Auswärtssieg in „feindlichem“ Terrain – TuS Ferndorf schreibt in Lübeck seine eigene Geschichte weiter

(wS/Red) Lübeck-Schwartau/Ferndorf 05.05.2025 | Was für ein Fight! TuS Ferndorf zeigt Nervenstärke, Teamgeist und Leidenschaft – der Lohn: Zwei Punkte und tosender Jubel

AUS, AUS, AUS – es ist vollbracht! Unsere Jungs haben es geschafft! Das Feuer der HanseHÖLLE, der Heimspielstätte des VfL Lübeck-Schwartau, ist am gestrigen Abend endgültig erloschen. Zwei ganz, ganz wichtige Punkte hat Ferndorf da eingefahren – vielleicht sogar genau die zwei Zähler, die am Ende den Klassenerhalt sichern werden. Wir sind überzeugt: Diese Punkte könnten schon jetzt ausreichen. Ferndorf ist mit diesem grandiosen Sieg auf Platz 7 der Tabelle gestiegen.

Und diesen Erfolg haben sich die Jungs aus der Stählerwiese redlich verdient. Geschafft hat das auch Ceven Klatt – und nicht zu vergessen: rund 50 TuS-Fans, die die lange Anreise auf sich genommen haben. Die Mannschaft hat ihnen den Einsatz mit einem starken Auftritt und dem verdienten Sieg zurückgezahlt.
Für solche Spiele packt man gern den Rucksack oder sogar den Koffer. Denn genau das ist das Salz in der Suppe, das, was diesen Sport so besonders, so mitreißend und unvergesslich macht.

Ferndorf hat sich damit für die Heimspielniederlage (30:34 im November) aus der Hinrunde revanchiert – und zwar in einer Manier, die einem nur ein respektvolles Chapeau! entlocken kann.

Aber: Drehen wir die Geschichte doch einmal bewusst von hinten auf …
Also hier mal die Statistik:
VfL Lübeck-Schwartau gegen TuS Ferndorf 24:29 (10:11) Zuschauer: 1962

Tor: Can Adanir 10 Paraden, Jonas Wilde 2 Paraden (beides Siebenmeter)

Torschützen:
Julius Fanger 6
Josip Eres 6/2
Daniel Hideg 5
Valentino Duvancic 3
Marvin Mundus 3/1
Hampus Dahlgren 2/1
Mattis Michel, Fabian Hecker, Gabriel Viana und Janko Kevic je 1

Eine kurze Anmerkung dazu, Julius wird  bei Daikin-HBL/DYN mit nur 5 Treffern geführt. Wir haben uns das Spiel nochmal auf DYN angeschaut und bleiben dabei, dass er 6 Treffer erzielt hat. Die offiziellen Daten müssen aber von den Vereinen übernommen werden, denn diese Daten fließen auch in die Statistik ein.

Fehlwürfe: 10
Technische Fehler: 10
Zeitstrafen:
Mattis 1, Fabian 1, Valentino 1
Gabriel Viana 3
ROTE Karte: Gabriel Viana (nach dreimal 2 Minuten)

Es war ein verrücktes Spiel zweier Mannschaften, die lange Zeit auf Augenhöhe spielten, die sich einen starken Kampf in der Abwehr lieferten, wo aber der TuS Ferndorf nach hinten raus die besseren Nerven und Ideen hatte und das Spiel verdient für sich entschieden hat. Manche empfanden es vielleicht ein, zwei Tore zu hoch, aber das zeugt ja auch von der guten, geschlossenen Mannschaftsleistung, mit der Ferndorf auftrat. Zudem liegt Ferndorf auch auf Platz 5 der Tabelle mit den wenigsten Gegentreffern!

