(wS/Red) Ferndorf 16.05.2025 | Mit gebrochener Elle, aber nicht mit gebrochenem Willen
TuS Ferndorf gegen den Bergischen HC: 28:30 (14:15)
Obwohl heute auch noch Spiele stattfinden, befindet sich der TuS auf dem 9. Tabellenplatz und hat weiterhin 4 Punkte Abstand auf einen Abstiegsplatz.
Es war jetzt nicht unbedingt ein Spiel, bei dem man sich ärgert, dass man die Herztabletten vergessen hat. Es war spannend, keine Frage, es gab Höhen, es gab Tiefen, es gab wiederholt technische Probleme am Zeitnehmertisch, die dann doch ein wenig nervten. Ferndorf lag beim 18:17, 19:18 und 20:19 sogar in Führung, und man hatte nicht den Eindruck, dass hier der Tabellensiebte der 2. BL gegen den schon aufgestiegenen Bergischen HC spielte. Diese Aussage trifft allerdings nicht auf die Zeit zwischen dem Anpfiff und der 8. Minute zu.
Es war ein Katapultstart der starken Gäste, die hier zu Beginn schon ihren Tabellenplatz bestätigen wollten und das schafften sie in wirklich eindrucksvoller Manier, in der Form einer absoluten Spitzenmannschaft. Die Löwen begannen direkt mit dem 0:1 und 0:2, ehe dann Gabriel Viana in der 3. Minute das 1:2 markieren konnte. Überfallartig bearbeiteten die Gäste nun das TuS-Team, bestraften jeden noch so kleinen Fehler, Fehlwürfe und technische Fehler, gnadenlos. Wer in der 7. Minute auf die Hallenuhr schaute, musste sich mal kurz die Brillengläser reinigen, aber auch nach der Reinigung stand da immer noch ein 1:6. Zeit für Ceven Klatt, zu buzzern.
Hendrik Stock ersetzte nun Janko Kevic, der einen nicht so guten Tag erwischt hatte. Am Ende standen fünf technische Fehler hinter seinem Namen, das kennen wir anders von ihm. Hendrik Stock ersetzte ihn, und der sorgt nach Einwechslung immer für Unruhe in der gegnerischen Abwehr. Neben einem erzielten Tor gab es von ihm aber auch zwei Fehlwürfe und einen technischen Fehler. Nur null Fehler wären besser gewesen, aber auch Janko Kevic kam, wie gesagt, auf fünf technische Fehler. Insgesamt kam unser Team auf 12 technische Fehler, aber auch auf 18 Fehlwürfe.
Doch auch diese Zahl sollte niemanden erschrecken, die hochfavorisierten Gäste hatten ebenfalls 12 technische Fehler und 15 Fehlwürfe.
Torschützen und Keeper: Ferndorf top
Auch die Statistik der Torschützen und Keeper liest sich aus Ferndorfer Sicht sehr gut. Ihr Topspieler und bester Torschütze am gestrigen Abend, Eloy Morante Maldonado, kam auf 7/1 Tore. Ihr zweitbester Torschütze, Seesing, erzielte fünf Treffer. Das konnte Ferndorf besser: Ein sehr starker Julius Fanger haute den Gästen acht Kracher zwischen die Maschen, gefolgt von Josip Eres mit 7/3 Toren und dem ebenfalls stark spielenden Gabriel da Rocha Viana, der sechs Tore beisteuerte. Gabi war auch nicht anzumerken, dass er in der zweiwöchigen Spielpause für sein Land Portugal im Einsatz war, er spielte in der Nationalmannschaft, kam auch zum Einsatz und erzielte sogar Tore. Wir sagen: Glückwunsch!
Von 1:7 zu 14:15 – starke Aufholjagd
Nach dem ernüchternden 1:6 und Cevens Auszeit folgte noch das 1:7, doch dann fiel der Respekt vor diesen starken Gästen langsam etwas ab, und man besann sich auf das, was man kann: Handball spielen. Man hatte bis dahin natürlich auch schon gespielt, aber jetzt wollte man mitspielen. Die Gäste machten es einem allerdings auch schwer, denn es kamen immer neue Spielvarianten. Man versuchte jedoch, diese besser in den Griff zu bekommen. Zunächst war es aber wichtig, die Torflut der Löwen zu stoppen und das gelang: Julius Fanger begann mit dem 2:7, erzielte auch das 3:8, und Josip Eres per Tempogegenstoß das 4:8.
