Fortbildung der Kinderschutzgruppe der DRK-Kinderklinik Siegen und der Ärztlichen Beratungsstelle stieß bei Zuhörern aus der Region auf großes Interesse

(wS/drk) Siegen 08.04.2025 | Am Montag, 07. April 2025, veranstaltete die Kinderschutzgruppe der DRK-Kinderklinik Siegen zusammen mit der Ärztlichen Beratungsstelle e.V. für Mitarbeiter aus sozialpädagogischen Berufen aus der Region eine Fortbildung zum Thema „Erkennen und Vorgehen bei Kindeswohlgefährdung“. Auf Einladung von Dr. Marius Otto, Kinderschutzmediziner aus der Abteilung Kinderchirurgie der DRK-Kinderklinik Siegen, und Marina Beer, Fachkraft in der Ärztlichen Beratungsstelle, waren Lehrer:innen, Sozialpädagog:innen und Mitarbeiter:innen von OGS Gruppen der Schulen aus Siegen-Wittgenstein nach Siegen in die

Kinderklinik gekommen. Der große Zulauf von rund 50 Zuhörer:innen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen bestätigte die Bedeutung und die Aktualität des Themas „Kindeswohlgefährdung“.

Das Vorgehen bei vermuteter Kindeswohlgefährdung erfordert eine ganz besondere Sorgfalt. Auf der einen Seite stehen schutzbedürftige Kinder, auf der anderen Seite die Familien, die unter dem besonderen Schutz des Grundgesetzes stehen – auch vor dem Eingriff staatlicher Institutionen. Wo hört die Freiheit der elterlichen Erziehung auf und an welcher Stelle beginnen Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern? Entsprechende Fälle führen den Beteiligten aus der Klinik diese Problematik in regelmäßigen Abständen vor Augen.

Das Risiko, Opfer von Vernachlässigung und Misshandlung zu werden, ist in den ersten Lebensjahren am höchsten. Die meisten Kinder, die an den Folgen sogar versterben, sind Säuglinge. Als Zeichen der gestiegenen Sensibilität gegenüber Kindeswohlgefährdungen verzeichnen Kinderschutzambulanz und Ärztlicher Beratungsstelle in Siegen seit Jahren gestiegene Fallzahlen.

Empirische Untersuchungen belegen, dass sich Risikofaktoren für eine Misshandlung und Vernachlässigung sowohl im elterlichen Erziehungsverhalten als auch auf der Kindesseite identifizieren lassen. Hierzu zählen beispielsweise psychische Erkrankungen der Eltern, sozioökonomische Mangelbedingungen oder ein schwieriges Temperament des Kindes. Liegen mehrere Risikofaktoren vor, die sich gegenseitig negativ beeinflussen und verstärken, steigt das Gefährdungsrisiko für Misshandlung und Vernachlässigung sprunghaft an. Sofern die Risiken frühzeitig erkannt werden, besteht die Möglichkeit diese therapeutisch zu beeinflussen.

Wie die Referenten zu Beginn der Veranstaltung berichteten, haben es sich die Klinik in Kooperation mit den umliegenden Kreisen zum Ziel gemacht, gefährdeten Kindern und ihren Familien frühzeitiger zu helfen. Dafür ist eine entsprechende Fortbildung der Kontaktpersonen in den Kitas und Schulen unabdingbar. Ziel ist es, den Fachkräften Orientierung zu geben, worauf man im Alltag achten sollte und wie man bei eventuellen Verdachtsmomenten zielgerichtet agieren kann. „Wichtig ist uns, eine Kultur des Hinsehens zu entwickeln, die angemessen ist. Auch Fachkräfte dürfen keine Angst haben, sich Hilfe zu suchen. Jeder kann uns anrufen. Was wir besprechen, bleibt vertraulich und unterliegt der Schweigepflicht“, so Otto. „Unsere Gesprächs- und Therapienagebote sind dem Grundsatz „Hilfe statt Strafe“ verpflichtet, der Schutz des Kindes steht klar im Vordergrund“, ergänzt Beer.

Die beiden Fachstellen bieten diese Fortbildungen in Kooperation seit Jahren regelmäßig an. Für 2025/26 sind weitere Angebote geplant. An die spezialisierte Beratungsstelle gegen alle Formen von Gewalt an Kindern und Jugendlichen, insbesondere bei Kindesmisshandlung, bei sexuellem Missbrauch und bei Vernachlässigung, kann sich aller-dings jeder wenden. Wenn man Kummer und Sorgen in der Familie hat, seelisch oder körperlich misshandelt, vernachlässigt oder sexuell missbraucht wurde oder von häuslicher Gewalt betroffen ist. Mütter und Väter finden Unterstützung, wenn ihnen alles über den Kopf wächst, die Belastungen zu groß werden und sie sich überfordert erleben, sie vermuten oder wissen, dass ihr Kind sexuellen Übergriffen ausgesetzt ist, sie das Wohl eines Kindes gefährdet sehen.

Kinderschutzmediziner Dr. Marius Otto (am Pult) informiert zusammen mit Marina Beer (rechts) rund 50 Fachkräfte aus der Region zum Thema „Erkennen und Vorgehen bei Kindeswohlgefährdung“ in der DRK-Kinderklinik Siegen. Foto: DRK Kinderklinik

Ärztliche Beratungsstelle – Informationen und Kontakt unter:

Antje Maaß-Quast, Systemische Supervisorin und Kinder- und Jugendlichentherapeutin (SG)

Telefon:     02 71 / 23 45-240

Marina Beer, B.A. Soziale Arbeit

Telefon:     02 71 / 23 45-426

Telefonsprechzeiten:

Dienstags         9.00 Uhr bis 11.00 Uhr

Donnerstags    14.00 Uhr bis 15.00 Uhr

beratungsstelle@drk-kinderklinik.de

 

Kinderschutzgruppe an der DRK-Kinderklinik Siegen:

Telefon: 0271 / 2345-777

kinderschutzgruppe@drk-kinderklinik.de

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