Alle elf Sekunden wird irgendwo in der Welt ein Mädchen Opfer von Genitalverstümmelung

(wS/kr) Pressemeldung der Stadt Kreuztal 04.02.2022 | Internationaler Tag ‚Null Toleranz bei weiblicher Genitalverstümmelung‘

Alle elf Sekunden wird irgendwo in der Welt ein Mädchen Opfer von Genitalverstümmelung.
Nicht nur in den Wüstenregionen Afrikas, im Mittleren Osten und in Asien, sondern auch in  Deutschland und in NRW. Trotz gegenteiliger Gesetzgebung ist diese grausame rituelle Praxis in manchen Ländern noch weit verbreitet.
Jährlich am 6. Februar wird seit 2012 weltweit der Internationale Tag ‚Null Toleranz bei  weiblicher Genitalverstümmelung‘ begangen. In diesem Jahr beteiligt sich auch unsere Region an der deutschlandweiten Büchertischaktion von TERRE DES FEMMES ab dem  2. Februar, z.B. die Stadtbibliothek Kreuztal, die städtische Bücherei Hilchenbach sowie die
Buchhandlung ‚bücher buy eva‘ und die Alpha-Buchhandlung in Siegen, Impulsgeberin Monika Molkentin-Syring, Kreuztal und Annette Kreutz, Hilchenbach, Gleichstellungsbeauftragte
und das FrauenForum Siegen-Wittgenstein.

Was ist weibliche Genitalverstümmelung (FGM)?
Weibliche Genitalverstümmelung oder FGM (engl. Female Genital Mutilation) ist eine  schwere Körper- und Menschenrechtsverletzung. Hierbei werden die äußeren und/oder  inneren Labien und die Klitoris teilweise oder vollständig entfernt. 200 Millionen Frauen sind  nach Schätzung der UN weltweit von FGM betroffen oder bedroht.

In Deutschland lebten  2019 etwa 70.000 von FGM betroffene Mädchen und Frauen. Mädchen werden bereits als  Babys oder bis zum Beginn der Pubertät so sehr verletzt, dass sie oft ein Leben lang traumatisiert sind. Meist erfolgt der Eingriff durch medizinisch nicht geschulte Personen, verursacht  oft lebenslange Schmerzen und kann zum Tod führen. „Nur ein ‚beschnittenes‘ Mädchen gilt  als ‚rein‘, das gesellschaftlich akzeptiert ist und zwangsverheiratet werden kann – eine Form  der Unterdrückung, die auf extrem patriarchale Traditionen zurückgeht.“

Wo wird FGM (Weibliche Genitalverstümmelung)  praktiziert?
Betroffen sind die Mädchen und Frauen in über 30 Staaten: In West- und Nordost-Afrika z.B.  Ägypten, Eritrea, Somalia, Nigeria, Mali oder Guinea, in Asien, Jemen, Irak, Malaysia und Indonesien.
In Deutschland, wie in anderen europäischen Ländern, ist FGM seit 2013 ein Straftatbestand  und gilt als schwere Körperverletzung (§ 226a Strafgesetzbuch). Außerdem gibt es  internationale Abkommen wie die Frauenrechtskonvention, die Allgemeine Erklärung der  Menschenrechte und die Kinderrechtskonvention, in denen die weibliche  Genitalverstümmelung explizit geächtet wird. Seit Inkrafttreten des neuen  Zuwanderungsgesetzes dürfen Frauen bei einer drohenden Verstümmelung nicht  abgeschoben werden.

Mehr als ein Drittel der Asylsuchenden in Deutschland sind Frauen und Mädchen. Viele von ihnen haben geschlechtsspezifische Bedrohung und Gewalt in  ihrem Herkunftsland und auf der Flucht erlebt: Entführung, Folter, Vergewaltigung,  Genitalverstümmelung, Zwangsheirat und Zwangsprostitution.

Weibliche Genitalverstümmelung in unserer Region?
Allein in NRW sind mehr als 15.000 Frauen beschnitten und fast 4.700 Mädchen bedroht.

Frauen und Mädchen aus dem Irak, Eritrea, Nigeria, Ägypten und anderen Ländern, in denen FGM praktiziert wird, leben z.B. auch in Kreuztal sowie in anderen Kommunen im Kreis.
„Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass auch an unseren Schulen oder in der Kita vor Ort ein  Mädchen beschnitten oder von Beschneidung bedroht ist,“ sagt Monika Molkentin-Syring,
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kreuztal.

