Zwei Stunden Fußweg zur nächsten Primarschule – das ist bald vorbei!

(wS/af) Wilnsdorf – Fahiako/Ghana – ein Bericht von Renate Helm – Zwei Stunden Fußweg zur nächsten Primarschule – das ist bald vorbei!

In der Eastern Region von Ghana liegt das Dorf Fahiako. Als wir im Juni 2017 gegen 11 Uhr morgens das Dorf zum ersten Mal besuchen, leben dort mehr als 600 Kinder im Alter bis zu 15 Jahren. Viele davon treffen wir bei den Häusern ihrer Eltern oder auf der Straße an. Eigentlich müssten sie um diese Zeit in der Schule sein, denn die Schulpflicht in Ghana beginnt mit 6 Jahren. Doch die Kinder, die wir hier treffen, gehen nicht zur Schule, denn sie haben ein Problem – es gibt keine Schule im Dorf. Die nächste Primarschule liegt zwei Stunden Fußweg entfernt.

Es führt eine Straße ins Dorf, ist man eher als Sand- und Steinpiste bezeichnen kann. Auf ihr kommen Autos, wenn sie sich begegnen, nur schlecht aneinander vorbei. Einen Bus, der ins
Dorf fahrt, gibt es nicht, denn für große LKWs und Busse ist die Straße nicht passierbar. In der Regenzeit haben sogar normale PKWs Probleme durchzukommen.

Der Weg der Schulkinder führt über diese Straße und auch, bergauf und bergab, durch Waldgebiete, über Bäche und Flüsse.
Viele Eltern erzählen uns, dass sie ihre Kinder nicht zur Schule schicken, weil sie Angst haben, dass ihnen auf dem Schulweg etwas passiert – denn es gibt Schlangen oder wilde Tiere in den Wäldern.

Andere Eltern, deren Kinder die Schule besuchen, erzählen uns, dass der Schulweg so anstrengend ist, dass ihre Kinder nach zwei oder drei Tage so erschöpft sind, dass sie den Rest der Woche zuhause bleiben.
Doch Bildung ist wichtig für ihre Kinder – das ist den Eltern sehr bewusst. Sie wissen, dass die Zukunft für ihre Kinder, sollten sie keine Schule besuchen können, bedeutet weiterhin kleinbäuerliche Landwirtschaft betreiben und, ebenso wie ihre Eltern, in Armut leben zu müssen – die Armutsrate in Fahiako liegt derzeit bei über 90%.

Als wir mit den Kindern sprechen, erzählen diese uns mit Begeisterung, was sie später gerne werden möchten. Ein Mädchen möchte Krankenschwester werden, ein anderes Friseurin.
Einer der Jungen ruft – ich werde Polizist. Doch wie sollen sie ihrer Berufswünsche ohne Schulbildung realisieren?
Gemeinsam mit den Menschen von Fahiako beschließen wir damals den Bau der dringend benötigten Primarschule. Diese muss 6 Klassenräume umfassen, denn die Grundschulzeit in Ghana beträgt 6 Jahre.
Doch es kommt etwas anders als die Dorfgemeinschaft von Fahiako und wir es geplant und uns gewünscht haben. Und das hängt mit der Finanzierung zusammen. Für den Bau einer solchen Grundschule benötigt man mindestens 50.000 €.

Das meiste davon muss aus Spendeneinnahmen kommen, denn öffentliche Gelder können wir nur in sehr begrenzten Umfang erhalten.

 
Die ersten beiden Jahre läuft es gut, wir können mehr als 20.000 € Spenden sammeln, doch dann kommt Corona. Öffentliche Spendenaktionen sind nicht mehr möglich und so brechen unsere Spendeneinnahmen massiv ein.
Was tun – sollen wir noch 2-3 Jahre warten und hoffen, dass die Spenden wieder stärker fließen oder sollen wir in „abgespeckter“ Form bauen. Wir besprechen das Problem mit den Menschen vor Ort und beschließen gemeinsam die Schule in zwei Phasen zu bauen. In der ersten Phase sollen 4 Klassenräume und eine Toilettenanlage errichtet werden, danach, in der zweiten Phase, die restlichen Räume.

