In einem Handballthriller besiegt TuS Ferndorf den Tabellenzweiten HSG Hanau mit 25:24

(wS/red) Kreuztal/Hanau 05.11.2022 | Ein ganz starkes Spiel des TuS Ferndorf, Standing Ovation in der Stählerwiese

TuS Ferndorf gegen HSG Hanau 25:24 (13:14)

Es ist erst 4 Tage her, da ließ sich der TuS Ferndorf von der TSG Haßloch in der Stählerwiese mit 31:30 bezwingen. Es wurden viele Fehler gemacht und man kam von der Siegerstraße ab und landete im Graben.

Aus diesem hat sich der TuS sprichwörtlich selbst wieder rausgezogen und hat allen gezeigt, dass das am Dienstag wirklich ein Ausrutscher war, obwohl es gestern sehr, sehr eng war. Robert Andersson hat die Fehler analysiert und mit den Jungs besprochen und das abgeliefert, was die Zuschauer und er sehen wollten. Durch den Ausfall von Josip Eres wurde Paul Schikora in die Pflicht genommen und Marvin Mundus  hat ihn auf dieser Position auch unterstützt.

Trotzdem ließen die „Grimmstädter“ Hünen über die Außenspieler grad mal 5 Treffer zu.

Das, was da der TuS Ferndorf seinen Fans gestern Abend vor 1020 Zuschauern in der Stählerwiese geboten hat ist mit Worten nicht zu beschreiben, das war Krimi pur. Hätte Alfred Hitchcock dieses Drehbuch geschrieben, der Film wäre ein Bestseller geworden.

Und die gigantischen TuS-Fans haben diesen mitreißenden Film mit angeschaut und Robert Andersson und seine Jungs mit minutenlangem Applaus und Standing Ovation gefeiert.

Herausragende Protagonisten waren diesmal nicht u.a. Jörn Persson oder Marvin Mundus, auf die hatte man sich nach zahlreichen Videoanalysen eingestellt und ihren Wirkungsbereich stark eingeschränkt. Jörn Persson hatte auch keinen guten Tag erwischt, sein Spielfluß schien gehemmt und in 1:1-Situationen war er nicht erfolgreich, man sah es ihm auch an. Worauf man sich nicht richtig eingestellt hatte waren Fabian Hecker und Valentino Duvancic, deren Leistung und die von Lucas Puhl ist nach diesem Spiel nur mit einem „à la bonne heure“ zu beschreiben.

Fabian Hecker ließ ja schon am Dienstag gegen Haßloch aufhorchen, er kommt jetzt so richtig rein und seine Leistung trug in hohem Maße zum Sieg bei. Er war es, der in den letzten 2 Minuten die Nerven behielt und den Gegner entzauberte und er war es auch, der die letzten 2 Treffer zum vielleicht etwas glücklichen Heimsieg erzielte. Manchmal hat man mehr Glück als der Gegner und wie Robert Andersson schon öfter sagte, entscheiden manchmal Kleinigkeiten ein Spiel.

Die Ferndorfer waren aber auch in den letzten 10 Minuten aggressiver und abgezockter als die „Grimmstädter. Und dann Tino (Valentino) Duvancic, er kam genau wie Fabian Hecker auf ebenfalls 6 Treffer, von ihm werden die Hanauer bei der Analyse wenig gefunden haben, zu lange war er krank. Drum verwunderte es nicht nur die Hanauer, sondern auch die Fans in der Halle und nicht zuletzt ihn selbst, dass er auflaufen konnte. Er stand am Spielplan, hatte aber nicht wirklich damit gerechnet eingesetzt zu werden und dann dies und dazu noch diese Leistung. Sie ist umso höher einzustufen, da er ja noch lange nicht fit ist, er wunderte sich selber dass es so problemlos klappte.

Mattis Michel hatte wenig Einsatzzeiten, aber der Mittelblock mit Duvancic und Mihaljevic klappte perfekt und könnte eine starke Einheit in der Abwehr werden.

