(wS/vo) Siegen 25.04.2024 | Der Weg aus der Einsamkeit ist nur einen Anruf weit entfernt: Das Telefon klingelt, am anderen Ende meldet sich eine freundliche Stimme für einen telefonischen Besuch – nämlich eine ehrenamtliche Person des telefonischen Besuchsdienstes der Siegerländer Frauenhilfen e.V. Zuhören, Verstehen und Unterstützen – das steht im Projekt „Hallo Hanna“ im Mittelpunkt. Denn die Projektverantwortlichen wissen, dass sich ungefähr 14 Prozent der Menschen in Südwestfalen einsam fühlen – demzufolge jede siebte Person in der Region.
Die Idee ist, Zeit als Ausdruck von Nächstenliebe zu schenken, indem Ehrenamtliche einfach zuhören, ohne Ratschläge zu erteilen. Dabei wird eine wohlwollende und liebevolle Haltung eingenommen und das Anliegen des Anrufers wird mit einem offenen Ohr gehört. Die Frage „Worüber möchtest du heute sprechen?“ eröffnet den Raum für das, was der Anrufer teilen möchte.
Das können Erlebnisse oder Gedanken sein, ein Austausch über den vorherigen Tag, das Kochrezept, das besonders gut gelungen ist oder auch Sorgen wegen eines bevorstehenden Arztbesuches. Die Person, die einsam
ist und einen Austausch wünscht und die ehrenamtliche Person des telefonischen Besuchsdienstes vereinbaren einen festen, verbindlichen Zeitraum, der eine gemütliche Atmosphäre schafft und ohne Mobilität möglich ist. Das Angebot richtet sich an Personen aus unterschiedlichen Lebenswelten. Die Ehrenamtlichen der Siegerländer Frauenhilfen haben dabei ein offenes Ohr für alle Anliegen ihrer Telefonpartner.
Volksbank-Vorstand Jens Brinkmann und Regionalbeiräte Hannelore Honig, Elke Bernshausen und Wolfgang Narjes besuchten das Team von „Hallo Hanna“ am Mittwoch in der Telefonzentrale. „Hallo Hanna“ hatte sich für Unterstützung an die Volksbank gewandt und konnte den Regionalbeirat von dem wichtigen Projekt überzeugen. Nun freut sich der Verband der Frauenhilfe über eine Spende in Höhe von 5.000 Euro, um die professionelle Begleitung von Telefonpaten und Nutzern zu ermöglichen und der hohen Nachfrage gerecht zu werden.
„Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabu, über das niemand spricht und niemand sein möchte. Dennoch ist es ein Gefühl, das sehr viele Menschen auch bei uns in der Region nur allzu gut kennen. Das Engagement der Frauenhilfe hat uns wirklich beeindruckt, daher tragen wir gerne einen Teil dazu bei“, erklärt Jens Brinkmann bei der symbolischen Übergabe des Spendenschecks. Und auch Elke Bernshausen fügt hinzu:
„Sorgen kann man teilen. Gerade die zurückliegenden Pandemiejahre mit außergewöhnlichen Belastungen haben uns allen vor Augen geführt, wie schnell sich Probleme der Außenwelt auch in den persönlichen Bereich
einschleichen.“ Umso mehr liege den Mitgliedern des Regionalbeirates deshalb die Unterstützung von „Hallo Hanna“ am Herzen. Beate Ohrendorf-Weiß, Koordinatorin des Projekts, erzählt weiter, dass die Gründe, warum sich Menschen mit dem telefonischen Besuchsdienst in Verbindung setzen, vielfältig seien und die Nachfrage stetig steige. „Wir freuen uns riesig über diese großzügige Spende. Sie macht einen großen Unterschied und bietet vielen Menschen einen Weg aus der Einsamkeit“, freut sich auch Maria Hüßler-Göbel, Vorstandsmitglied, bei der symbolischen Spendencheckübergabe.
Das Projekt „Hallo Hanna“ wird durch ein starkes Netzwerk von Organisationen und Diensten in der Region unterstützt. Durch enge Zusammenarbeit mit Seniorenstellen, Pflegediensten, Beratungsdiensten und anderen Einrichtungen werden Menschen in verschiedenen Lebenslagen erreicht – seien es Studierende, die neu hinzugezogen sind oder einsame Senioren, die sich nach netten Gesprächspartnern sehnen. Um die Qualität des Dienstes sicherzustellen, setzt die Siegerländer Frauenhilfe auf den Austausch mit ähnlichen Projekten, nutzt Erfahrungen aus der Coronazeit und arbeitet eng mit Fachleuten der Telefonseelsorge zusammen. Die Ehrenamtlichen erhalten eine umfassende Schulung, regelmäßige Fortbildungen und die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch, um ihre Aufgabe bestmöglich erfüllen zu können. Im Vordergrund steht dabei immer, das „Einsam“ durch ein „Gemeinsam“ auszutauschen und Menschen wieder neue oder noch mehr Lebensfreude zu schenken.
Foto: Bezirksverband der Siegerländer Frauenhilfen e. V.