Die Gastgeber hatten Anwurf, konnten aber nicht abschließen, und Valentino übernahm diesen Part und erzielte das 0:1, holte sich aber auch kurz danach eine gelbe Karte ab. Lübeck brauchte bis zur 4. Minute, um auszugleichen. Durch einen technischen Fehler, ein Stürmerfoul, eine Zeitstrafe gegen Gabriel Viana und ein Zeitspiel konnte sich Lübeck auf 5:2 absetzen. Es waren in dieser 1. HZ ein paar unkonzentrierte Aktionen, sonst wäre der TuS nicht in Rückstand geraten. Nach gespielten 15:17 Minuten und einem Fehlwurf von Janko Kevic nahm Ceven Klatt beim Stand von 6:3 eine Auszeit – es gab Redebedarf. Janko Kevic, der bis dahin bei seinen Aktionen unglücklich agierte, musste Platz machen für Julius Fanger, der direkt frischen Wind mit aufs Spielfeld brachte. Davon zeugen auch direkt die Zwischenergebnisse von 6:4, 6:5, 7:5, 7:6 und 7:7, das Julius selbst erzielte. Die Torschützen davor waren Daniel Hideg (6:4), Valentino Duvancic (6:5) und Marvin Mundus (7:6).

Danach war erstmal Schicht im Schacht. Alle Blicke richteten sich nach gespielten 20:04 Minuten auf den Zeitnehmertisch, denn da sah man ratlose Gesichter. Die Technik/Elektronik hatte ihren Dienst eingestellt, dort lief nichts mehr, ein Weiterspielen war nicht möglich, alle Anzeigen waren erloschen, und keiner wusste weiter. Und „mittelalterliche Methoden“ wie zu Zeiten von Heiner Brand schienen auch nicht des Rätsels Lösung zu sein. 😉 Es gab aber noch die Handys, und diese Errungenschaft der Technik und Elektronik erlaubte es dem Personal am Zeitnehmertisch, irgendeinen Techniker anzurufen. Ob das nun des Rätsels Lösung war oder ob man den Fehler selbst beheben konnte, entzieht sich unserer Kenntnis. Fakt ist: Nach gut 10 Minuten konnten beide Teams das Spiel fortsetzen. Zu der Zeit wäre auch schon die 1. HZ beendet gewesen, aber so gab es ein paar „Überstunden“. Die nächste Spielsituation bescherte den Gastgebern einen Siebenmeter, den man zum 8:7 nutzte.

Brachte aber nicht viel, denn noch in der gleichen Minute haute Marvin Mundus das harzige Spielgerät zum 8:8 in die Maschen (22. Min.). In der eh schon torarmen 1. HZ war es wieder eine Parade von Can Adanir, die den Spielfluss der Lübecker einbremste. Das passte David Röhrig, dem Coach der Lübecker, nicht so wirklich in den Kram, und so buzzerte er mal kurz zum Team-Time-out (23:06 Min.). Mehr Würze ins Spiel brachten die 60 Sekunden Redezeit nicht, denn Gabriel Viana und direkt danach Daniel Hideg vergrößerten einfach mal so auf 8:9 und 8:10. Die Gastgeber haben das Spielen nicht verlernt und so konterten sie, ohne mit der Wimper zu zucken, auf 9:10 und auf 10:10 – alles wieder offen. Josip Eres und Marvin Mundus leisteten sich nun auch noch je einen Fehlwurf, denn beide Abwehrreihen wollten ja das Spielchen um die Halbzeitführung für sich entscheiden, und dann klappt nicht immer alles wie gewünscht. Aber da hatte der TuS die besseren Karten, denn durch einen Assist von Mattis Michel jagte Josip Eres das Ding zum 10:11-Pausenstand zwischen die Maschen.
Um es mal vorwegzunehmen: Die 2. HZ war eigentlich die HZ des TuS Ferndorf, die sie mit gigantischen 18 Toren beendet haben. Diesen Sieg hat der VfL-Trainer auch neidlos anerkannt und Ceven Klatt in der Pressekonferenz auch dazu gratuliert. Klar gab es da auch mal einen technischen Fehler oder einen Fehlwurf. Begonnen hat diese 2. HZ mit einem verwandelten Siebenmeter von Josip Eres zum 10:12, einen weiteren nur 1 Minute später hat er dann leider verworfen. Es war nun ein bisschen Unruhe im Spiel, und die nutzten die Lübecker zum 12:12, 13:12 oder 14:13. Nach gespielten 36:26 Minuten erhielt Gabriel Viana seine dritte Zeitstrafe und wurde dafür mit ROT vom Platz gestellt.