Die Dorfgemeinschaft stellt ein Grundstück für den Bau zur Verfügung und so kann im April/Mai die Rodung des Grundstücks vorgenommen werden. Dann wird das Material für den Bau eingekauft – Beton, Holz, Stahlstäbe. Mit dem Beton werden die für die Außen- und Innenwände benötigten Ziegel hergestellt und gemauert, die Stahlstäbe werden als Stützen im Beton eingebaut und das Holz wird für Türen, Fenster und die Dachkonstruktion benötigt.

Nun könnten die Arbeiten beginnen, doch zuerst einmal muss ein anderes Problem gelöst werden.

Zum Bau wird Wasser benötigt. Es gibt zwar einen Bach im Dorf, aus dem die Bevölkerung ihr Trink- und Brauchwasser holt, doch dieses reicht nicht einmal ganzjährig für die Versorgung der Bevölkerung. Also muss eine andere Lösung gefunden werden. Die Alternative ist, Wasser per Klein-LKWs aus der nächstgelegenen Stadt transportieren zu lassen oder eine andere Wasserquelle zu erschließen.

Nachhaltiger ist der Bau eines Brunnens. Kurzentschlossen beauftragen wir eine Firma mit der Bohrung eines Brunnens, der nach ca. 2 Wochen fertig ist. Nun ist nicht nur genug Wasser für den Bau der Schule vorhanden – die Menschen in Fahiako haben auch zum ersten Mal sauberes Trinkwasser.

Dann beginnt der Bau der Schule. Es wird ausgeschachtet, das Fundament gebaut und die Mauern hochgezogen. Dann wird das Dach errichtet und die Toilettenanlage für die Schulkinder gebaut. Nach dem Innenanstrich, der in Kürze erfolgt, ist die Schule mit 4 Klassenräumen fertig. Und es ist sogar noch ein Lehrerzimmer hinzugekommen.

Ab dem nächsten Schuljahr können die Kinder der ersten 4 Schuljahre endlich die langersehnte Schule besuchen – für die meisten von ihnen ist es das erste Mal. Dass diese 1. Phase des Schulbaus erfolgreich abgeschlossen werden kann liegt auch am Engagement des kleinen Vereins ADA (Arena for Development Agency) in Fahiako, der das Ganze vor Ort umgesetzt und betreut hat und an den vielen jungen Männern aus dem Dorf, die mit angepackt haben.

In Kürze wird die Schule von der District Assembly übernommen. Diese wird sie ausstatten und, im Rahmen des Ghana Education Servic, Lehrer nach Fahiako entsenden. Dann ist alles fertig für den Unterrichtsbeginn im kommenden Schuljahr.


Doch es fehlen noch 2 Klassenräume. Diese sollen im nächsten Jahr angebaut werden, um auch den Kindern der Klassen 5 und 6 die Möglichkeit zu geben, ihre Grundschulausbildung im Dorf abzuschließen. Fotos über die verschiedenen Bauphasen finden Sie auf unserer Website www.africaspeople.de.

Dass die ersten 4 Klassenräume jetzt fertig gestellt werden können ist auch den Spenden vieler Menschen aus dem Siegerland zu verdanken. Dafür ein herzliches Dankeschön.
Doch auch für den Bau der beiden noch fehlenden Klassenräume, die für 2022 geplant sind, werden noch Spenden benötigt. Wenn Sie die Kinder in Fahiako unterstützen wollen können Sie ihre Spende auf das Konto von Africa’s People Africa’s Power e.V. bei der Sparkasse Siegen überweisen, IBAN DE74 4605 0001 0055 0089 24 unter dem Verwendungszweck:
Schulen für Ghana.

 

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