Heldentat in der Stählerwiese: Ferndorf triumphiert trotz roter Karte und steht im Finale

(wS/Red) Ferndorf 03.06.2021 | Hexenkessel kocht: TuS Ferndorf fegt Oppenweiler vom Platz!

Es war im Vorfeld klar, dass das Spiel, das vielleicht schwerste für den TuS werden könnte. Na ja, zumindest ist es sicherlich das bisher Wichtigste für unsere Jungs. Im Hinspiel in Oppenweiler war es so, dass sich die Ferndorfer öfter mal selbst ein Bein gestellt haben. Oppenweiler war nicht besser als der TuS, aber sie warteten auf Fehler und wenn die kamen, nutzten sie gnadenlos ihre Chance. Das gefiel Ceven Klatt nicht und den Jungs schon mal gar nicht. Die kleine, sehr enge Gemeinde-Halle, restlos belegt, spielte ihnen natürlich auch in die Karten.

Tanzgruppe, Choreo und Einlauf des TuS gegen Oppenweiler

Doch was sie dann im Hexenkessel Stählerwiese erwartete, hätten sie so auch nicht erwartet. Mit 1400 Zuschauern hatten sie schon gerechnet, aber nicht mit den Ferndorfer Fans, mit den Füchsen, die die Anzahl ihrer Trommeln im Vergleich zu Oppenweiler exakt verdoppelt haben, da dort nicht mehr genehmigt werden konnten. Und auch nicht mit der Choreo der Brigade C, die abermals keine Kosten und Mühen gescheut haben, der Halle optisch einen würdigen Rahmen zu verleihen. Die Quasttribüne war eingetaucht in ein ROT/WEISSES Fahnenmeer. Was da von allen Fans und Fanclubs zelebriert wurde, erzeugte Gänsehaut pur. Diese einmalige Fankultur ist etwas Fantastisches und da können auch alle stolz drauf sein.

Ceven Klatt und seine Jungs haben wieder einmal eindrucksvoll bewiesen, warum sie nach 30 Spieltagen ungeschlagener Meister der gesamten 3. Liga mit 64 Mannschaften sind und warum die Festung Stählerwiese uneinnehmbar ist.

Nachdem nun diese Hürde überwunden ist und der TuS das Finale erreicht hat, wartet mit MTV Braunschweig ein schwerer Brocken auf Ceven Klatt und seine Jungs. Das ist eine unbequeme Mannschaft, die mit Vorliebe das 7:6-Spiel bevorzugt.

Aber nun zum Spiel gegen die Murrtaler:

Die begannen mit einem Fehlwurf und danach erzielte Janko Kevic noch in der 1. Minute das 1:0. Nachdem die Gäste ausgeglichen hatten, holte sich Gabriel da Rocha Viana eine Gelbe Karte ab und Oppenweiler machte mit dem 1:2 weiter. Marvin Mundus, auch hier wieder bester Ferndorfer Schütze im Spiel, erzielte das 2:2. Das war man in der Stählerwiese nicht unbedingt gewohnt, aber es sollte noch besser werden, allerdings für die Gäste.

Nach einem Foul von Janko Kevic (es sah ein wenig theatralisch aus) zogen die beiden weiblichen Schiedsrichter zum Erschrecken aller Ferndorfer Fans die Rote Karte. Was nun an Pfiffen und Rufen auf die Schiris niederprasselte, war unglaublich. Schockstarre hielt nun bei der Mannschaft Einzug, das fehlte gerade noch. Beim Hinspiel in Oppenweiler verletzte sich Julius Fanger in der 43. Minute und wurde getaped. Wie wir gestern erfahren haben, zog er sich dabei einen Kahnbeinbruch zu (Knochenbruch an der Handwurzel).

Er fiel dadurch nicht nur beim gestrigen Spiel aus, für ihn ist damit auch die Aufstiegsrunde beendet und er wird der Mannschaft spürbar fehlen. So fehlten zu diesem Zeitpunkt direkt zwei wichtige Rückraumspieler, und das in diesem so wichtigen Spiel. Die Mannschaft war total von der Rolle und konnte in der Folge nicht verhindern, dass die Gäste das 2:3, 2:4, 3:5 und auch das 4:6 in der 9. Minute erzielten. Coach Ceven Klatt musste nun die Auszeit nehmen, die Jungs mussten wieder in die richtige Spur gebracht werden, und das schafften sie nicht allein. Nun musste Ante Simic auch ran, denn der Rückraum war sehr dünn geworden.

Nach dem Team-Time-Out antwortete Ferndorf durch Marvin Mundus, Ante Simic und wiederum Marvin Mundus und es stand in der 14. Minute 7:6, es war die erste Führung der Ferndorfer. Puhhh, das war ein hartes Stück Arbeit. Unterstützt durch eine brechend volle Halle mit 1400 frenetisch klatschenden Zuschauern wurde diese Führung erzielt. Daniel Brack, der Coach der Murrtaler, nahm nun seinerseits eine Auszeit, war er vielleicht doch der Meinung, hier und heute etwas reißen zu können?