Wenn zwei solche Spitzenmannschaften aufeinander treffen, dann ist schon Würze im Spiel, dann geht es hart und eng zu und dann sind vor allem auch die Torhüter gefragt. So war es gestern Lucas Puhl, der einige Seiten dieses Drehbuchs selbst schrieb, es war der hintere Teil dieses Thrillers. Er, der bei einem Sponsoren-Treffen vor Saisonbeginn (auf sein Alter bezogen) grinsend mal sagte, er bekäme beim Essen schon Seniorenteller angeboten, hat nach hinten raus sein Tor vernagelt und die HSG zur Verzweiflung gebracht. Julius Fanger sollte auch nicht unerwähnt bleiben, er kommt immer besser rein und das ist auch gut so, denn in 2 Wochen kommt sein Ex-Verein der VfL Gummersbach in die Stählerwiese. Er, der heute 4 Treffer erzielte, möchte diese Leistung auch an diesem Spieltag wiederholen.

Ins Spiel gekommen ist der TuS ja ganz gut, nach 43 Sekunden fiel schon das 1:0, dem in der 3. Minute das 2:0 folgte. Aber jetzt war die HSG am Zug und schon merkte der TuS, dass da ein Rudel großgewachsener Hünen vor ihnen stand, die ihren Spielfluss hemmen wollten. Das klappte auch, Ferndorf produzierte  Fehler und die münzten die Hanauer in einfache Tore um und so verwundert es nicht, das in der 15. Minute ein 4:9 auf der Anzeigetafel stand, bahnte sich da etwas Böses an? Persson und Mundus waren „kaltgestellt“ und als Robert Andersson sah, dass das nichts wird, hat er beide ausgewechselt und Fabian Hecker und Julius Fanger auf`s Feld geschickt. Nachdem Paul Schikora dann verworfen hatte und die HSG im Gegenzug traf, nahm Andersson beim vorgenannten 4:9 nach gespielten  14:23 seine erste Auszeit. Erst änderte sich nichts, Fabian Hecker verwarf einen Ball, Mattis Michel patzte zwei mal und dann griff Linus nach dem harzigen Spielgerät um es zum 5:9 aus dem rechten Rückraum einzunetzen. Gegen diese Hünen enstehen natürlich schnell mal Fouls und so sah sich der TuS nach einem Treffer von Fabian Hecker mit nur noch 4 Mann auf dem Feld wieder. Aber unsere Jungs ließen sich nicht beirren und erzielten sogar in Unterzahl Treffer. Das machten sie so gut, dass es in der 23. Minute 9:9 stand. Das reichte, Hannes Geist, der HSG-Coach legte nun seine grüne Karte auf den Tisch, es gab Redebedarf. Bis zum Pausentee wechselte man sich nur noch ab und ging dann mit einem 13:14 in die Kabine.

Die zweite Halbzeit begann nach einem HSG-Fehler direkt mit einem Doppelpack von Julius Fanger und es stand 15:14, danach schlichen sich Fehler auf beiden Seiten ein, Ferndorf verwirft oder der gute HSG-Keeper hält, Fabian Hecker holt sich 2 Minuten ab, der HSG-Keeper verfehlt das leere TuS-Tor und somit war man dann nach 44 Minuten nicht schlauer, denn es stand 18:18. Dann werden von Hanau ein Siebenmeter-Tor und ein Feldtreffer erzielt und Andersson nimmt nach 47:02 seine nächste Auszeit, es steht 18:20. Nach dem 18:21 kämpfte man sich in Einzelaktionen durch, Ergebnis, zur Crunchtime stand es 20:23, niemand kam wirklich voran. Denkste, Hecker (der Vollstrecker, der Checker…) erzielte das 21:23, Persson verliert den Ball, doch Puhl der Hexer hält das Ding und ermöglicht somit Julius Fanger das 22:23.

