Der göttliche Hallervorden im Apollo

(wS/red) Siegen 28.08.2020 |Himmlisches Vergnügen zum Saisonstart Der „göttliche“ Hallervorden im Apollo

Mit einer schwungvollen Komödie startet das Siegener Apollo-Theater in seine neue Spielzeit: Dieter Hallervorden und sein Schlosspark Theater spielen „Gottes Lebenslauf“, eine deutschsprachige Erstaufführung, die ihre Premiere an Hallervordens 85. Geburtstag am 5. September in Berlin haben wird. Vom 21. bis 24. Oktober spielt der leidenschaftliche Theatermann sein Stück in Siegen, die ersten Aufführungen außerhalb seiner Heimatbühne in Berlin. Hallervorden steht wie kaum ein anderer für Mut, Tatkraft und Unternehmungsgeist, gerade angesichts der Krise. Wer sich vor Verkaufsstart eine Karte sichern will, für den bietet sich vorab ein Abonnent an: Tel. (0271) 7702770.

Mit dem programmatisch beachtlichen und bundesweit beachteten „Festival der Abstände“ hat das Team des Apollo-Theaters bereits frühzeitig Erfahrungen gesammelt für den bevorstehenden Beginn der neuen Spielzeit, in der weiter auf die Pandemie Rücksicht genommen werden muss. Entscheidend jedoch ist, dass kulturelle Begegnungen und Erfahrungen wieder möglich sind, dass Künstler wieder ein Publikum haben und Besucher Live-Aufführungen genießen können, ohne Angst um ihre Gesundheit zu haben.

In Sachen Hygiene ist das Apollo-Theater bestens präpariert: Im großen Saal werden nur rund zwei Drittel aller Plätze belegt, die übrigen sind als Abstandsbewahrer gesperrt. Damit geht das Theater sogar über die verlangten Hygienebestimmungen hinaus. Die Lüftungsanlage führt von unterhalb der Sitze Frischluft in den Raum und saugt oben die verbrauchte Luft ab: Das ist geradezu ideal, um Luftbelastungen so schnell wie möglich zu entfernen. Die Aufführungen finden in dieser Saison in der Regel ohne Pause statt. Sie dürfen ohne Mund-Nase-Schutz genossen werden; lediglich bis zu ihrem Beginn ist der Schutz Pflicht. Die Rückverfolgbarkeit von Ansteckungswegen wird erleichtert, indem alle Eintrittskarten künftig über eine weitere Karte mit allen nötigen Angaben verfügen. Nach Eintragung der persönlichen Daten werden diese beim Einlass abgegeben.

Am Programm für die kommende Spielzeit wird immer noch mit heißer Nadel gestrickt. Da sich die Bestimmungen, was möglich ist, nahezu täglich ändern, ist Flexibilität und spontanes Handeln bis zuletzt geboten. Sicher ist so viel: Das neue Programm kommt am 25. September heraus, wird öffentlich vorgestellt und in einer Apollo-Zeitung ausführlich beschrieben, die das sonst übliche Spielzeitheft ersetzt. Es wird aufgrund des späten Beginns leichte Abstriche in der Quantität, nicht aber in der Qualität des Programms geben. Intendant Magnus Reitschuster sorgt wieder für einen guten Mix aus Profil und Breitenwirkung. Theaterfreunde dürfen sich nach dem Auftakt mit Dieter Hallervorden auch wieder auf eine herausragende Produktion des Deutschen Theaters Berlin freuen. Für die Konzertbesucher geht die Saison am 30. Oktober los mit der Philharmonie Südwestfalen.

Der freie Kartenverkauf beginnt am 8. Oktober an allen Vorverkaufsstellen. Wer sich vorher Karten sichern möchte, kann jederzeit ein Abonnement bestellen. Es gibt sieben neu zugeschnittene Festabonnements mit sechs statt acht ausgewählten Vorstellungen. Ab März kommen viele nachgeholte Vorstellungen hinzu, die in diesem Jahr ausgefallen sind. Das Theater geht davon aus, dass im kommenden Frühjahr wieder alle Plätze im Saal besetzt werden können und Abonnenten ihre alten Karten am Ersatztermin verwenden können. Es gibt zudem ein Kinder-Abo und sechs mobile Abo-Varianten mit drei bis vier ausgewählten Veranstaltungen und zwei bis drei Gutscheinen, die für Wunschveranstaltungen eingesetzt werden können. Wer zum Beispiel den Saisonstart mit Dieter Hallervorden trotz reduziertem Platzangebot auf keinen Fall verpassen will, für den bieten sich die Abonnements C und CSmobil an.

