(wS/cdu) Siegen 26.07.2024 | „Nachbesserungsbedarf bei der NRW-Krankenhausplanung“
Die Notwendigkeit einer Neustrukturierung der NRW-Krankenhäuser weg von der bisherigen Bettenplanung hin zu Leistungsgruppen und Leistungsbereichen zur Qualitätssteigerung erfährt allgemein breite Zustimmung. Jedoch treffen die aktuellen Vorschläge zur NRW-Krankenhausplanung beim Gesundheitspolitischen Arbeitskreis der CDU im Kreis Siegen-Wittgenstein auf Unverständnis: „Wenn die Vorschläge so wie sie jetzt auf dem Tisch liegen umgesetzt würden, würde sich die medizinische Versorgung nicht nur im Kreis Siegen-Wittgenstein, sondern im gesamten Dreiländereck NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz deutlich verschlechtern“, betont die Arbeitsgruppe. Davon betroffen wären gut eine halbe Million Menschen. Der Arbeitskreis bemängelt insbesondere den geforderten Rückbau von bereits vorhandenen und gewachsenen Strukturen.
„Es darf nicht dazu kommen, dass hunderttausende Menschen im Dreiländereck im Gegensatz zu Menschen in Ballungsgebieten keine Möglichkeit auf eine medizinische Behandlung haben, obwohl die Region erforderliche Expertise, Top-Personal, Technik und Räumlichkeiten bereits vorhält“, drückt die Arbeitsgruppe des GPA ihr Unverständnis aus. Anke Fuchs-Dreisbach und Jens Kamieth, örtlich zuständige CDU-Landtagsabgeordnete, nehmen diese Hinweise sehr ernst. „Weil der Planungsprozess noch nicht abgeschlossen ist, erwarten wir, dass sich im Anhörungsverfahren mit allen Argumenten intensiv auseinandergesetzt wird und die vorliegenden Vorschläge noch einmal überdacht werden.“
Das Diakonie Klinikum soll auf vier Fachbereiche verzichten, das Klinikum Siegen und das Marienkrankenhaus jeweils auf einen. Die Auswirkungen für die Region wären erheblich. „Während das Portfolio des Marienkrankenhauses und des Kreisklinikums im Kern unberührt bleiben, was zu begrüßen ist, ist die vorgesehene Kürzung im Diakonie Klinikum gravierend. Dies trifft insbesondere Bereiche mit Alleinstellungsmerkmal in der Region, also Bereiche, in denen es mitnichten Parallelstrukturen oder Wettbewerb gibt“, so die Arbeitsgruppe des GPA.
Daher würde die vorgesehene Klinikreform die medizinische Versorgung des Siegerlandes beträchtlich eingrenzen. Patientinnen und Patienten würden für die Behandlung längere Wege und Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Erhebliche Investitionen und Zeit wären nötig, um vergleichbare Strukturen an den anderen Standorten aufzubauen. „Eine Einstampfung der 4 Fachbereiche im Diakonie Klinikum birgt zudem das Risiko einer starken Abwanderung von Fachpersonal aus der Region“, prophezeit die Arbeitsgruppe.
Zu bedenken seien bei der Krankenhausplanung des Weiteren die tatsächlichen Patientenströme. Schon heute suchten viele Patientinnen und Patienten aus den Landkreisen Lahn-Dill, Westerwald oder Altenkirchen die Kliniken in Siegen auf. Tendenz deutlich steigend. Auch um diese Menschen überhaupt versorgen zu können, seien an der einen oder anderen Stelle sogenannte Parallelstrukturen nicht hinderlich, sondern vielmehr erforderlich. Denn in der medizinischen Versorgung machen Menschen vor Landesgrenzen nicht Halt.
Für den Gesundheitspolitischen Arbeitskreis der CDU im Kreis Siegen-Wittgenstein sind die Versorgungsqualität und Versorgungssicherheit die wichtigsten Punkte, die bei einer Reform berücksichtigt werden müssen. Dies sollte das oberste Gebot von uns allen in Siegen-Wittgenstein bei der Gestaltung der medizinischen Versorgung der Region sein.
Mitglieder derArbeitsgruppe:
Bernd Ginsberg (Vorsitzender GPA)
Georg Weil (Notarzt und stellv. Vorsitzender des GPA)
Seung-Young Chung (niedergelassener Arzt)
Christian Tanislav (Klinikarzt)
Anke Fuchs-Dreisbach (Landtagsabgeordnete)
Jens Kamieth (Landtagsabgeordneter)