Einsamkeit oder gelebte Nachbarschaft?

Studierende der Universität Siegen und der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) haben am Siegener Rosterberg untersucht, welche Rolle Nachbarschaftshilfe spielt und wie hoch die Identifikation der Anwohner mit ihrer direkten Umgebung ist.

(wS/red) Siegen 11.07.2018 | Für viele Menschen kommt irgendwann der Punkt, an dem der Weg zum Einkaufsmarkt keine Selbstverständlichkeit mehr ist und auch bei Tätigkeiten im Haushalt Hilfe benötigt wird. Dann ist es von Vorteil, einen guten Draht zu den Nachbarn zu haben. Das sieht man auch beim AWO Quartiersmanagement Rosterberg so. Im Gebiet rund um das Fritz-Fries-Seniorenzentrum wohnen im Vergleich zur Gesamtstadt Siegen besonders viele ältere Menschen. Deren Lebensqualität zu steigern, ist das Ziel von Klaus Kuhn, AWO-Quartiersmanager und Absolvent der Universität Siegen.

Die Studierenden der Universität Siegen und der Hochschule für Gesundheit mit den Projektbetreuern Dr. Tanja Segmüller (l.), Lisa Bleckmann (2.v.l.) und AWO-Quartiersmanager Klaus Kuhn vor der AWO-Begegnungsstätte am Rosterberg. (Foto: Uni)

Insgesamt 22 Studierende der Sozialwissenschaften aus Siegen sowie des Studiengangs „Gesundheit und Diversity“ an der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) haben vor diesem Hintergrund während des Sommersemesters das Lehrforschungsprojekt „Quartier erforschen“ durchgeführt und nun ihre Ergebnisse präsentiert. „Das Ziel ist es, ein seniorengerechtes Quartier zu entwickeln. Nachbarschaftliche Identitätsstiftung ist vor diesem Hintergrund ganz wichtig“, erklärte Kuhn. Wer sich isoliert und zurückzieht, kann auch nicht von der Gemeinschaft profitieren.

Bisherige Vermutungen seien durch die Ergebnisse empirisch belegt worden. So würden sich SeniorInnen, die teilweise alleine in ihren Häusern leben, etwa Unterstützung bei handwerklichen Tätigkeiten wünschen. Dafür wiederum sind Kontakte notwendig. Die Hälfte der von den Studierenden befragten BewohnerInnen hat den Wunsch nach mehr Begegnungsstätten geäußert, andere kannten die vorhandenen Angebote schlicht nicht. „Daran will ich arbeiten“, erklärte Kuhn. Denkbar sei aber auch die Umsetzung von Ideen wie etwa einem nachbarschaftlichen Schneeräumen. Dieser Wunsch wurde in der Befragung geäußert. Der Quartiersmanager will nun überprüfen, welche Ansätze sich in der Praxis umsetzen lassen.

Die Siegener Studierenden haben sich in Interviews mit AnwohnerInnen unter anderem mit dem Thema Identifikation beschäftigt. Unter Anleitung von Forscherin Lisa Bleckmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Sozialpolitik, ging es darum, das Forschungsprojekt weitestgehend selbstständig umzusetzen: angefangen von der Begehung des Quartiers über das Erörtern von Themen bis zum Führen der Interviews und Auswerten der Daten. „Die Studierenden lernen in der Theorie die idealtypische Vorgehensweise kennen. Diese in der Praxis umzusetzen, ist aber etwas ganz anderes“, freute sich Bleckmann über das gelungene Projekt.

Eine weitere Gruppe hat anhand eines politikwissenschaftlichen Ansatzes untersucht, welche Voraussetzungen überhaupt gegeben sein müssen, um das Quartier positiv entwickeln zu können. Neben personellen und finanziellen Ressourcen sind dies auch zeitliche und örtliche Faktoren, die von Institutionen und den Menschen am Rosterberg selbst eingebracht werden müssen.

Auch Dr. Tanja Segmüller von der hsg Bochum war mit dem Verlauf und der Zusammenarbeit sehr zufrieden. „Jede Institution bringt ihre eigene Sichtweise mit. Das interdisziplinäre Lernen ist ein Gewinn für die Studierenden und auch für uns.“ Ein Gewinn, von dem auch die Bewohner des Rosterbergs profitieren sollen.

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