Nun waren auch Daniel Hideg und Fabian Hecker auf der Platte, und auch sie sahen das 5:8 von Gabriel Viana. Vielleicht wäre es noch so weitergegangen, aber dann bekam Mattis Michel eine Zeitstrafe, und für ihn kam Malte Nolting ins Spiel. Das nutzten die Gäste natürlich zum 5:9. Doch Ferndorf war nun angekommen im Spiel. In der Folge sahen wir das 6:9, 7:10 und 8:10.
Jetzt hatte das Spiel Fahrt aufgenommen, und zwei gleich starke Teams standen sich gegenüber, absolut auf Augenhöhe, und das betraf auch die gesamte 2. Halbzeit. Wir stehen weiterhin, wie schon in unserem Vorbericht geschrieben, dazu: Ferndorf ist für den BHC ein unbequemer Gegner, denn man konnte wirklich auf fast alles Paroli bieten.
Erste Halbzeit endet 14:15 – starker Endspurt
Zwischenzeitlich kam auch Hektik auf – es gab Zeitstrafen, Stürmerfouls (die nicht unbedingt welche waren), und das war nicht gut fürs Spiel.
Nach ca. 20 Minuten Spielzeit gab es für Ferndorf Zeitstrafen, die zu doppelter Unterzahl führten. Doch der BHC konnte daraus kein wirkliches Kapital schlagen, denn im Ferndorfer Kasten stand ein sehr starker Can Adanir, der sogar Doppelparaden präsentierte. Wie gesagt, ein Spiel auf Augenhöhe und die zeitweise schon erstligareif spielenden Gäste konnten sich nicht mehr absetzen. Der Flow, der zu Spielbeginn da war, war verflogen. Weitere Zwischenstände von 9:11 (20. Min.) und 11:13 (24. Min.) belegen das.
Trotz Fehlern erzielte Julius Fanger in der 27. Minute noch das 12:15. Ferndorf warf jetzt noch einmal alles nach vorne und sorgte durch Gabriel Viana und wiederum Julius Fanger für den 14:15-Pausenstand. Aus dem 1:7 in der 8. Minute innerhalb von 22 Minuten ein 14:15 zu machen, ist schon eine bravouröse Leistung. Der BHC also in 22 Minuten acht Tore, Ferndorf 14. Wer weiß, was möglich gewesen wäre, wenn der TuS die ersten acht Minuten cleverer angegangen wäre, aber hätte, hätte, Fahrradkette.
Stärkster Spieler in dieser ersten Halbzeit war unser Portugiese Gabriel da Rocha Viana, der insgesamt auch auf fünf Treffer kam.
Somit ging diese 1. Halbzeit mit 14:15 an den BHC, was sollte die 2. Halbzeit bringen? Eins schon mal vorab, sie endete ebenfalls mit 14:15, aber es wurde eng für die Gäste, so richtig eng. Man hatte zeitweise das Gefühl, Ferndorf würde den hohen Favoriten mal so richtig bügeln wollen. Aber die Gäste waren am Ende die cleverere Mannschaft. Doch der TuS hatte ihnen gezeigt, dass in der Stählerwiese keine Durchschnittsleistung reicht, um zu gewinnen. Es hätte auch anders ausgehen können und da hätten sich die Löwen nicht wirklich beschweren können.
Zweite Halbzeit: Auch 14:15 – aber mit Drama
Direkt zu Beginn der zweiten Halbzeit verwandelte Josip Eres einen von drei Siebenmetern, 15:15, das erste Remis war erreicht. Achtung, ihr Löwen, der TuS klopft an. Der BHC legte nach, Tino erhielt eine Zeitstrafe, trotzdem machte Julius Fanger das 16:16. Beim Stand von 16:17 entstand Unruhe am Zeitnehmertisch, es gab wieder technische Probleme, die einige Minuten anhielten. Man sah ratlose Gesichter, bis es dann leicht stotternd weiterging. Schmunzelnd wurden die Technikprobleme mit dem Lied „Wer hat an der Uhr gedreht?“ musikalisch untermalt. Schon vor dem Spiel hatte es Probleme mit der Zeitnahme gegeben!