Für ihn kam Hampus Dahlgren ins Spiel, der dann bis zur Schlusssirene auch noch 2 Tore (davon 1 Siebenmeter) beisteuerte. Julius Fanger, der in der 2. HZ 5 Tore erzielte, präsentierte zwei davon in der 37. und 38. Minute, er glich damit gleichzeitig zum 15:15 aus. Nach gespielten 40:30 Minuten wurde Marvin Mundus verletzt und verließ mit schmerzverzerrtem Gesicht das Spielfeld – es/er sah nicht wirklich gut aus. Man vermutete gestern Abend auch noch eine Verletzung an der Schulter, aber nach Rücksprache von uns am heutigen Morgen mit Ceven Klatt wurde das jetzt ausgeschlossen. Klarheit soll nun ein MRT-Termin am kommenden Mittwoch bringen – wir drücken die Daumen und wünschen Marvin alles, alles Gute. Janko kam nun ins Spiel zurück und Fabian Hecker übernahm den Part von Marvin Mundus. Der hatte zuvor noch das 16:16 per Siebenmeter erzielt. 43. Minute, die Ferndorfer haben sich wieder „berappelt“, Josip Eres erzielte das 16:17 – es war die dritte Führung für den TuS. Dass Lübeck in diesem Spiel nicht mehr in Führung gehen würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Das hoffte auch Ceven Klatt, denn in der 46. Minute stellte er den Angriff auf sieben gegen sechs um – und damit kam der Gegner überhaupt nicht klar, die Lübecker waren völlig aus dem Konzept.

Es gab Siebenmeter für Lübeck, und dafür kam Jonas Wilde in den Kasten – konnte er vielleicht den Gegner ärgern? Ja, konnte er, denn den Strafwurf wehrte er ab, und die „Hansehölle“ wurde merklich ruhiger. Nun hörte man verstärkt die geballte Kraft von 50 TuS-Kehlen, begleitet von einem Trommler der Ferndorfer Füchse und untermalt von den Fahnen und den Gesängen der Brigade C.
Denn nach der Leistungssteigerung in Abwehr und Angriff wirkte der Gastgeber irritiert, sodass Janko Kevic und auch Daniel Hideg mühelos auf 16:19 vorlegen konnten. Das war zu viel, der Lübecker Coach sah seine Ziele so kurz vor der Crunchtime in Gefahr und nahm seine Auszeit. Das Ende vom Lied war: Sie bekamen in der nächsten Szene wieder einen Siebenmeter zugesprochen, und wieder kam Jonas in den Kasten. Sie ahnen es schon – jaa, auch den wehrte er ab. Dennoch erzielten sie kurz darauf das 17:19. Ceven Klatt nahm seine Auszeit, und in der Zeit hat man sich wohl auf ein Schmankerl geeinigt – ein Kempa mit Josip Eres von Rechtsaußen auf Julius Fanger, der in der Mitte heranschwebte. Das war so richtig nach dem Geschmack unserer Jungs. Und so ging es weiter – Lübeck dachte, Ferndorf machte, die Crunchtime begann, und Julius Fanger erzielte mit dem 18:22 die erste 4-Tore-Führung. Davon erholten sich die Gastgeber nicht mehr, die Halle war aus Sicht der Lübecker gesehen noch ruhiger geworden. Hampus Dahlgren erzielte per Siebenmeter die erste 5-Tore-Führung, und Daniel Hideg in der 56. Minute die erste 6-Tore-Führung. Die Kinnladen gingen runter, und alle Lübecker Spieler wussten, was die Stunde geschlagen hatte. Ein Blick auf die Hallenuhr zeigte ihnen ganz klar, dass das heute nix mehr wird gegen diese ausgekochten Ferndorfer Jungs. Man versuchte sich auch noch in der „offenen Manndeckung“, aber das waren verzweifelte Versuche ohne jegliches Ergebnis.

