(wS/at) 09.01.2021 Netphen | Ausflugsziele Siegerland | Die Obernautalsperre im Siegerland (Kreis Siegen-Wittgenstein) ist das Absperrbauwerk des Obernaustausees. Dieser ist 86 Hektar groß und befindet sich im südwestlichen Rothaargebirge bei Netphen unweit des Stadtteils Brauersdorf. Netphen bzw. das Siegerland und der Kreis Siegen-Wittgenstein liegen in Nordrhein-Westfalen.
Freizeitmöglichkeiten am Stausee der Talsperre
Der Stausee der Obernautalsperre ist ein beliebtes Ausflugsziel und von Brauersdorf sehr schnell zu erreichen. Er ist von einem knapp 10 km langen Rundweg umgeben, den gern Wanderer und Radfahrer nutzen. Auch direkt auf dem Staudamm gibt es einen Infoweg, der an fünf Stationen Wissenswertes zum Stausee, zum Staudamm und auch zum zuständigen Wasserverband mitteilt. Gerade für Familien mit Kindern ist die Aussicht vom Staudamm über den See sehr beeindruckend. Die Kinder erfahren anschaulich, wie ein Trinkwasserreservoir und ein Staudamm bzw. eine Talsperre funktionieren. Es gibt noch einen kleineren Stausee in der Nähe, die Breitenbachtalsperre. Der Obernaustausee versorgt die umliegenden Ortschaften mit Trinkwasser, außerdem dient er dem Hochwasserschutz. Er kann bei Hochwasserlagen zusätzliches Wasser aufnehmen. Allerdings hat so eine Anlage immer ihren Preis: Beim Bau dieser Talsperre mussten die beiden Ortschaften Nauholz und Obernau bei Netphen weichen, auch Teile von Brauersdorf musste man aufgeben. Sie liegen jetzt praktisch im See.
Lage der Obernautalsperre
Die Umgebung ist durchaus beeindruckend, denn der Stausee wird von zwei Bergen überragt:
- Die Alte Burg (Höhe 632,9 m) war früher eine Fliehburg der Kelten. Hier wurde eine rund 2.500 Jahre alte Kultstätte der La-Tène-Zeit gefunden.
- Leyberg I (512 m)
- Leyberg II (498,9 m)
- Scharn (496,6 m)
- Sanktkopf (606 m)
- Nollenkopf (479,1 m)
- Schüffel (540,9 m)
- Breiter Berg (629,2 m)
- Kemerling (477,4 m)
Gespeist wird der Stausee von den sehr kleinen Flüssen Obernau und Nauholzbach. Die Obernau entspringt zwischen dem Breiten Berg und der Alten Burg. Bei einer Wanderung um den Stausee ist mithin die Quelle zu finden. Der Nauholzbach entspringt beim Forsthaus Hohenroth.
Seit wann gibt es den Obernaustausee?
Schon 1931 befassten sich Gutachter mit der Möglichkeit, die Trinkwasserversorgung der Region mit einem Stausee zu sichern. Gebaut wurde die kleinere Breitenbachtalsperre erst ab 1953, der größere Obernaustausee entstand sogar erst ab 1960. Vorausgegangen waren zwei Dürrejahre (1957 und 1959), die einmal mehr deutlich gemacht hatten, wie wichtig ein großes Trinkwasserreservoir ist. Mit der Überflutung der drei genannten Ortschaften mussten 365 Personen umgesiedelt werden. In so einem Fall erhalten die Betroffenen eine großzügige Entschädigung, die ihnen ermöglicht, ein neues Haus zu bauen, was die meisten der damaligen Bewohner auch in unmittelbarer Nähe taten. Ab 1966 legte man die Randwege um den Stausee an. Die Betonbauwerke der Vor- und der Hauptsperre wurden zwischen 1967 und 1969 errichtet, ab 1970 begann der Bau des großen Hauptdamms. Im November 1972 konnte die gesamte Talsperre nach der Fertigstellung in Betrieb genommen werden. Schon 1979 ermittelte man den Wasserbedarf bis zum Jahr 2020 und stellte fest, dass er steigen werde, was sich bis heute (Stand: Mai 2020) auch bestätigt hat. Daher wurden schon 1984 Beileitungsstollen eingerichtet, die zusätzliches Wasser aus der oberen Sieg in den Stausee führen.
Technisches zum Stausee
- Wasseroberfläche bei maximalem Stauziel (370 m): 86 ha
- Speicherraum: 14,8 Mio. m³
- Einzugsgebiet:11,3 km² + 10,2 km² via Beileitungsstollen
Technisches zur Talsperre
Es handelt sich um einen Steinschüttdamm mit Asphaltbetonaußendichtung. Die Hochwasserentlastung wird über drei Fischbauchklappen geregelt. Zur Talsperre gehören ein Entnahmeturm (70 m Höhe) mit sechs Entnahmehöhen, ein Grundablasskanal und eine Herdmauer mit Kontrollgang.
- Höhe über Talsohle: 46 m
- Dammkrone: 373,5 m
- Kronenlänge: 300 m
- Kronenbreite: 10 m
- Dammvolumen: 1.000.000 m³
Der Siegstollen hat eine Länge von 2,9 km und 3 % Gefälle. Er kann maximal 6,7 m³/s durchleiten. Es gibt noch einige kleinere Stollen.
Fotos: Andreas Trojak / wirSiegen.de