Es war wieder soweit, Hannes Geist zog in der 54. Minute die Notbremse und nahm das Team-Time-Out um seine Jungs wieder in die Spur zu bringen. Aber jetzt hatten die Ferndorfer ihren Siegeswillen wiedergefunden und mit dem Messer zwischen den Zähnen kämpften sie nun um jeden Meter und jeden Ball. In der 55. Minute entstaubte Fabian Hecker mit einen Kracher den Querbalken des Tores, der Krimi nahm seinen Lauf. Valentino Duvancic bügelte den Fehler aus, die HSG patzte und er stürmte auf das Tor zu und knallte den Ball unhaltbar ins Netz, 23:23. Die Halle stand schon einige Zeit, der Lautstärkepegel stieg in ungeahnte Höhen und als Fabian Hecker das Ding in der 57. Minute zum 24:23 einnetzte war die Stählerwiese außer Rand und Band, man verstand sein eigenes Wort nicht mehr. Der Adrenalinspiegel von Roberts Jungs stand am Anschlag und in dem Zustand musste man einen verwandelten Siebenmeter des Gegners in Kauf nehmen, alles konnte Puhl-Puhl-Puhl ja auch nicht halten, 24:24.

Dann Luft anhalten, denn Julius Wurf auf`s Tor nach 57:45 landete in den Armen des HSG-Keepers, es hätte die erneute Führung sein können, man hörte förmlich, wie auf der Tribüne die Luft angehalten wurde. Jetzt war es Zeit (58:58) für Anderssons letztes Team-Time-Out, die letzten 62 Sekunden mussten positiv verplant werden. Weiter geht`s und unter dem Beifall der 1020 Zuschauer knallt wiederum Fabian Hecker nach 59:06 den Ball zum 25:24 ins Hanauer Tor. Doch das Spiel geht 60 Minuten, Hanau wirbelt vor der TuS-Abwehr, der Rechtsaußen bekommt den Ball und jetzt soll über den Linksaußen das Remis per Kempa erzielt werden. Der bekommt auch den Ball und will ihn ins Ferndorfer Tor knallen doch unser Hexer Lucas Puhl kommt da wirklich noch mit der Fußspitze dran, jetzt gleicht die Halle einem Tollhaus. Doch es ist immer noch nicht vorbei, wieder sind die Hanauer vor dem Bollwerk der Ferndorfer Abwehr und sie rennen sich darin fest, Pfiff, Freiwurf, die Uhr steht bei 1 Sekunde. Alle halten nochmal den Atem an, doch der Ball segelt über das Tor und was dann in der Halle und auf der Tribüne abgeht kann man nicht in Worte fassen, da fehlen einem die Superlativen.

Punkt, Schluß, Aus, in einem hochdramatischen Spiel gewinnt der TuS Ferndorf dieses schon verloren geglaubte Spiel und bleibt weiter Tabellenführer in der Gruppe Südwest.

Tor: Lukas Puhl  15/1 Paraden

Tore:

Valentino Duvancic und Fabian Hecker je 6

Julius Fanger 4

Marvin Mundus, Alex Reimann und Paul Schikora je 2

Jörn Persson, Linus Michel und Rostyslav Polishchuck je 1

Stimmen zum Spiel:

Robert Andersson

Wir hatten nicht den Start gehabt wie wir wollten, aber wir hatten heute einen Lucas Puhl, der in der 2. HZ fast immer die entscheidenden Bälle gehalten hat, das ist enorm wichtig in solchen Phasen. Aber trotz ein paar technischer zuviel, Hut ab vor den Jungs, die kämpfen und glauben auch dran.

Erfreulich zu sehen, welche Leistung Fabian bringt und es macht auch Spaß, der Abwehr zuzuschauen und vor allem ist es schön, dass (Valen)Tino wieder zurück ist. Vor dieser Kulisse zu spielen und zu gewinnen ist ein hervorragendes Gefühl für uns.