Eine andere Art von Spannung kam nochmal nach gespielten 58:08 Minuten auf – wieder hatte der Zeitnehmertisch, die Schiris, aber auch die Ferndorfer etwas damit zu tun. Was war geschehen? Ferndorf verlor den Ball, und blitzschnell griff Lübeck danach – und genau in diese Szene hinein buzzerte Ceven Klatt. Doch es war Sekundenbruchteile zu spät, und das war nicht regelkonform, denn nur die ballführende Mannschaft darf buzzern, und den Ball hatte zu dem Zeitpunkt Lübeck. Es ging um eine Zeitstrafe, es ging um einen Freiwurf, aber auch um eine „Rote Karte“ für die TuS-Bank. Denn der Lübecker Spieler, der sich den Ball geschnappt hatte, hätte ihn ins Ferndorfer Tor werfen können, denn das war wegen dem Sieben-gegen-sechs-Spiel leer. Es ging mit einem Freiwurf weiter, Julius erzielte noch das 23:29, und Lübeck erzielte noch den 24:29-Endstand. Wie gesagt – ein total verrücktes Spiel, doch die Szene zum Schluss könnte noch ein Nachspiel haben, es gab nach dem Match noch ein längeres Gespräch zwischen den Trainern und den Schiris.

Lübeck lag zu dem Zeitpunkt 5 Tore zurück, und ein zusätzlicher Treffer hätte am Ausgang nichts geändert. Wir sind gespannt, ob da noch was kommt – das Ganze spielte sich ja innerhalb einer einzigen Sekunde ab.

Und da wäre noch: Gabriel da Rocha Viana

Er hat gestern Abend nicht den TuS-Mannschafts-Bus bestiegen, ihn zog es zum Flughafen, denn er wird für die A-Nationalmannschaft von Portugal für die Spiele gegen Rumänien und Israel gebraucht. Wir sind stolz auf dich, viel Erfolg und komm gesund zurück.

Olá Gabi, estamos orgulhosos que um Ferndorfer também vista a camisola da seleção principal de Portugal. Use-o com orgulho e alcance o sucesso com ele. Todos os residentes de Ferndorf estão a torcer por si e esperam que regresse em segurança.

Bericht: Peter Trojak
Collage: Andreas Domian

CEVEN KLATT: Erstmal herzlichen Dank an die Ferndorfer Fans, die die weite Reise auf sich genommen haben. Wir kommen nicht so ins Spiel, wie wir uns das vorgestellt haben. Die erste Viertelstunde dominiert Schwartau, es steht schon 6:3 und man muss schon die erste Auszeit nehmen. Wir stellten einige Dinge um und es lief gut für uns. Wir verteidigen sehr gut und schaffen es immer wieder Stopfouls zu provozieren um sie in eine schlechte Wurfsituation zu bringen. Das schaffen wir auch über die 2. HZ, der Unterschied in der 2. HZ ist, dass wir Schwartau vor große Probleme mit unserem sieben -gegen -sechs stellen und da sehr intelligente Entscheidungen treffen, gute Wurfsituationen kreieren und damit in der 2 HZ 18 Tore erzielen. Nicht alle aus dem sieben-gegen-sechs, aber der Großteil und ich denke, dass das heute ein entscheidender Schlüssel zum Sieg war. Plus der Torhüterleistung in der 2. HZ, wo Jonas dann Siebenmeter hält.

Das gibt uns die Möglichkeit uns Stück für Stück immer weiter abzusetzen. Und wie gesagt, in dieser hitzigen Atmosphäre behalten wir einen kühlen Kopf und gewinnen hier verdient in Schwartau. Ich denke, 30 Punkte, das war auch die von mir genannte Grenze, die man am Ende braucht, haben wir geholt, das heißt aber nicht, dass wir nicht auch alles dafür tun, um noch mehr Punkte zu holen. Ein Bein ist mal mindestens fürs nächste Jahr in der 2. Liga drin.

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