Direkt danach erzielte Marvin Mundus das 8:6 und es sah aus, als hätte die Auszeit für die Gäste nichts gebracht. Das war allerdings ein Trugschluss, die Ferndorfer waren zwar auf dem richtigen Weg, aber noch nicht im richtigen Kampfmodus. Das wussten auch die Mannen aus Oppenweiler und es dauerte keine drei Minuten, da hatten sie aus dem 8:6 ein 8:9 gemacht. Es lief immer noch nicht rund, der in der 18. Minute eingewechselte Jonas Wilde wehrte einen Siebenmeter ab und Oppenweiler ließ es sich nicht nehmen, direkt danach den Ball ins leere Ferndorfer Tor zu werfen. Es stand wieder 8:10, die Gäste hatten abermals das Spiel gedreht.

Doch jetzt war Schluss mit lustig: Ferndorf kam blitzartig wieder in die Spur, alle Signale standen auf Grün und was jetzt auf die Gäste niederprasselte, war ein Sturmlauf par excellence. In der 24. Minute legte Daniel Hideg mit dem 9:10 vor, und ab da hatte Oppenweiler herzlich wenig zu melden. Es folgten Treffer von Ante Simic, Josip Eres, zweimal Marvin Mundus und Fabian Hecker. Alter Schwede, was ging denn da ab! Ferndorf hatte aus dem 8:10 in der 20. Minute ein 14:10 bis zur Halbzeitpause gemacht. Herz, was willst du mehr? Oppenweiler erzielte in den letzten 10 Minuten gerade mal zwei Tore und Ferndorf fand zur Kampfstärke zurück. Wieder einmal war es die TuS-Abwehr, die über die gesamte Distanz eine fantastische Leistung ablieferte.

Die zweite Halbzeit ist eigentlich schnell erzählt, denn am Ausgang des Spiels hatten die Gäste wenig zu tun. Von diesen letzten 10 Minuten der ersten Halbzeit sollten sie sich nicht mehr erholen. Ferndorf war ihnen in sämtlichen Belangen überlegen, und auf ein Tor der Murrtaler folgten rechnerisch zwei Tore der Ferndorfer. Halbzeitübergreifend erzielte der TuS von der 20. bis zur 32. Minute exakt acht Tore in Folge. Die Messe war hier schon gelesen, denn man konnte den ungläubigen Blicken der Oppenweiler Jungs entnehmen, dass sie nun in Schockstarre verfielen. Kurze Aufbäumungsphasen von ihnen verebbten schnell wieder und Ferndorf zog auf und davon. In der 45. Minute erzielte der heute wirklich gut spielende Ante Simic mit dem 22:12 die erste 10-Tore-Führung. Oppenweiler scheiterte ein ums andere Mal an der Deckung der Festung Stählerwiese. Damit befinden sie sich im Kreis jener 15 Mannschaften, die es in der Vergangenheit auch nicht geschafft haben.

Ferndorf zog unaufhaltsam sein Ding durch und gewann auch in dieser Höhe verdient mit 28:17. Eine ganz starke Leistung zeigte an diesem Tag Jonas Wilde, der alleine in der zweiten Halbzeit sieben Bälle abwehrte. Da Oppenweiler in dieser zweiten Halbzeit nur sieben Tore erzielte und Jonas sieben abwehrte, kam er auf eine gigantische Quote von exakt 50 %. Dafür gibt es nur ein Wort: Chapeau. Die Gäste probierten in diesem Spiel alles, aber an diesen Ferndorfern hätten sich an dem Tag wohl alle die Zähne ausgebissen.

Wie geht es weiter? Da der MTV Braunschweig zu Hause gegen den TV Emsdetten alles klar gemacht hat, werden sie unser Gegner im alles entscheidenden Finale sein, das auch mit einem Hin- und Rückspiel durchgeführt wird. Ferndorf wird mit einem Auswärtsspiel am Sa. 08.06.24 um 19:30 Uhr in Braunschweig beginnen, und das entscheidende Rückspiel wird dann wieder im Hexenkessel Stählerwiese stattfinden, Anwurf ist dann am Sa. 15.06.24 um 19:00 Uhr. Dauerkarteninhaber werden für diese Rückspiel angeschrieben, damit sie ein Vorkaufsrecht haben. Ansonsten kann jeder am Fr. 07.06.24 um 17:00 Uhr sein Ticket Online buchen.

Ferndorf gegen Oppenweiler

Stimmen zum Spiel:

HCOB – 20 starke Minuten zu Beginn haben uns hoffen lassen, dann erwies sich die Abwehr des TuS Ferndorf als unüberwindlich. Damit war für unser Team im Halbfinale der Aufstiegsrunde Schluss. Wir gratulieren dem TuS Ferndorf und wünschen viel Glück fürs Finale.

ANTE SIMIC – Ich habe von Anfang an ganz gut gespielt und es war für mich das beste Spiel für Ferndorf. Ich musste nun zeigen, was ich machen kann, und das habe ich dann gemacht.

