielt haben, das war immer einfach nur Schmitt, der sich den Ball genommen hat, ins eins-eins gegangen ist und aufs Tor geworfen hat. Das haben wir nicht verteidigt und da fehlt uns dann die nötige Härte und die nötige Bereitschaft, das besser zu verteidigen und das hätten wir gestern besser machen müssen. Aber es bringt jetzt auch nichts, einzelne Leute zu kritisieren oder hervorzuheben, denn das Gegenteil ist der Fall. Wir müssen enger zusammenrücken, so wie wir es in der Vergangenheit in schweren Zeiten immer gemacht haben. Wir müssen das Ganze als Mannschaft lösen, müssen mit Beißen und Kratzen den Abstiegskampf annehmen und das wird der Auftrag für die nächsten Wochen sein.

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