(wS/uni) Siegen 19.05.2016 | Wenn die Wirtschaft nicht oder zu schwach wächst, schlagen Börse und Medien Alarm. Wachstum ist aber nicht für alle Unternehmen ein angestrebtes Ziel. Kleine und mittlere Unternehmen, die sogenannten KMU, fürchten mitunter ein Wachstum der eigenen Firma. Das hat der Siegener Forscher Prof. Dr. Martin Hiebl in einer prämierten Veröffentlichung analysiert. Hiebl lehrt und forscht an der Universität Siegen unter anderem zu Controlling und Risikomanagement in Familienunternehmen und KMU. Zusammen mit Eva Maria Falkner hat er für seine Untersuchungen zum Risikomanagement von KMU den Outstanding-Paper-Award bei den Emerald Literati Network Awards erhalten.
Warum widerspricht die Unternehmensstrategie von kleinen und mittleren Unternehmen dem allgemeinen Wirtschaftswunsch des stetigen Wachstums? Meistens ist Wachstum abhängig von Investitionen. Ob sich Investitionen, zum Beispiel in neue Technologien oder neue Märkte, rentieren, ist nicht sicher vorherzusagen und damit mit einem Risiko verbunden. „Kleine und mittlere Unternehmen haben in der Regel eine knappere Kapitalausstattung als Großunternehmen. Investitionen, die schiefgehen, können schnell existenzbedrohlich für KMU werden“, sagt Hiebl.
Falsche Investitionen sind nicht die einzigen Risiken, die KMU stärker als größere Firmen treffen können. „Das Wissen ist bei KMU oft personengebunden, daher ist der Abgang von entscheidenden Mitarbeitern oft schmerzhafter als bei Großunternehmen“, sagt Hiebl. Sich schnell verändernde Zinssätze treffen KMU mitunter besonders heftig, da die kleineren Unternehmen gerade in Deutschland stark fremdfinanziert sind. Zudem können sie nicht so flexibel reagieren wie größere. Rohstofflieferanten können nicht so leicht gewechselt werden. Aufgrund fehlenden Wissens und hoher Investitionskosten ist die IT-Sicherheit generell weniger vor Online-Betrügereien geschützt als bei großen Firmen.
Unzureichende Flexibilität beim Risikomanagement ist mitunter auch der Firmenstruktur geschuldet: „KMU sind häufig sehr eigentümerzentriert. Das Risikomanagement des Unternehmens ist daher stark geprägt durch die persönliche Einstellung des Eigentümers zu Risiken. Von daher ist es für KMU besonders schwierig, das eigene Risikomanagement, eventuell gegen die Natur des Eigentümers zu ändern bzw. zu professionalisieren“, konstatiert Hiebl.
Die Unternehmen sind aufgrund der knappen personellen und finanziellen Ressourcen nicht in der Lage, ein umfassendes Risikomanagement zu betreiben und alle Gefahren ausreichend im Blick zu haben. „Das Risikomanagement ist häufig nur rudimentär. Die Unternehmen sind allerdings gut beraten, sich auf die existenzbedrohlichen Risiken zu konzentrieren und für den Ernstfall Gegenmaßnahmen parat zu haben“, empfiehlt Hiebl.
Ebenfalls prämiert ist Hiebls Veröffentlichung zum Verhalten von kaufmännischen Geschäftsführern (CFOs) in mittelständischen Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind. Die Arbeit ist bei den Emerald Literati Network Awards als eine der besten fünf des Jahres 2015 in der Zeitschrift „Qualitative Research in Financial Markets“ prämiert worden und widmet sich der Frage, welche Folgen eigennütziges Verhalten von kaufmännischen Geschäftsführern haben und welche Faktoren dieses Verhalten beeinflussen.
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