Hobbybastler machen Flüchtlinge mobil

(wS/red) Neunkirchen 07.06.2016 | „Wo sind denn die anderen hülsen?“, Anke Pütz sieht sich fragend um. Sofort weiß einer ihrer beiden Mitstreiter die Antwort und deutet auf den Tisch in der Ecke des Raumes. Während Jürgen Euteneuer eine Bremse einstellt, zieht Rüdiger Wolf, der dritte im Bunde, eine Schraube nach. Die Stimmung ist gut, bei den drei Ehrenamtlern. Sie arbeiten Hand in Hand und mit Begeisterung.

Der Dreck muss weg. Atta Mohammedi befreit das Fahrrad für seinen Sohn zunächst von Staub und Schmutz, bevor es von den ehrenamtlichen Zweiradmechanikern überholt wird.

Der Dreck muss weg. Atta Mohammedi befreit das Fahrrad für seinen Sohn zunächst von Staub und Schmutz, bevor es von den ehrenamtlichen Zweiradmechanikern überholt wird.

Jeden Montag zwischen 9 und 11 Uhr treffen sich die drei leidenschaftlichen Hobbybastler im Keller der Kopernikusschule. Dort bringen sie jene Fahrräder wieder auf Vordermann, die von den Neunkirchener Bürgerinnen und Bürgern gespendet werden. „So können wir den Flüchtlingen zu ein wenig mehr Mobilität verhelfen“, erklären die drei.

Und zwei der Flüchtlinge kamen jetzt nicht nur, um ein Bike abzuholen. Sie unterstützten die „Zweiradmechaniker“ auch bei ihrer Arbeit. Atta Mohammedi aus Afghanistan suchte ein Rad für seinen Sohn, damit dieser morgens schneller zur Schule gelangt. Fadi Ashi aus Syrien wiederum war für seine Frau unterwegs. Sie hilft in der Kleiderkammer und benötigt für die Strecke von Zeppenfeld in die Ortsmitte ein geeignetes Fortbewegungsmittel.

Nachdem die beiden Flüchtlinge die passenden Räder gefunden hatten, zögerten sie nicht lange und packten bei der Grundreinigung der Drahtesel gleich mit an. Auch dem Schrauben und Einstellen gegenüber waren die Zwei nicht abgeneigt, allerdings gestaltete sich die Kommunikation diesbezüglich als etwas schwierig. „Wenn Haysam al Doukhi hier ist und übersetzt, ist die Verständigung kein Problem“, erklärt Jürgen Euteneuer. „Aber leider sind sowohl die Flüchtlinge als auch wir nicht fit, was die englischen Fachbegriffe angeht.“

Das Werkzeug, mit dem die Hobbytüftler arbeiten, stammt aus der eigenen Werkstatt.

Das Werkzeug, mit dem die Hobbytüftler arbeiten, stammt aus der eigenen Werkstatt.

Schließlich gehören das Austauschen der Bremsklötze, das Überprüfen von Schaltung und Licht sowie der Bremsen-Check zu den wichtigsten und am häufigsten durchgeführten Maßnahmen vor dem Fahrantritt. „Wir geben natürlich nur Räder raus, die auf Herz und Nieren geprüft und für den Einsatz Straßenverkehr geeignet sind“, weiß Rüdiger Wolf.

Etwa zwei Dutzend Räder – vom Mountainbike über das klassische Cityrad bis hin zum Kinderfahrrad – stehen in der von der Hauptschule zur Verfügung gestellten „Werkstatt“. Einige von Ihnen haben seit längerem keine Straße mehr gesehen. Sie sind eingestaubt oder vom letzten Ausflug noch matschverschmiert. Andere sind gepflegt, aber schon in die Jahre gekommen, die Reifen sind porös. Überholt werden müssen sie alle. Schließlich sollen sie bald verkehrssicher über die gemeindlichen Straßen und Wege rollen.

Nach wie vor freuen sich Pütz, Wolf und Euteneuer über neue Fahrradspenden, die immer montags, in der Zeit von 9.00 bis 11.00 Uhr im Keller der Kopernikusschule abgegeben werden können. Und über den Besuch tatkräftiger Flüchtlinge freuen sie sich natürlich auch.

Fotos: Gemeinde Neunkirchen

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