Gefühle, wissenschaftlich betrachtet

Der Psychologe Prof. Dr. Tim Klucken und sein Team untersuchen in einem neuen Labor an der Universität Siegen Gefühle und was sie im Körper auslösen.

(wS/red) Siegen 22.01.2018 | Der Kopf ruht auf einer Kinnstütze, die Probandin blickt in einen Bildschirm, eine Kamera zeichnet die Augenbewegung auf. Aber die Frau ist nicht etwa bei einem Augenarzt, sondern im Labor von Prof. Dr. Tim Klucken und seinem Team an der Universität Siegen. Der „Eye Tracker“ ist Bestandteil der neuen, hochmodernen Ausstattung im Department Erziehungswissenschaft – Psychologie der Fakultät II (Bildung – Architektur – Künste). Zusammen mit weiteren Geräten soll er Antworten auf Fragestellungen innerhalb der klinischen Psychologie liefern, zum Beispiel in den Bereichen Angst- und Suchtforschung.

Der Eye Tracker zeichnet die Augenbewegungen der Probandin auf und liefert 2000 Bilder pro Sekunde. (Fotos: Uni)

„Menschen, die Angst vor Spinnen haben, erkennen zum Beispiel auf einem Bild deutlich schneller eine Spinne als andere“, erklärt Klucken, der Professor für Klinische Psychologie an der Uni Siegen ist. „Wer unter Depressionen leidet, sieht eher negative Dinge auf einem Bild.“ Die Forscher interessiert vor allem, wie sich diese Verhaltensweisen im Laufe einer Therapie ändern. Oder wie dieses Wissen eine Therapie unterstützen kann, ergänzt Prof. Dr. Tim Klucken: „Man kann mit den Betroffenen auch üben, anders zu gucken, sich auf andere Dinge zu konzentrieren.“

Oft ist es schon die erste Augenbewegung, die für die ForscherInnen interessant ist, der „EyeTracker“ unterstützt sie dabei, indem er 2000 Bilder pro Sekunde aufzeichnet und sehr genau misst. Gleichzeitig ist er mit weiteren Geräten vernetzt, die ein EKG erstellen, den Atem überwachen oder sogar Gerüche und Geschmäcke aussenden können. „Die Geräte haben wir seit Herbst“, erläutert die wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna Exner, „aber erst jetzt sind alle wirklich miteinander verbunden. Das ist viel Programmieraufwand.“ Der lohnt sich aber, wie ihre Kollegin Isabell Tapia León ergänzt: „So können wir feststellen, was im Körper passiert; ob bei bestimmten Reizen zum Beispiel das Herz schneller schlägt oder man anfängt zu schwitzen.“

Das Team im neuen Labor des Departments Erziehungswissenschaft – Psychologie: Anna Exner, Prof. Dr. Tim Klucken und Isabell Tapia León (v.l.).

Die ProbandInnen zusätzlich Gerüchen und Geschmäcken auszusetzen, hat Vorteile gegenüber Bildern und Filmen, sagt Prof. Klucken: „Es ist immer subjektiv, was man in einem Film gut oder nicht gut findet. Außerdem braucht es eine große Verarbeitung, bis man ein Bild als schön oder eben nicht schön wahrnimmt. Geschmack und Geruch sind dagegen primäre Emotionen und lösen direkt etwas aus.“ Gleichzeitig gebe es die Theorie, dass Menschen, die beispielsweise von Zigaretten oder Alkohol abhängig sind, andere positive Reize, also etwa schöne Gerüche, nicht so positiv wahrnehmen wie Menschen, die nicht abhängig sind.

In nächster Zeit wird das Team um Prof. Klucken zusammen mit Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves aus der Wirtschaftsinformatik und Prof. Dr. Rainer Brück aus der Medizinischen Informatik eine Studie mit RaucherInnen durchführen. „Wir möchten RaucherInnen mit Hilfe von Virtueller Realität und innovativen Apps auf dem Smartphone verschiedenen Rauchreizen aussetzen – und diese Reize so verkleinern, dass es den dabei Menschen hilft, mit dem Rauchen aufzuhören“, sagt Prof. Dr. Tim Klucken.
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