Jobcenter fördert Arbeitgeber, die Langzeitarbeitslose einstellen

ESF-Bundesprogramm zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit

(wS/red) Siegen 30.10.2016 | Johann Schwarz war vier Jahre Arbeitslos. Die Gründe, warum Menschen so lange arbeitslos sind, sind vielfältig. Bei Johann Schwarz könnte es seine körperliche Einschränkung sein. In der Vergangenheit schien sie potenzielle Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen eher abzuschrecken. Sei es, dass der Betrieb nicht barrierefrei war oder aufgrund immer noch verbreiteter Vorurteile. So schrieb er unermüdlich, doch erfolglos, Bewerbungen.

„Ich war vier Jahre lang arbeitslos und dachte, es hat keinen Sinn mehr. Ich wollte schon alles aufgeben, zu Hause sitzen konnte ich aber nicht. Also habe ich in einer Behindertenwerkstatt angefangen und war dort komplett unterfordert“, berichtet Johann Schwarz von seinen Erfahrungen. Einen Tag lang habe er 2.000 Rohrteile eingetütet, aber das sei für ihn keine erfüllende Aufgabe gewesen: „Da bin ich wieder nach Hause gegangen.“ Jetzt verdrahtet er Schaltschränke, erledigt Reparaturen von Kleingeräten und besucht bereits die erste Weiterbildung im Bereich Elektrotechnik. Und das dank eines zuvorkommenden Arbeitgebers, der Beratung durch das Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein und der Förderung durch das ESF-Bundesprogramm zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit.

Samantha Cox und Jan Vomhof freuen sich über den zuverlässigen und motivierten neuen Kollegen Johann Schwarz (Mitte). (Foto: Jobcenter)

Samantha Cox und Jan Vomhof freuen sich über den zuverlässigen und motivierten neuen Kollegen Johann Schwarz (Mitte). (Foto: Jobcenter)

Firmenchef Mario Schumann hat ebenfalls eine körperliche Einschränkung, seitdem er vor vielen Jahren seinen linken Arm an einer Schmiedemaschine verlor. „Ich wusste ja gar nichts von seiner Einschränkung als ich ihn zum Bewerbungsgespräch einlud“, erzählt Schumann. Da er jedoch aus eigener Erfahrung weiß, dass sich körperliche Einschränkungen kompensieren lassen, ist es ihm als Arbeitgeber viel wichtiger, dass der neue Mitarbeiter zum Betrieb passt und Arbeitsleistung und Vergütung in einem ordentlichen Verhältnis stehen.

„Wenn ich jemanden fest einstelle, gehe ich immer ein Risiko ein“, betont Schumann. Darum hat Johann Schwarz erst einmal ein Praktikum gemacht. „Man muss ja erst mal den Betrieb, die Kunden und die Arbeitsweise kennen lernen“, sind sich beide einig. Nachdem klar war, dass Schwarz in das Team passt, stand die Frage im Raum, wie die Vergütung während der Einarbeitungszeit aussehen kann. An diesem Punkt setzte das Jobcenter Siegen-Wittgenstein mit dem ESF-Förderprogramm an. Denn neben persönlicher Unterstützung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer bietet das ESF-Förderprogramm auch finanzielle Fördermöglichkeiten.

Das ESF-Bundesprogramm ist speziell auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Langzeitarbeitslosen zugeschnitten. Es unterscheidet sich von anderen Programmen durch die Kombination von persönlicher Unterstützung, Qualifizierung, auch nach Beschäftigungsaufnahme, und einer hohen finanziellen Förderung. Neueinstellungen von Langzeitarbeitslosen können im Rahmen des ESF-Bundesprogramms mit bis zu 75 Prozent des Lohnes gefördert werden. Wie hoch der Fördersatz genau ist, hängt von der Dauer der Arbeitslosigkeit ab. Zusätzlich gibt es einen Etat für nötige Qualifizierungen der Arbeitnehmer. Konkret kann das Jobcenter Einstellung von langzeitarbeitslosen Menschen fördern, die über 35 Jahre alt, mehr als zwei Jahre ununterbrochen arbeitslos sind und keinen Berufsabschluss haben.

Damit die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen nicht viel Zeit in das Ausfüllen von Anträgen investieren müssen, beschäftigt das Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein extra einen Betriebsaquisiteur. Dieser berät die Unternehmen im Vorfeld und füllt die notwendigen Anträge unterschriftsreif aus.

Auf die Frage, ob er eine Berechtigung für die ESF-Förderung sieht und diese ihn zur Einstellung bewogen hat, antwortet Mario Schumann: „Natürlich war die Förderung ein Grund. Das hier ist doch ein wirtschaftlich orientiertes Unternehmen. Das Geld, Herrn Schwarz nach Tarif zu bezahlen, hätten wir momentan nicht gehabt. Und in der Form ist das Förderprogramm ja auch berechtigt, weil die Leute zunächst nicht voll einsatzfähig sind.“

Die Motivation der ehemaligen Langzeitarbeitslosen ist neben der Förderung ein weiterer Volltreffer. „Es gibt ja Leute im Praktikum, die geben sich überhaupt keine Mühe, aber Herr Schwarz ist sehr motiviert. So einen Mitarbeiter wünscht man sich einfach“, sagen seine Kollegen Samantha Cox und Jan Vomhof freudestrahlend.

Interessierte Arbeitgeber können weitere Information direkt beim Jobcenter erhalten. Ansprechpartner im Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein ist:

Jörn Hoffmann
Tel.: 0271 38469-762
E-Mail: Jobcenter-Kreis-Siegen-Wittgenstein.esf@jobcenter-ge.de
Emilienstraße 45
57072 Siegen

Hintergrund-Info ESF-Bundesprogramm
Das ESF-Bundesprogramm zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit wird finanziert durch den Europäischen Sozialfonds (ESF). Bis zum Juli 2017 will das Jobcenter Siegen-Wittgenstein 55 langzeitarbeitslose Frauen und Männer mit Hilfe des Programms in sozial versicherungspflichtige Beschäftigung eingliedern. Bei den Teilnehmern handelt es sich um Menschen, die das 35. Lebensjahr vollendet haben, über keinen Berufsabschluss verfügen und mindestens zwei Jahre arbeitslos sind. Die Branche ist grundsätzlich offen, jedoch muss es dort nachhaltige Beschäftigungsperspektiven für die Teilnehmer geben.

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