Angehörige der Universität Siegen stellen in mehrsprachigen Lesungen ihre Lieblingsbücher vor
(wS/red) Siegen 25.05.2016 | Drei Leserinnen, drei Länder – ähnlich vollgepackt wie der bunte Picknickkorb auf dem Tisch war auch das Programm des „Literarischen Picknicks“ am Samstagabend im „Picknicker“ in Siegen.
Gréta Makaya Mvoubou aus Gabun machte den Anfang und stellte dem zahlreich erschienenen Publikum eines ihrer Lieblingsbücher vor: „Ein so langer Brief“ von Mariama Bâ. Aufgrund der Tatsache, dass es Literatur aus ihrem Heimatland bislang nicht auf den deutschen Markt geschafft hat, entschied Gréta sich für einen Titel aus dem nordwestafrikanischen Senegal. Nach ein paar einleitenden Worten folgte ein erster Ausschnitt in der Originalsprache Französisch, danach eine längere Passage aus der deutschen Übersetzung. Wie sie später im Gespräch mit den beiden studentischen Moderatorinnen erzählte, hat Gréta diesen Roman im Rahmen ihrer Bachelorarbeit untersucht, da sie sich für die Darstellung des Frauenbildes in afrikanischer Literatur interessiert.
Die zweite Leserin war Elena Krovvidi aus Moskau. Sie studiert wie Gréta Literaturwissenschaften an der Universität Siegen und hatte einen echten Klassiker der russischen Literatur im Gepäck. „Die Hauptmannstochter“ von Alexander Puschkin ist, wie Elena berichtete, eine beliebte Schullektüre in ihrer Heimat. Der Roman behandelt die unruhige Zeit der Bauernaufstände im Russland des 18. Jahrhunderts, von der die lebendig vorgetragene Szene aus der deutschen Übersetzung einen Eindruck vermittelte. Über den genauen Inhalt der Passage aus dem russischen Original, von Elena als eine der schönsten Liebesszenen des Romans angekündigt, konnten die meisten Zuhörer freilich nur spekulieren. Der jungen Russin gefällt an Puschkins Werk besonders, dass es ein so nuanciertes Bild der Figuren zeichnet und dem Leser leicht eine Identifikation mit ihnen ermöglicht.
Genau ein Jahrhundert später spielt die Geschichte des dritten vorgestellten Buches, „Der Verrückte des Zaren“ von Jaan Kross. Auch die gebürtige Estin Taivi Rüüberg, bis März Dozentin in der Germanistik/Sprachwissenschaft der Siegener Universität, begann ihre Lesung zunächst mit einem kurzen Ausschnitt in der Originalsprache, in dem manch einer deutsche Wörter zu hören glaubte. Kein Irrtum, wie Taivi das Publikum im Anschluss aufklärte – einige der Figuren im Roman sprechen tatsächlich zwischenzeitlich Deutsch. Zusammen mit dem Französisch der Figuren aus der Oberschicht macht das allein diesen Roman bereits zu einem mehrsprachigen Werk.
Das Publikum folgte den Lesungen mit großem Interesse und kam im Anschluss jeweils auch persönlich mit den drei Leserinnen ins Gespräch. Zu dem rundum gelungenen Abend trug nicht zuletzt auch die angenehm lockere Atmosphäre im „Picknicker“ bei. Live-Musik in der Pause und im Anschluss rundete die Veranstaltung ab, die als Teil der Art!Si – Medien-, Kunst- und Kulturwoche Siegen stattfand.
VielSeitig findet vom 27. bis 30. Oktober in Cafés und Kneipen der Siegener Innenstadt sowie im Kulturhaus Lÿz statt. Dabei freuen sich die Veranstalter Universität Siegen und Kultur!Büro des Kreises Siegen-Wittgenstein über die Unterstützung des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, der Volksbank Siegerland eG und der Stadt Siegen.
Fotos: ProjektseminarLiteraturfestivals
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