Denkmalgerechte Sanierung des historischen Backes in Burbach – Lützeln

(wS/bu) Burbach 27.10.2023 | Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht, aber es wird angenommen, dass das wohl um 1700 erbaute
Backhaus in Lützeln der älteste noch erhaltene historische Backes im Kreis Siegen-Wittgenstein sein könnte.
Fest steht, von den drei noch erhaltenen Backhäusern in der Gemeinde Burbach ist das kleine Gebäude im
Besitz des Heimatvereins Lützeln das älteste. „Sonst haben wir nur noch in Holzhausen und
Niederdresselndorf historische Backhäuser“, ordnete Bürgermeister Christoph Ewers im Rahmen eines
Baustellenbesuches die Bedeutung des kleinen versteckten Häuschens an der „Kleine Straße“ ein. Derzeit
lassen die Heimatfreunde ihr Kleinod denkmalgerecht sanieren.
„Es ist schon einiges gemacht worden. Unter anderem wurden einzelne Balken des Fachwerks
ausgetauscht. Jetzt stehen noch letzte Maurerarbeiten an und der Anstrich fehlt noch“, erklärte der
Vorsitzende des Heimatvereins, Volker Gerstner. „Die erste Schicht Putz ist bereits aufgetragen, die zweite
folgt sobald das Wetter mitspielt. Dann können die Arbeiten noch im November abgeschlossen werden“,
wagte Pascal Sahm eine Prognose. Der Burbacher Zimmermeister und Restaurator führt die Arbeiten in
enger Abstimmung mit dem Heimatverein sowie der Gemeindeverwaltung und dem Landschaftsverband
Westfalen-Lippe (LWL), die in Sachen Denkmalschutz einzubeziehen sind, fachgerecht aus. Die Absprache,
insbesondere mit dem LWL, fand im Rahmen einer Vor-Ort-Besichtigung statt.
„Böse Überraschungen“ nach der ursprünglichen Schadenskartierung habe es nicht gegeben, erläuterte
Pascal Sahm. Somit bewegen sich die Baukosten i.H.v. rund 46.000 Euro im Rahmen der Kalkulation. Aus
dem Topf der Denkmalförderung des Landes Nordrhein-Westfalen schießt die Bezirksregierung Arnsberg 50
Prozent dazu, ca. 23.000 Euro. Zur Finanzierung der anfallenden Eigenmittel wendete sich der Heimatverein
an die Gemeinde, die die Lücke über den für solche Vorhaben bereitgestellten Topf „Projekte aus den
Dörfern“ schloss.
Einen akuten Anlass für die Sanierung gab es nicht, aber der Zeitpunkt ist mit Blick auf das kommende Jahr
gut gewählt worden: 2024 feiert Lützeln 675-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum soll natürlich auch der „Stolz
des Dorfes“ wieder strahlen. Dieser war buchstäblich in die Jahre gekommen. Ein paar Balken waren bereits
verfault. „Wir sind die Sache angegangen, um den Backes vor dem Verfall zu retten“, erklärte Volker
Gerstner. Die Heimatfreunde haben in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder viel Arbeit und Geld in
das Backhaus gesteckt, wie Pascal Sahm anhand verschiedener Bauchtechniken nachvollziehen und
bestätigen konnte. Einiges am Haus, etwa die Dachbedeckung, entspreche nicht mehr dem Originalzustand,
aber es seien immer noch ursprüngliche Elemente zu erkennen, beispielsweise der Rähm, also der
waagerechte Teil des Dachstuhls. Soweit möglich wurden die vorhandenen Balken aufgearbeitet und
erhalten; andere mussten ausgetauscht werden, ein neuer Schwellbalken etwa wurde formgerecht, d.h. in
diesem Fall mit einer der Wand abgepassten Rundung, zugeschnitten und eingesetzt. Statt Eisen- wurden
durchgehend Holznägel und Zapfen verwendet.
Zurück zum Alter: Für eine dendrochronologische Untersuchung reiche die Größe der Balken
wahrscheinlich nicht aus, mutmaßte Pascal Sahm, der das Verfahren aus zahlreichen Projekten kennt.
„Aber der LWL hat Interesse bekundet gegebenenfalls eine Forschungsgruppe zur Bestimmung des Alters
zu bilden“, berichtete Volker Gerstner von einem ersten unverbindlichen Austausch mit den
Denkmalschützern des Landschaftsverbandes.
Auch wenn die Arbeiten im Zeitplan liegen, wird es in diesem Jahr keine Einweihung mehr geben. Diese
solle im Rahmen des Jubiläums erfolgen, so Volker Gerstner. Und so wurde in diesem Jahr nur einmal, im
Mai, das original Lützelner Backesbrot zubereitet. Eigentlich feuert die Backesgruppe, bestehend aus aktuell
rund zehn Personen, zweimal im Jahr den Ofen an: im Mai und im September – freitags gibt es Brot und
samstags Blechkuchen. So soll es auch künftig wieder sein, obwohl es immer schwerer werde, „Nachwuchs“
zu finden, der sich in der Gruppe engagieren möchte. „Vielleicht motiviert ja ein sanierter Backes den einen
oder anderen dazu mitzumachen“, verbreitete Bürgermeister Christoph Ewers Zuversicht. Es sein ein
vergleichbar „kleines, aber feines Projekt“ und er sei sehr froh und dankbar, dass der Heimatverein Lützeln
die Tradition bewahre und so viel Energie, Zeit und auch Geld in das Backhaus investiere. Und das bereits
seit vielen Jahrzehnten. „Ich freue mich auf die ersten Brote, die hier im kommenden Jahr erstmal nach der
Baumaßnahme wieder gebacken werden!“

Bürgermeister Christoph Ewers (untere Reihe, 3. v.l.) überzeugte sich im Rahmen einer Baustellenbesichtigung mit dem Bauunternehmer und Vertretern des Heimatvereins und der Verwaltung den Stand der Sanierung.

Pascal Sahm (l.) erklärte, dass außen noch eine zweite Putzschicht und anschließend der Anstrich ausstehen.

Zuletzt wurde der Backes im Mai angefeuert. Im nächsten Jahr werden hier wieder Brote und Blechkuchen gebacken.

Fotos: Gemeinde Burbach

 

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