JULIUS FANGER – Es war heute schlimm für mich, draußen zu sitzen, vor allem, wo ich hier die volle Halle gesehen habe. Ich hatte keine Sorge um den Einzug ins Finale, aber als Janko die Rote Karte bekam, lief alles eigentlich gegen uns. Aber die anderen Jungs sind halt super eingesprungen, Daniel Hideg hat gut auf der Mitte übernommen, es war einfach eine großartige Teamleistung heute. Ich hatte auch nochmal ein Gespräch mit dem Arzt, werde aber 6 bis 12 Wochen ausfallen, die Aufstiegsrunde ist somit leider vorbei.

MARVIN MUNDUS – Wenn man guckt, was wir für ein Upload gespielt haben, die Tore, die sie gemacht haben, waren alle irgendwie mit Kontakt, die hatten, glaube ich, wenig freie Würfe. Wir sind als Mannschaft noch enger zusammengerückt, da wir ab der 5. Minute den Ausfall eines zweiten Mittelmanns zu kompensieren hatten. Besonders Daniel hat das überragend gemacht. Dann kam ja auch Jonas Wilde ins Tor und der hat dann ja auch die Bälle gehalten. Ich hatte eigentlich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass wir das Spiel heute verlieren. Die Halle war da, wir waren auch da, es war halt nur diese Rote Karte, aber das haben wir gut hingekriegt. Aus meiner Sicht war sie berechtigt und die Schiris haben heute einen guten Job gemacht, auch diese Entscheidung zu treffen. Ich denke, wenn es auf der anderen Seite passiert wäre, hätten wir auch alle Rot gefordert. Ich kenne das selber, wenn man von außen deckt und der läuft rein und du hast vielleicht schon den Schritt zu viel. Aber alles in allem, ich bin stolz auf die Mannschaft und glücklich, dass wir gewonnen haben. Ich habe Ante auch gesagt, dass es eine Riesenleistung war, die er gemacht hat. Er hat die letzten Spiele gar nicht gespielt und dann in so einem Spiel zu kommen und direkt zu performen, das ist schon großartig. Er hat die Woche über super trainiert und das ist der Lohn dafür. Das ist überragend und ohne ihn wäre es heute eng geworden, denke ich.

CEVEN KLATT – Wir hatten den ersten Nackenschlag schon am Donnerstag, als sich herausstellte, dass Julius sich beim Spiel in Oppenweiler das Kahnbein gebrochen hat und wir wussten, dass er ausfällt. Der zweite Nackenschlag war, dass Janko auch zu dieser frühen Phase ausfällt, da muss man dann mal kurz schlucken. Eine Sache hat die Mannschaft die ganze Saison über überragend gemacht und das ist, dass sie zusammengestanden hat, Bereitschaft gezeigt und eine gute Abwehr gespielt hat. Das war die Basis heute für unseren Erfolg. Wenn man sieht, dass wir in der ersten Halbzeit nur 10 Gegentore kassieren und dann in der zweiten Halbzeit sogar nur 7, dann weiß man, dass man vieles richtig gemacht hat. Jonas war sehr, sehr stark, er hält den Siebenmeter und wir haben uns entschieden, dass er im Tor bleibt und er macht ab da ein sehr starkes Spiel. Ich finde, der komplette Abwehrverbund war heute wirklich fantastisch. Ich finde auch Ante Simic, der in den letzten Wochen immer nur spät ins Spiel kam. Wir haben immer gesagt, der wird uns irgendwann helfen, und heute hat er uns geholfen, das muss man wirklich sagen. Auch ein Daniel Hideg, in ungewohnter Rolle, macht das sehr stark, führt klug Regie und man muss bedenken, er spielt im Innenblock und auf der Mitte, spielt fast 60 Minuten, ein paar Pausen hat er bekommen, das war sehr, sehr gut. Jetzt wollen wir den Moment genießen, heute und morgen ein bisschen ausruhen und ab Dienstag bereiten wir uns dann auf Braunschweig vor.

DIRK STENGER – Nach 3 Minuten geht unser Spielmacher, unser Denker und Lenker mit einer roten Karte aus dem Spiel, dann ist das schon so eine Geschichte, wo du anfängst zu zittern. Wir haben lange in einer Formation gespielt, in der wir noch nie gespielt haben. Dann musste sich die Mannschaft kurz sortieren, aber das hat dann der Ceven überragend gemacht. Wir hatten eine unfassbar gute Abwehr mit dem überragenden Jonas Wilde und was die Jungs hier geackert haben, war sensationell und dann haben wir denen den Zahn gezogen.

Ergebnis: 28:17 (14:10)

Tor: Lucas Puhl 4 Paraden, Jonas Wilde 11 Paraden (Gesamtquote 46,9 %)

Torschützen:

Marvin Mundus 8/2

Daniel Hideg und Ante Simic je 4

Gabriel da Rocha Viana 3

Fabian Hecker, Josip Eres, Valentino Duvancic,  und Mattis Michel je 2

Janko Kevic 1

Bericht/Fotos: Peter Trojak

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