„Ein kranker Darm entsteht nicht im Kopf“

wS/si  –  Diakonie in Südwestfalen  –  01.10.2012  –  Großes Interesse am größten menschlichen Organ: Mehr als 200 Besucher füllten die Ränge im Hüttensaal der Siegerlandhalle, um sich über einen kranken Darm zu informieren. Unter ihnen war auch der stellvertretende Landrat Jürgen Althaus. Er übernahm die Schirmherrschaft für die Kooperationsveranstaltung von Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus Siegen und AOK. Gemeinsam mit Regionaldirektor Dirk Schneider (AOK Nordwest) begrüßte er die Gäste.

Gleich zu Beginn klärte Professor Dr. Joachim Labenz über einen Trugschluss auf: „Ein Reizdarm entsteht nicht im Kopf“, verdeutlichte der Chefarzt der Medizinischen Klinik des Ev. Jung-Stilling-Krankenhauses Siegen. „Werden Patienten intensiv untersucht, findet man Veränderungen im Darm und nicht im Kopf“, sagte Labenz. Ein weiterer Beleg für eine organische Ursache sei, dass viele Menschen nach einem Magen-Darm-Infekt an einem Reizdarm erkranken würden. Meist sei ein Reizdarm schwierig zu erkennen – gerade für die Betroffenen selbst: „Für einen Reizdarm sprechen Bauchschmerzen, die länger als drei Monate bestehen und die Lebensqualität beeinträchtigen“, erläuterte der Chefarzt.

Häufig, aber nicht immer, würden Stuhlgangsveränderungen und Blähungen hinzukommen. Darüber hinaus dürfe keine andere Krankheit ursächlich für die Beschwerden sein. Um einen Reizdarm festzustellen, sind im Regelfall eine Darmspiegelung, eine Ultraschall-  und eine Laboruntersuchung nötig. Bei Frauen auch eine gynäkologische Untersuchung, um Eierstockkrebs auszuschließen. „Es ist wichtig, einen Reizdarm direkt sicher zu diagnostizieren.“ Durchfall und Verstopfung hätten oftmals auch eine andere Ursache. Grund für eine Verstopfung könnte unter anderem auch ein zu träger Darm sein. Eine Unverträglichkeit von Getreideeiweiß könne Durchfall auslösen, Milch- oder Fruchtzucker-Unverträglichkeiten sowie Bakterien im Dünndarm führen zu Blähungen. Wie Labenz verdeutlichte, gibt es bei einem Reizdarm keine Standardtherapie: „Die Bedürfnisse jedes Betroffenen sind unterschiedlich, genau wie die Behandlung.“ Generell gilt: „Nicht alle Beschwerden verschwinden unmittelbar.“ Stattdessen wird das Leitsymptom behandelt – die Beschwerden, die der Patienten als am schlimmsten empfindet.

Aber nicht nur ein Reizdarm wird abgestimmt auf den einzelnen Patienten behandelt. Auch bei anderen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa stehen der Patient und seine individuelle Krankheitsgeschichte im Vordergrund. „Patienten sollen sich durch die Therapie nicht nur besser fühlen, sondern auch die Darmschleimhaut soll abheilen“, schilderte Privatdozentin Dr. Birgit Terjung, Chefärztin der Inneren Medizin am St. Josef-Hospital in Bonn. Obwohl Morbus Crohn und Colitis ulcerosa beide zu den chronisch entzündlichen Darmkrankheiten zählen und oft gemeinsam genannt werden, unterscheiden sie sich klar voneinander: „Colitis ulcerosa ist eine Erkrankung des Dickdarms“, sagte Terjung. Morbus Crohn hingegen betreffe den gesamten Magen-Darm-Trakt und könne sich auch an der Körperoberfläche äußern. Beispielsweise durch Bläschen an der Lippe, gerötete Augen oder dicke Knie.

Was viele nicht wissen: Chronische Darmkrankheiten treten nicht nur im jungen Alter auf. Auch ältere Menschen zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr können erkranken. Um den Darm während einer Therapie, aber auch darüber hinaus zu unterstützen, können Patienten selbst aktiv werden. Gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung fördern beispielsweise die Darmgesundheit. „Ernährung für einen gesunden Darm bedeutet, bunt zu essen“, erklärte Ernährungsmedizinerin Dr. Gisela Labenz. Viel Gemüse und Obst, Vollkorn- und Milchprodukte oder Hülsenfrüchte seien gut für den Darm. Fisch enthalte sogenannte Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken. Darüber hinaus sei es wichtig, mindestens zwei Liter pro Tag zu trinken. Hierbei gelte aber eine Grundregel: „Kalorienhaltige Softdrinks und Alkohol schaden dem Darm.“ Hingegen enthalte das Leitungswasser im Siegerland wertvolle Mineralien.

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Der Darm im Experten-Fokus: Während einer Kooperationsveranstaltung von Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus Siegen und AOK referierte Professor Dr. Joachim Labenz (Chefarzt der Medizinischen Klinik im Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus) im voll besetzten Hüttensaal der Siegerlandhalle.

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