Ob die Gäste dadurch leichter aus dem Takt kamen als unsere Jungs, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass ein Doppelschlag von Julius Fanger zum 17:17 und 18:17 führte. Und zack, da war sie wieder, die Störung am Zeitnehmertisch. Verwirrung hin, Verwirrung her, das 18:17, die erste Ferndorfer Führung, wurde jetzt auch offiziell bestätigt und danach ging es weiter, ohne weitere Störung, bis Minute 36:12, die TuS-Fans halten die Luft an: Fabian Hecker fiel auf seinen Arm und schien sich schwer verletzt zu haben. Schmerzverzerrt hielt er seinen Arm und wurde kurz darauf vom Feld geführt. Fabi hat sich, und das ist in der jetzigen Situation ganz schlimm, die Elle gebrochen, und das bedeutet gleichzeitig sein Saisonaus. Fabi, gute Besserung!
Das ist doppelt schlimm, somit fehlten jetzt Marvin Mundus und Fabian Hecker, sodass wir in diesem Spiel keinen Linkshänder mehr im Rückraum hatten. Nach dem 19:19 (39:28 Min.) des BHC nahm Ceven Klatt eine Auszeit, und die Tribüne machte sich bemerkbar, denn man konnte förmlich eine Wende riechen.
Es gab nun Fehler auf beiden Seite, der TuS mit Fehlwurf und technischem Fehler, und die Löwen bestraften uns umgehend mit dem 20:20 und 20:21, die Führung wechselte wieder. Ferndorf, noch geschockt von Fabians Verletzung, versuchte, was möglich war. Janko erzielte auf der rechten Seite einen unmöglich scheinenden Treffer zum 22:23 (49. Min.). Marko Vignjevic kam aufs Feld, da Daniel Hideg mit bandagierter Wade nicht voll einsatzfähig war, er war ohnehin nur für Kurzeinsätze eingeplant.
Es stand 23:24 (52. Min.), und das Kader-Drama ging in den zweiten Akt. Es reichte offensichtlich nicht, dass sich Fabian die Elle gebrochen hatte, nein, jetzt lag Mattis Michel mit einer großen Platzwunde am Kopf am Spielfeld. Unsere Physios schauten sich das an, winkten aber sofort einen Arzt herbei, Mattis wurde ins Krankenhaus gebracht. Crunchtime mit einer Rumpfmannschaft, das kann ja heiter werden. Egal wie: jetzt erst recht! Julius haut das harzige Spielgerät zum 24:25 in die Maschen. Nach dem Gegenzug der Gäste konterte Valentino Duvancic zum 25:26 (53. Min.).
Ferndorf, angeschlagen wie lange nicht mehr, kämpfte wie besessen. Jonas Wilde war mittlerweile ins Tor gekommen, und Josip Eres warf das 26:27. Nun gab es einen Siebenmeter für Ferndorf (57. Min.). Doch nicht Josip Eres trat an, sondern Hampus Dahlgren erhielt die Chance – da Josip den letzten nicht verwandeln konnte. Doch Hampus hatte Pech, es hätte das erneute Remis sein können. Die letzten drei Minuten konnte der TuS, trotz des Versuchs „sieben gegen sechs“, keine Wende mehr herbeiführen.
Die Tribüne feierte trotzdem ihre Mannschaft. Josip und Janko erzielten noch zwei Tore, aber es sollte nicht reichen, die cleveren Löwen gewannen mit 28:30. Es war eine hitzige Schlacht, und in diesem Match hatten beide Teams die Möglichkeit zu gewinnen. Doch die Jungs vom BHC haben uns die zwei Punkte entrissen. Man kann schlecht spielen und verlieren, man kann aber auch verlieren und gut spielen. Und das haben Ceven Klatt und seine Jungs am gestrigen Abend getan. Man war trotzdem enttäuscht, und das ist absolut nachvollziehbar.
Das Ranking der besten Torschützen hatte Ferndorf ja schon für sich entschieden, im Paraden-Ranking der Torleute hatten sie ebenfalls die Nase vorn: Can Adanir und Jonas Wilde kamen auf 12 Paraden, der BHC auf 11.
