Das war’s! 7.000 Besucher erlebten „Faszination Luftsport“ auf dem Siegerlandlfughafen
Ein Beitrag von Jürgen Heimann
(wS/jh) Burbach 29.05.2018 | Während es rundherum donnerte, krachte und blitzte als würde die Welt untergehen, war selbige auf der Lipper Höhe heil und in Ordnung. Andernorts tobten die Elemente, hier herrschte eitel Sonnenschein. Zumindest so lange, bis der Programmvorhang fiel. Danach war es egal. Insofern konnten die Piloten des Vereins für Flugsport Geisweid (VfF) ihre Hangartore in der beruhigenden Gewissheit verriegeln, vielen tausend Menschen die schönste Nebensache der Welt, das Fliegen, auf sympathische und spannende Art und Weise näher gebracht zu haben.
Zwei ereignisreiche Tage liegen hinter ihnen und ihrem Publikum. Etwa 7.000 begeisterte Zaungäste dürften es gewesen sein, die am vergangenen Samstag und Sonntag die Hälse gen Himmel reckten. Dort nämlich spielte die Musik. Und sie war kreativ und phantasievoll durchkomponiert. Im nordöstlichen Sektor des Siegerlandflughafens, dort, wo der VfF zu Hause ist, war eine stattliche Flugzeugarmada an den Start gerollt. Große Kisten, kleine Kisten, Boliden, filigrane und nur auf den ersten Blick gebrechlich wirkende Konstruktionen aus den Kindertagen der Luftfahrt, Oldies , Drehflügler, Unikate und High-Tech-Flitzer.
Spielwiese für Alt und Jung
„Faszination Luftsport“ lautete das Motto. Die Veranstalter hatten entsprechend aufgefahren. Das weitläufige Areal bot Akteuren und Zuschauern eine optimale und vor allem familiengerechte Spielwiese. Auch an die Jüngeren unter den Besucher war mit entsprechenden Mitmach-Angeboten Fahrgeschäften, Hüpfburgen und anderen Aktionsangeboten gedacht worden. Sie hatten keine Langeweile. Die Großen übrigens auch nicht. Als angenehm erwies sich dabei, dass die Abfolge an luft- und bodengestützten Aha-Momenten nicht in ein eng getaktetes zeitliches Korsett gezwängt worden war. Es ging ganz entspannt zu. Stressfrei.
Drei Tonnen Eleganz und Dynamik
Dass die als „Display-Queen“ angekündigte P-51 nicht herandröhnen konnte – bei dem Vertreter aus der Königsklasse der Warbirds hatte man am Abend zuvor ein Fahrwerkschaden festgestellt – war zwar schade, ließ sich aber verschmerzen. Es gab genügend andere fliegende Highlights, die bewundert werden wollten. Und dazu zählt Toni Eichhorn mit seiner wuchtigen T-28 B „Trojan“ allemal. In den Händen des praktizierenden und in den Diensten der Lufthansa stehenden A 320-Kapitäns gewinnt dieser fast 3 Tonnen schwere und 63 Jahre alte Wuchtbrummer an spielerischer Leichtigkeit, sportiver Eleganz und Dynamik. In der Luft ist der ehemalige Militärtrainer behände wie eine Katze. Die 1425 Pferdchen unter der Cowling wollen schließlich etwas zu Wiehern haben.
Nicht ganz so viele Kilos auf die Waage bringen Arnim Rieckers Suchoi-Acro Su-29, die pfeilschnelle Glasair 3 von Andy Brühl oder die SIAI Marchetti von Nico Niebergall. Letzterer hatte sich deutlich verspätet, weil sich ihm, vom Bodensee kommend, unterwegs bedrohliche Unwetterfronten in den Weg gestellt hatten. Der junge Überflieger machte das aber durch eine spektakuläre Show wieder wett und sorgte so für einen krönenden Abschluss der aero-tischen Party. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Papa Ralf kann stolz auf seinen Junior sein.
Die Champions-League der Modellfraktion
Das können auf ihre Leistungen auch die zahlenmäßig stark vertretenen Kollegen der Modellflug-Fraktion. Mit dem Red Bull Acrobatic-Team Fuchs, dem Synchron-Team „Nobody“ und dem Team „Warbirds“ hatten die Gastgeber gleich drei in der Szene besonders exponierte Crews gewinnen können. Und sollte unter den Zuschauern tatsächlich noch der ein oder andere gewesen sein, der meinte, mit einer gewissen Überheblichkeit auf Fernsteuer-Piloten im Allgemeinen herabblicken zu müssen, hier wurde er eines Besseren belehrt. Das war Weltklasse. Hut und Mütze ab!
Die „Bonsai“-Flieger waren nicht nur von ihren Ausmaßen und ihrer den Originalen nachempfundenen Detailgenauigkeit echte Hingucker. Ungeübte sollten erst gar nicht daran denken, es denen, die sie steuerten, nachmachen zu wollen. Für so etwas braucht man nicht nur Talent, sondern auch viele, viele Jahre Erfahrung. Und Reflexe wie ein echter Jetpilot. Über den Begriff „Bonsai-Flieger“ sollten wir bei Gelegenheit auch noch mal reden.
Im Netz gibt es ein sehr schönes Video, das anschaulich dokumentiert, wovon die Rede ist. Es zeigt Robert Fuchs, Sebastian Fuchs und Tim Stadler bei einer Vorführung anlässlich eines RC-Scale-Treffens im Tessin im September vergangenen Jahres. Eine ähnlich faszinierende Show mit demselben Equipment lieferte das Trio in Burbach ab. Nebenbei bemerkt: Die Donnervögel sind fast drei Meter groß und selbstverständlich mit echten Strahltriebwerken ausgestattet.
Neuer Stern am Klassik-Himmel
Die Modeller hatten noch mehr zu bieten. Eine „Concorde“ beispielsweise, eine F4U „Corsair“, zwei L-39 oder eine „Super-Connie“. Ja und einen „Alouette II“, wie sie, lang, lang ist her, in großer Stückzahl auch mal in den Farben der Heeresflieger durch den deutschen Luftraum knatterte, war ebenfalls am Start. Bernhard Adelberg brachte den mit seinem charakteristischen Gittermast-Rumpf ausgestatteten Rotor-Klassiker auf Touren. Während es ein paar Meter nebenan Hubschrauber in echt gab. Allerdings solche der neueren Generation. Kay Stabenow hob mit seinem Jet-Ranger pausenlos zu Passagierrundflügen ab.
Sehenswert war auch der neue Stern am Himmel der Sterntaktler. So der Name der am Siegerlandlughafen beheimateten Oldtimer-Gemeinschaft. Jan Diehl ließ ihn leuchten, den Stern. Eine prächtige alte silberfarbene Klemm 35. Der Tiefecker, ein Import aus Schweden, hat 77 Jährchen auf den Holmen.
Das alles soll keine Eintagsfliege gewesen sein. In spätestens zwei (oder drei) Jahren heißt es dann wieder: Gleiche Welle gleiche Stelle. The same procedure…
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