Gemeinsam gegen FGM!
„Das Netzwerk FrauenForum Siegen-Wittgenstein engagiert sich gegen jegliche Gewalt an  Frauen und besonders auch gegen Genitalverstümmelung bei Mädchen und Frauen, eine  gefährliche und schwere Körperverletzung“, sagt Dr. Margrit Prohaska-Hoch, Sprecherin des Frauenforums. Die vom Soroptimist-Club Siegen für Februar d.J. geplante und wegen der Pandemie verschobene Benefizveranstaltung zugunsten des Vereins Target e.V. wird darum vom  FrauenForum mitgetragen.

Gabriele Fleschenberg, Vorstandsmitglied im Soroptimist-Club Siegen und Programmverantwortliche des FrauenForums, betont: „Soroptimist International  engagiert sich seit 100 Jahren für Frauen und Mädchen. Gemeinsam mit dem FrauenForum  möchten wir die wichtige Arbeit von Target e.V., der von Rüdiger und Annette Nehberg gegründeten Menschenrechtsorganisation, unterstützen.“
Zudem sendet Radio Siegen / Bürgerfunk / Lokalreport im März ein Interview u.a. mit den Verantwortlichen der Benefizveranstaltung sowie zum Thema weibliche Genitalverstümmelung generell.
Auch die Stadtbibliothek Kreuztal bietet ab sofort innerhalb einer Ausstellung Bücher und Informationen rund um das Thema an. Neben Erfahrungsberichten von Betroffenen wie Waris  Dirie „Wüstenblume“ und Ntailan Lolkokis „Die Flügel des Schmetterlings“ liegen hilfreiche Broschüren aus. „Nur Aufklärung kann bei diesem Thema helfen und dafür setzen wir sehr
gerne unsere Reichweite und Präsenz in Kreuztals Innenstadt ein.“ so Leiterin Linda Donalies.


Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat einen pass-ähnlichen ‚Schutzbrief’ entwickelt. Er ist ein wichtiges Instrument, der FGM entgegenzuwirken. Er klärt  darüber auf, dass weibliche Genitalverstümmelung in Deutschland eine Straftat ist und mit bis zu 15 Jahren Haft geahndet werden kann – auch dann, wenn sie im Ausland durchgeführt wird.

Häufig werden Mädchen nämlich zur so genannten ‚Ferienbeschneidung‘ aus Deutschland in ein anderes Land gebracht. Auch dann ist deutsches Recht anzuwenden.  Am Runden Tisch NRW gegen Beschneidung von Mädchen arbeiten VertreterInnen aus der  Community, aus Ministerien und Institutionen zusammen. Sie sensibilisieren sich, entwickeln  Projekte und politische Initiativen.
Für die nachhaltige Abschaffung von FGM wird fundiertes Wissen benötigt zu den gesundheitlichen, psychischen und sozialen Konsequenzen sowie zur rechtlichen Situation. Erst  wenn die Gesellschaft ausreichend aufgeklärt ist, kann engagiert gegen FGM vorgegangen werden.

Darum beteiligen wir uns an der Büchertischaktion 2022 von Terre des Femmes!

Kontakte:
Monika Molkentin-Syring, m.molkentin@kreuztal.de, 02732-51310
Linda Donalies, l.donalies@kreuztal.de, 02732 – 51410
Dr. Margrit Prohaska-Hoch, maproho-zonta-siegen@gmx.net
Gabriele Fleschenberg, gabriele@fleschenberg.com
Annette Kreutz, a.kreutz@hilchenbach.de

Quellen: TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V. – Bundesweite Büchertischaktion zum Internationalen Tag „Null Toleranz gegenüber weibliche Genitalverstümmelung“ (frauenrechte.de)
In NRW/Düsseldorf gibt es z.B. das Bildungsportal Kutairi, auf dem sich alle, die mit dem Thema in Berührung
kommen (wollen), eigeninitiativ mit Wissen versorgen können http://www.kutairi.de/exkurs/
https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/284943/internationaler-tag-gegen-weibliche-genitalverstuemmelung
https://www.fluter.de/cut
(Bildungsportal Kutairi)

Weitere Statistiken
https://www.kutairi.de/is00/
Liste von Ärztinnen und Ärzten
https://www.kutairi.de/arzt/
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/schutzbrief-gegen-weibliche-genitalverstuemmelung-17928

Schutzbrief gegen weibliche Genitalverstümmelung

Zum Download
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