Freitag geht es weiter, denn um 20:00 Uhr erwarten die Ferndorfer den VfL Eintracht Hagen. Die Halle wird restlos ausverkauft sein, denn es werden mehr Hagener in der Halle sein, als der Gästeblock Plätze zur Verfügung hat. Zwei Punkte für uns wären gut, denn dann ist das Ding mit dem Klassenerhalt auch rechnerisch durch.
Tor:
Can Adanir – 11 Paraden, Jonas Wilde – 1 Parade
Torschützen:
Julius Fanger 8, Josip Eres 7/3, Gabriel Viana 6, Valentino Duvancic 3, Janko Kevic 2, Hendrik Stock und Daniel Hideg je 1
Bericht: Peter Trojak
Fotos/Collage: Andreas Domian
JULIUS FANGER (auf DYN): Es ist immer schwer, nach so einer Niederlage irgendwie zufrieden zu sein, aber ich glaube, dass wir gegen so einen guten Gegner eine TOP-Leistung bringen., die ersten 5-7 Minuten mal ausgeklammert. Ich glaube, dass wir diesen hohen Rückstand relativ früh wieder egalisieren, aber gegen so eine Mannschaft ist es am Ende schwer. Das sind dann meist Kleinigkeiten, wir verlieren beide Linkshänder, wir verlieren unseren Kapitän und dann ist es am Ende ja Cleverness vom BHC oder fehlende Kraft bei uns.
ELOY MORANTE MALDONADO (TOP-TORSCHÜTZE VOM BHC): Es war ein hektisches Spiel. Wir wussten, dass die Halle hier so laut ist und dann kommen noch so ein paar Nebenschauplätze dazu. Nichtdestotrotz bin ich einfach froh, dass wir dann am Ende trotzdem gewonnen haben, obwohl uns Ferndorf über 60 Minuten einen Super Kampf abgeliefert haben.
CEVEN KLATT: Es ist schwer, nach einer Niederlage positive Worte zu finden, aber ich war wirklich mit ganz vielen Dingen sehr zufrieden. Auch wie wir das gehändelt haben und wie wir den HBC vor eine maximal hohe Hürde gestellt haben. Bezeichnend war auch, dass der Trainer vom BHC nach dem Spiel sagt, dass Ferndorf das Spiel genau so hätte gewinnen können und dass es auch gerecht gewesen wäre, sie haben sich auch selber als der glücklichere Sieger bezeichnet. Wir haben keine gute Anfangsphase, machen da Dinge, die wir anders besprochen haben. Das habe ich in der Auszeit korrigiert und dann lief es besser. Wir kommen mehr in die Tiefe, kommen mehr über die breiten Räume und schaffen es, einen 7:1-Rückstand pausenübergreifend in ein 19:18 für uns umzuwandeln. Da sieht man wie gut wir in dieser Phase spielen und dann ist es auch ein Spiel auf Augenhöhe. Der immer kleiner werdende Kader macht sich dann irgendwo nach hinten raus bemerkbar. Wir verlieren Fabian Hecker, der sich die Elle bricht, für ihn ist die Saison damit beendet. Marvin Mundus war nicht einsatzfähig, so dass wir keinen Linkshänder mehr im Rückraum zur Verfügung haben.
Dann verletzt sich noch Mattis Michel mit einer Platzwunde und scheidet aus und Daniel Hideg war eh nur für Kurzeinsätze eingeplant und das macht das Ganze dann nicht einfacher. Ich finde, wir haben einen sehr guten Gabriel Viana, einen guten Julius Fanger, einen Can Adanir im Tor, der das wieder gut gemacht hat und alle haben wieder gut gekämpft in der Abwehr. Wir haben ganz vieles richtig gemacht und am Ende sind es Kleinigkeiten, zwei, drei Pfiffe, die wir nicht bekommen haben, ein, zwei Bälle, die wir ins Tor hätten werfen müssen, die aber dazu führen, dass der BHC mit all seiner Qualität die Punkte mitnimmt, sehr schade. Aber sicher auch mit vielen positiven Dingen, die uns auch wieder Lust auf die letzten 3 Spiele machen.
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