Klangvielfalt der Extraklasse: Crossover-Konzert begeistert Netphen

(wS/hgm) Netphen 18.12.2024 | Ein Chorkonzert von Format

Also solch eine Darbietung hatte es in Netphen bis dato noch nie gegeben: Nämlich das total ausverkaufte Crossover-Konzert (Vermischung unterschiedlicher Musikstile) am vergangenen Sonntagnachmittag in der Ev. Martinikirche, Netphen, unter dem Motto: „Dudelsack meets a Capella“. Wörtlich übersetzt bedeutet „a Capella“ „nach Art der Kapelle“ und hat schon lange die Definition, dass Chöre oder auch Sängerinnen und Sänger ihre Darbietungen ohne Instrumentalbegleitung absolvieren. Und dass dabei noch ein Dudelsack zum Einsatz kam, war schon mehr als ungewöhnlich. Jedenfalls war die Kirche bis auf den letzten Platz rappelvoll; zusätzlich hatte man im Mittelgang beidseitig Stühle aufgestellt, und noch mehr wäre aus Sicherheitsgründen nicht möglich gewesen.

Die ausführenden Chöre waren der Männerchor und der Frauenchor Herzhausen (jeweils separat) unter Leitung von Michael Blume und Moritz Schönauer sowie der junge Chor Klangwerk unter Leitung von Gerrit Schwan, der verhältnismäßig auch noch ein sehr junger Dirigent ist. Doch wer war der Dudelsackspieler? Kein Geringerer als Axel Römer aus Marienheide, der auf seiner Webseite den „Sound of Scotland“ präsentiert – und er bestreitet daraus seinen Lebensunterhalt. Sogar für Beerdigungen kann man ihn buchen, und er bietet dafür die nötige Würde und Sakralität.

Doch vor Römers denkwürdigem Auftritt lag die Eröffnung des Mammut-Konzertes in den Händen des Männerchores Herzhausen, der mit der Melodie „Nun freut euch, ihr Christen“ den weihnachtlichen Auftakt schuf. Den ersten Block schlossen die Sänger dann mit der Weise „Whisper, Whisper“ ab. Der Chor vermochte vor allem durch seine warme Klangfarbe zu gefallen.

Nicht lumpen ließ sich gleich danach der Frauenchor Herzhausen, der sakrale Weisen wie „Herr unser Gott“ oder „Gloria Allelujah“ zu bieten hatte. Die Damen gefielen vor allem durch ihren frischen und fröhlichen Gesang, bei dem sie viel Dynamik entwickelten. Und dass diese Freudigkeit nicht von ungefähr kommt, weiß nur derjenige, der einmal mit ihnen gefeiert hat.

Eingebunden in die Vorträge war übrigens ein geistliches Grußwort des Netphener Pfarrers Bernd Münker.

Gespannt wartete man nun auf den Auftritt des Dudelsackspielers Axel Römer. Seine ersten drei Stücke brachte er allerdings oben auf der Empore zu Gehör, wovon zunächst die Zuhörerschaft unten im Kirchenschiff rein optisch nichts hatte. Das war vielleicht keine so gute Idee, doch der eigenartige, etwas wehmütig klingende und durchdringende Sound überzeugte voll und ganz. Der Dudelsack funktioniert durch die Verwendung einer Blase, die in den Sack eingeführt wird. Der Musiker bläst Luft in die Blase, die dann durch die Röhren geleitet wird. Jede Röhre hat eine Klappe, die der Musiker öffnen und schließen kann, um verschiedene Töne zu erzeugen.

Ganz einfach ist das Dudelsackspiel nicht zu erlernen, rein autodidaktisch geht es angeblich gar nicht. Wie dem auch sei: Römer überzeugte mit den Titeln „She Moved Through the Fair“, „Arthur Bignold of Lochrosque“ und „Skye Boat Song“. Der Beifall jedenfalls war enorm. Einen Sound, den man sonst nur selten hört!

Voll drauf war danach der Chor Klangwerk. Frisch, flott, dynamisch (und romantisch) erklangen die Weisen „White Christmas“, „Christmas Lullaby“ und „Der alte Mann“. Der Chor steht seit Februar 2022 unter der Leitung von Gerrit Schwan. Insbesondere zu erwähnen ist die erfolgreiche Verteidigung des Titels „Konzertchor“ in der Kategorie Sing and Swing im September 2022 in Dortmund. Viele Chöre haben nach Corona mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen, die KlangWerker sind alle wieder komplett und voller Tatendrang am Start und haben sich sogar noch mit Sängern und Sängerinnen verstärken können.

Im September 2023 hat dieser Chor erfolgreich in Witten den Meisterchortitel zum dritten Mal mit den Noten 2x „sehr gut“ und 2x „gut“ verteidigen können – dank seines versierten Chorleiters und Musikpädagogen Gerrit Schwan.

Nach der Präsentation des Frauenchores mit weiteren drei Stücken – darunter das populäre „Trommellied“ – ließ Axel Römer noch einmal seinen Dudelsack erklingen; zuletzt mit der Komposition „Parting Glass“ – auf Deutsch etwa „Das Glas zum Abschied“. Diesmal stellte sich Römer, der übrigens schottische Kleidung trug, vor den Altar, so dass ihn auch alle Konzertbesucher sehen konnten.

Der Chor Klangwerk brachte nun unter anderem die „Adventsmotette“ zu Gehör; eine Weise, die auf das Bibelwort „Das Volk, das im Finstern wandelt“ (Jesaja 9) Bezug nimmt.

Der Männerchor begann daraufhin seinen letzten Part mit „Jul, Jul, Strålande Jul“ – ein schwedisches Weihnachtslied, was übersetzt bedeutet „Weihnachten, strahlendes Weihnachtsfest“ – und endete mit der „Hymne an die Nacht“. Die Melodie dieses Liedes stammt aus der im Jahre 1807 veröffentlichten Klaviersonate Nr. 23 „Appassionata“ von Ludwig van Beethoven. Das Werk wird wegen seines feierlich-besinnlichen Charakters gern zur Weihnachtszeit aufgeführt.

Und feierlich-besinnlich verlief ohnehin das gesamte Konzert, das seinen Abschluss mit der gemeinsam vorgetragenen Komposition „Ancient Words“ fand. Zu Deutsch etwa: „Heilige Wörter, die für den Spaziergang in dieser Welt lange aufbewahrt wurden“. Ein außergewöhnliches Konzert – dazu noch das erste seiner Art, an das die Konzertbesucher noch lange zurückdenken werden.

Fotos & Bericht: Hans-Gerhard Maiwald

.

.

AnzeigeGünstig Werbung schalten auf wirSiegen.de – Infos hier

Ihnen gefällt unsere Berichterstattung und Sie möchten wirSiegen.de unterstützen? Dann klicken Sie bitte HIER.

Wir freuen uns sehr, vielen Dank!

[plista widgetname=plista_widget_slide]