"Shutdown": Radarsensor wird modernisiert

Antriebsdeck

Zur Abschaltung „ihres“ Radargerätes versammelten sich die Radartechniker auf dem Antriebsdeck.

wS/si  – Erndtebrück –  An der Erndtebrücker Radargerätestellung fiel am 6. Januar der Startschuss zur Umrüstung des derzeit noch vorhandenen Radarsensors. Die Modernisierung beginnt jedoch zunächst einmal mit dem offiziellen „Shutdown“ des alten Großraumradargerätes vom Typ Medium Power Radar (MPR). Der Einsatzführungsdienst der Luftwaffe (EinsFüDstLw) überwacht im Dauereinsatz (24 Stunden/7 Tage) den deutschen Luftraum und teilweise den angrenzenden Nachbarstaaten, um Luftfahrzeuge eindeutig identifizieren, Bedrohungen aus der Luft rechtzeitig erkennen und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen einleiten zu können. Die Erfassung der Flugziele wird unter anderem mit insgesamt 18 stationären, über ganz Deutschland verteilten Radarsystemen, gewährleistet.

Urgestein schaltete ab

Nach über 40 Jahren wollten die Radargerätetechniker ihr lieb gewonnenes Großgerät aber dann nicht so einfach sang- und klanglos abschalten. So gab es im Vorfeld im Technikerkreis bereits ein Ehemaligentreffen mit dazugehöriger Abschaltparty bei der zahlreiche aktive und ehemalige Radargerätetechniker zu Gast waren. Unter ihnen auch ein Urgestein der Technikerfamilie. Stabsfeldwebel a. D. Wolfgang Soppe, der mit „seinem“ Radar immerhin über 30 lange Jahre, also länger als jeder andere Soldat, verbandelt war. Schnell reifte bei den Organisatoren, dem Zugführer Leutnant Daniel Walter, dem neuen Truppführer, Hauptfeldwebel Martin Iacono, und dem scheidenden Truppführer, Hauptfeldwebel Jens-Peter Nipko, der Gedanke, dass man das Radar gerne durch den in 2003 in Ruhestand versetzten Soldaten abschalten lassen wollte. Für den pensionierten Stabsfeldwebel war das eine besondere Ehre und nur zu gern folgte er dem Ruf seiner Kameraden zurück auf den Ebschloh. Am 06. Januar war es dann soweit und das MPR am Standort Erndtebrück wurde durch Stabsfeldwebel a. D. Wolfgang Soppe für immer abgeschaltet.

Von Generation zu Generation

Bis zum Beginn der Einrüstung des neuen Radarsystems vom Typ ARED (Aktives Radarrundsuchgerät Einsatzführungsdienst) nutzte der EinsFüDstLw drei Generationen von stationären Radargeräten. Die älteste Baureihe, das MPR, stammt aus den 1960er Jahren. „Es ist wahrlich nicht leicht ein ähnlich komplexes Gerät in diesen vier Jahrzehnten zu finden, das diese Kontinuität und Einsatzdauer erlebt hat“, so formulierte es Oberst d. R. Prof Dr. Harald Gerlach, ehemaliger Zugführer der Radargerätestellung, im Rahmen seiner Laudatio. Sechs Stück davon wurden zentral in Deutschland auf einer Nord-Süd-Achse (in Brekendorf, Visselhövede, Erndtebrück, Auenhausen, Lauda und Freising) betrieben. Eine weitere und längerfristige Nutzung der MPR-Radargeräte wurde durch die Bundeswehr aus technischen und wirtschaftlichen Gründen als nicht mehr vertretbar bewertet. Im Rahmen des Gesamtprojektes wird nun auch in der Edergemeinde mit der Umrüstung begonnen.

Bereits 2008 wurde in einem Rüstungsprozess nach internationaler Ausschreibung die französische Firma Thales Raytheon Systems (TRS) als Auftragnehmer für die Integration eines Nachfolgesystems, das ARED, identifiziert. In 2010 wurde der Vertrag zur Beschaffung von sechs Weitbereichsradaren vom Typ Groundmaster 406 (GM 406) unterzeichnet.

Weitere Radargerätestellungen in Vorbereitung

Im Herbst 2011 wurde das erste der alten MPR-Radargeräte, in Auenhausen (NW), abgeschaltet und am 9. Juli 2013 durch das hochmoderne ARED ersetzt. Damit steht dem EinsFüDstLw in Auenhausen wieder ein leistungsfähiges und zuverlässiges Radarsystem zur Verfügung.
Unter Federführung des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) werden nun weitere Radargerätestellungen vorbereitet und ARED nach Installation in Betrieb genommen. Bei allen ARED Einrüstungen wird auf teuere Neubauten verzichtet und vorhandene Infrastruktur weiter genutzt. Die Installationsarbeiten an der nächsten Radargerätestellung in Lauda- Königshofen (BWB) sind mittlerweile ebenfalls abgeschlossen, das zweite ARED wurde noch im Jahr 2013 abgenommen. Seit dem 5. Juli 2013 ist das dritte der alten MPR- Radargeräte, in Visselhövede (NI), abgeschaltet. 2014 folgt nun zunächst Erndtebrück (NW) und dann auch Brekendorf (SH). Zeitgleich werden die Überwachungsaufgaben durch die verbliebenen Radargerätestellungen wahrgenommen. Mit den letzten Maßnahmen in Freising (BY) soll das Projekt ARED in 2015 erfolgreich und termintreu zum Abschluss gebracht werden.

Soppe

Am 06. Januar war es dann soweit und das MPR am Standort Erndtebrück wurde durch Stabsfeldwebel a. D. Wolfgang Soppe für immer abgeschaltet.

Letzter

Letzter Vorhang für das Großraumradargerät vom Typ Medium Power Radar. (v. l.) Stabsfeldwebel a. D. Wolfgang Soppe, die Hauptfeldwebel Martin Iacono, und Jens-Peter Nipko, Leutnant Daniel Walter, Oberst d. R. Prof Dr Harald Gerlach und Oberstleutnant Uwe Döbbert. An der Erndtebrücker Radargerätestellung fiel am 6. Januar der Startschuss zur Umrüstung auf das Radarsystem vom Typ ARED (Aktives Radarrundsuchgerät Einsatzführungsdienst). Fotos/Text: Peter Hanke/Hachenberg-Kaserne.

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