Digitale Methoden der medizinischen Versorgung

(wS/red) Siegen 07.07.2018 | Smartphones gehören zum Alltag. Das Internet ist für Viele eine unverzichtbare Informationsquelle. Laut einer britischen Studie suchen bereits heute 75% online nach Gesundheitsinformationen. Auch medizinische Apps gibt es zahlreiche. Sie erfassen die Schrittzahl, erinnern an die Medikamenteneinnahme oder bevorstehende Arztbesuche.

Lassen sich Apps oder andere digitale Anwendungen auch professionell einsetzten, um die medizinische Versorgung zu verbessern? Diese Frage erörterte die Frauen Union Siegen-Wittgenstein mit Prof. Dr. rer. nat. Rainer Brück bei einer Abendveranstaltung im Forschungskolleg der Universität Siegen (FoKoS).

Digitale Methoden der medizinischen Versorgung (Foto: privat)

„Digitalisierung und Medizin sind ein starkes Team,“ so Prof. Brück. Im ländlichen Raum sind die Wege oft weit. Dies bedeutet einen hohen Mobilitätsaufwand für Ärzte, medizinisches Personal, Patienten und Patientinnen. Hier besteht ein großes Potential, die medizinische Versorgung und Betreuung in weitesten Sinne digital zu optimieren.

Health Apps, also Gesundheitsapps, können die Prävention verbessern, Arztbesuche vermeiden, die Selbständigkeit der Patienten und Patientinnen fördern und so zu verbesserten Therapieergebnissen führen. Apps können – bei geschickter Anwendung – die Arzt-Patientenkommunikation verbessern. Eine immer aktuelle Gesundheitsakte in der Cloud ist technisch heutzutage kein Problem, auch die hohe Sicherheit der Daten kann gewährleistet werden. Dies würde bedeuten, dass alle am Behandlungs- und Betreuungsprozess involvierten Fachkräfte jederzeit und ortsunabhängig Zugriff auf eine stets aktuelle Gesundheitsakte haben könnten.

„In einer britischen Studie waren fast alle Patienten hoch zufrieden mit der digitalen Unterstützung“, erklärte Prof. Brück. Dies veranlasste Frau Dr. Butt, Vorsitzende der Frauen Union, zu der Nachfrage, ob Patienten sich zum einen übermäßig kontrolliert fühlen könnten und zum anderen der spielerische Effekt einer App nach einer gewissen Zeit nachlassen könnte. Die digitale Medizin ist noch jung, diese Fragen müssten in Langzeitbeobachtungen geklärt werden, so das Team von Prof. Brück.

2030 werden etwa 70% -80% der Ärzte in Siegen-Wittgenstein älter als 65 Jahre sein. Diese Altersstruktur gilt für fast alle Fachrichtungen. Die Dörfer der Zukunft brauchen also neben intelligenten Mobilitätskonzepten, innovativer Arbeitsplatzgestaltung, digital aufgewerteten Freizeitangebote und optimierten Einkaufsmöglichkeiten eine digital unterstützte Gesundheitsversorgung. Die Universität Siegen hat dies erkannt und widmet sich mit dem Projekt „Medizin neu denken“ u.a. Fragen der Nutzung digitaler Infrastrukturen.

„Wir freuen und sehr, dass alle örtlichen Krankenhäuser das Projekt mittragen,“ ergänzt Prof. Brück. Das Team von Prof. Brück demonstrierte eindrucksvoll an der Universität Siegen entwickelte Anwendungen: Ein EKG, kleiner als eine Checkkarte, oder einen Ring zur Sturzdetektion. Nach dem Motto „wear and forget“ können solche Hilfsmittel die Sicherheit z.B. allein lebender Menschen erhöhen. Beim Sturz könnte z.B. der Nachbar oder ein Pflegedienst alarmiert werden. „Besonders im ländlichen Raum funktionieren die nachbarschaftlichen Beziehungen, man achtet mehr aufeinander als in der Stadt,“ führt Prof. Brück aus.

Virtual Reality im OP bzw. bei der OP-Vorbereitung konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zum Abschluss ausprobieren. Die virtuelle Händedesinfektion trainiert OP-Neulinge vor dem realen Einsatz. Dr. Uta Butt bedankt sich abschließend für die spannenden Einblicke in Theorie und Praxis.
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