(wS/red) Bad Laasphe 04.11.2024 | Notfall auf einem Windrad, in 137 Metern Höhe, hoch über Hesselbach. Die Drehleiter der Feuerwehr würde nur 23 Meter erreichen, im besten Fall 30 Meter. Einen Aufzug gibt es im Windrad. „Den muss man sich wie ein Dixi-Klo vorstellen, was die Größe angeht. Zwei Personen können darin stehen, aber zur Rettung ist er nicht geeignet“, erklärt Cliff Reppel, Architekt bei der Wittgenstein Wind Gruppe in Bad Laasphe, dem Betreiber der Windkraftanlagen auf dem „Armen Mann“ bei Hesselbach. Zwar gibt es eine Rettungsluke mit Leitern, doch wenn es schnell gehen muss, ist das keine wirkliche Alternative, erklärt der Experte.
Jetzt kann nur ein Hubschrauber schnelle Hilfe bringen: mit Rettungswinde und speziell ausgebildeten Höhenrettern. Höhenretter gibt es bei der Berufsfeuerwehr Siegen. Sie können an Bord genommen und zu Patienten in großen Höhen gebracht werden. Einen passenden Hubschrauber mit Rettungswinde gibt es im Kreis Siegen-Wittgenstein jedoch nicht. Daher musste der Hubschrauber am Montagmorgen von der hessischen Polizeifliegerstaffel aus Egelsbach bei Darmstadt anrücken. Die dortigen Piloten und Operatoren sind in Windenrettungsflügen sehr erfahren. Gemeinsam mit weiteren Höhenrettern der Berufsfeuerwehr Wiesbaden sind sie am Dienstag in Wittgenstein gelandet, um eine Rettungsübung auf einem Windrad durchzuführen und den Siegener Kollegen die Möglichkeit zu geben, an einem Hubschrauber mit Winde zu trainieren.
„Die gemeinsame Übung kam durch die Kontakte zu den Wiesbadener Kollegen zustande. Wir sind sehr dankbar für diese Möglichkeit“, freut sich Klaus Schulz, der Leiter der Höhenrettungsgruppe der Berufsfeuerwehr Siegen. Derzeit besteht sein Team aus 15 Spezialisten, die nach Alarmierung innerhalb von fünf bis zehn Minuten einsatzbereit sind. „Die Kollegen kommen von zu Hause und müssen dann ihr Material zusammensuchen, bevor sie ausrücken“, erklärt Klaus Schulz.
Polizeipilot Marcel Ulrich und seine Kollegen landen unterdessen mit dem Eurocopter 145 an einem Stellplatz unmittelbar vor einem Windrad. Für die etwa 150 Kilometer aus Egelsbach haben sie rund 30 Minuten Anflugzeit benötigt.
Zu Beginn der Übung erhalten alle Feuerwehrkräfte eine Sicherheitseinweisung am Hubschrauber. Wichtige Verhaltensregeln im und am Hubschrauber sowie Handzeichen für unterschiedliche Situationen werden besprochen, bevor es losgeht. Dann startet der Hubschrauber mit den ersten Höhenrettern an Bord, die heute gleichzeitig als „Verletzte“ agieren. Nachdem die Windkraftanlagen abgeschaltet wurden, nähert sich der Hubschrauber dem Windrad. Sobald die Position stimmt, werden die Retter abgeseilt, um den „Patienten“ oben auf dem Windrad vorzubereiten. Der Hubschrauber fliegt derweil zurück, um das nächste Team aufzunehmen.
Viele Mitarbeiter der Wittgenstein Wind Gruppe und ein Team der Firma Vestas, dem Hersteller der Windräder, sind zur Übung gekommen. „Wir freuen uns, Ihnen unsere Anlage für diese Übung zur Verfügung stellen zu können“, wendet sich Geschäftsführer Prinz Karl zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg an die Einsatzkräfte. Auch der Prinz trägt heute ein Gurtzeug und wird gleich als „Verletzter“ gerettet. „Bei solchen Anlagen muss eine Notfallrettung sichergestellt sein. Daher sind wir froh, dass wir das heute erleben können. Leider verfügt der Siegener Rettungshubschrauber nicht über eine Winde. Für die steigende Zahl an Windkraftanlagen in Südwestfalen ist das aber unabdingbar. Auch für Freizeit- und Forstunfälle ist eine Winde oft unverzichtbar“, betont Jan Philipp Krämer, Operations-Manager der Wittgenstein Gruppe.
Die Rettungsteams zeigen eindrucksvoll, wie sie mit einem Bergesack im Liegen oder mit einem Evakuierungsdreieck im Sitzen Patienten in wenigen Minuten vom Windrad retten. Am Nachmittag endet die Übung erfolgreich. Klaus Schulz ist sehr froh, dass seine 15 Kameraden, darunter drei Ausbilder, diese Möglichkeit hatten. Auch er und die Betreiber der Windkraftanlagen hoffen, dass die Dringlichkeit einer Rettungswinde für den Siegener Hubschrauber erkannt und bald umgesetzt wird. Denn für die in Wittgenstein geplanten Windkraftanlagen könnte ein fehlender Hubschrauber mit Winde für verunfallte Monteure lebensgefährlich werden. Die hessischen Piloten schildern zudem ein weiteres Problem: „Nach Bad Berleburg, weiter in NRW, dürften wir wahrscheinlich nicht ohne weiteres fliegen. Dafür müsste ein Amtshilfeersuchen gestellt werden.
Fotos: wirSiegen.de
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