Hannes Geist (Coach HSG Hanau)

Vielen Dank für diese Kulisse, sie ist eines Spitzenspieles würdig. Heute hat ein wenig die glücklichere Mannschaft gewonnen. Wir haben hier über 50-55 Minuten eine Leistung aufs Parkett gebracht, die meinen Jungs Respekt zollt. Leider haben wir es beim 20:23 verpasst das Match zu finishen, es ist bitter, dass wir das nicht über 60 Minuten geschafft haben. Am Ende setzt sich dann auch die Qualität durch, Fabian Hecker hat nach Dienstag auch heute wieder ein überragendes Spiel gemacht und übernahm zum Schluß auch die Verantwortung. Zum Schluß spielen meine Jungs das absolut diszipliniert , den letzten Angriff auf den Punkt incl. Kempa, der dann aber überragend gehalten wird. Ich glaube ein Unentschieden wäre gerecht gewesen, aber auch damit wäre ich nicht zufrieden gewesen. Vielen Dank an die anwesenden Zuschauer.

Valentino Duvancic

Ich wusste, dass ich heute wieder eingesetzt werden kann. Ich bin davon ausgegangen, dass die Abwehr wieder gut stehen wird und ich nicht spielen werde, vielleicht ein bisschen, denn wir haben ja noch Mattis und Rene. Als ich dann doch reingekommen bin, war es direkt super, wir haben direkt 5 Tore aufgeholt. Die Abwehr stand sehr gut, dann kam Puhl noch in der 2. HZ zum Ende hin an ein paar Bälle, die wir die letzten Spiele nicht hatten. In einem solchen Spitzenspiel brauchst du das einfach und ich denke, wir haben auch gekämpft. Wir haben mit Emotionen in der Abwehr gespielt und ich denke, es war am Ende ein verdienter Sieg für uns, obwohl wir mehr technische Fehler hatten als der Gegner. Ich bin sehr glücklich, dass ich wieder zurück bin, ich habs mir nicht so ausgemalt.

Auf die Frage, ob er 100 % wieder in Ordnung sei antwortete er:

Absolut fit bin ich noch nicht, ich bin jetzt 4 Wochen im Training, habe aber ab und zu noch Probleme mit dem Rücken, aber nach einem Bandscheibenvorfall gehört das einfach dazu. Es wird nie mehr ganz weggehen, ich muss damit leben, ich muss immer Übungen machen, damit ich überhaupt trainieren kann, aber das wird in meiner Handballerkarriere nie wieder weggehen.

Dirk Stenger

Man hat ja die Körperlichkeit der Spieler gesehen, da kommt man kaum vorbei. Valentino und Fabian waren heute sehr, sehr wichtig.

Fabian Hecker

Es war ein denkbar knappes Spiel, es gibt Spiele, da hat Marvin Mundus 10 Tore, aber es gibt auch Spiele, da werfe ich mehrere Tore, aber das ist der Vorteil. Wir sind durch die Bank weg alles gute Spieler und können uns gut ergänzen. Der heutige Gegner hat den Spielstil von Marvin so ein bisschen gebremst und mich dadurch ein bisschen nach vorne gebracht. Ohne unsere Abwehr und die starke Leistung von Lucas Puhl geht gar nichts. Valentino ist ein Zugewinn, gut, dass er wieder fit ist, er hat mit Rene die Abwehr gegen einen starken Gegner zusammengehalten. Wenn man mit 1 Tor gewinnt, kann man auch schnell mit 1 Tor verlieren, da kommt es drauf an, wer den Schritt mehr macht und wer es am meisten will. Ich kriege meine Spielanteile, ich kriege meine Einsätze und wenn dann ein Spiel ist, wo eher mein Typ gefragt ist, dann stehe ich bereit und dafür trainieren wir jede Woche. Ich arbeite ja Vollzeit mit einer 40-Stunden-Woche in Attendorn und kann deswegen nur nachmittags komplett mittraineren.

Bericht: petro

Bilder: Peter Trojak und Andreas Domian

Und hier wie immer „Handballregeln einfach erklärt“

Endlich gab es mal etliche Gästefans, schön war`s mit euch.

 

Maximilian Bergold, mit 7/5 Treffern bester Gästetorschütze

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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