Das Apollo-Theater bedankt sich bei allen treuen Abonnenten, Förderern und Besuchern, die ihm in schwierigen Zeiten die Treue gehalten haben. Die Erleichterung, wieder für sie spielen zu können, ist groß!

Bild: Peter Bause und Dieter Hallervorden in „Gottes Lebenslauf“.

An seinem 85. Geburtstag wird Dieter Hallervorden endgültig im Himmel angekommen sein: Dann feiert er die Premiere von „Gottes Lebenslauf“, worin der Mime Gottvater selbst spielt, der nach abgeschlossener Schöpfung nach neuen Herausforderungen sucht und sich bewirbt.

Neue Herausforderungen hat Dieter Hallervorden lebenslang gesucht. 1935 in Dessau geboren, begann er zunächst ein Romanistik-Studium an der Humboldt-Universität in Berlin, floh 1958 wegen der eingeschränkten Meinungsfreiheit nach West-Berlin und studierte dort weiter. Parallel nahm er Schauspiel-Unterricht. 1960 gründete er mit Kollegen zusammen das Kabarett „Die Wühlmäuse“, nachdem die bereits etablierten „Stachelschweine“ ihn nicht hatten haben wollen. Schon bald folgten Fernseh- und Filmauftritte. Er tat sich als Satiriker und Komiker hervor. Die Slapstick-Serie „Nonstop Nonsens“ machte ihn endgültig populär.

Doch Dieter Hallervorden hat sehr viel mehr zu bieten: In seinem langen Berufsleben ist er nicht nur Kabarettist und Komiker gewesen, sondern auch Schauspieler, Sänger, Synchronsprecher, Moderator und Theaterleiter. Seine besondere Verbundenheit zu den „Brettern, die die Welt bedeuten“ zeigt sich auch in den beiden Theatern, die er bis heute leitet: 2008 übernahm Hallervorden das nicht mehr bespielte und seit Jahren unwirtschaftliche Schlosspark Theater in Berlin-Steglitz, – da war er bereits 73 Jahre alt. Er mietete das Theater gleich für mindestens zehn Jahre, baute es um und sanierte es mit reichlich eigenem Geld und Herzblut. So sicherte er das Bestehen des Theaters bis heute. Für die „Wühlmäuse“ kaufte Hallervorden 2010 eine feste Bleibe am Theodor-Heuss-Platz der Hauptstadt. Dort verfügt das Ensemble über einen Theatersaal mit 516 Sitzplätzen. Er ist Gastspielort für viele renommierte Kabarettisten und Austragungsort für „Das große Kleinkunstfestival“.

Filmschauspielerische Höhepunkte hat Hallervorden noch 2013 in „Sein letztes Rennen“ und 2014 in „Honig im Kopf“ gesetzt.

In diesem Jahr musste Dieter Hallervorden die Herausforderungen nicht lange suchen: Pandemie und Lockdown trafen den Privattheater-Leiter mit voller Härte. Als einer der Allerersten schrieb er bereits im April einen „offenen Brief“ an den Berliner Kultursenator sowie die Kulturstaatsministerin mit Vorschlägen dafür, mit welchen Hygiene- und Verhaltensregeln sich die Theater vielleicht schrittweise wieder öffnen ließen: Vorschläge, wie sie heute allgemein umgesetzt sind.

„Meine Anregungen würden zwar die prekäre Situation speziell der Privattheater nicht verbessern, aber sie würden die Mitarbeiter motivieren“, schrieb er damals, und: „Vor allem würden sie den Schauspielern helfen, ihre Existenzängste zu überwinden und nicht mehr und mehr in Depressionen zu fallen.“

Am 5. September, seinem 85. Geburtstag, darf Hallervorden wieder in seinem Schlosspark Theater spielen! Allerdings nur vor rund 100 Zuschauern, 473 würde das Theater zu normalen Zeiten fassen. Damit es nicht so leer aussieht im Saal, möchte Hallervorden die freien Plätze mit individuell gestalteten Puppen besetzen. Wer will, kann ihm eine Puppe zum Geburtstag schenken! So lebt Hallervorden vor, wie man mit einer Krise leben lernt: kreativ, zuversichtlich und mit dem nötigen Humor.

Bild: Peter Bause und Dieter Hallervorden in „Gottes Lebenslauf“.

 

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