Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Netphen stand unter „Volldampf“

(wS/hgm) Netphen 11.04.2025 | Es knisterte gewaltig in der Atmosphäre der seit Wochen total ausverkauften Dreisbachhalle in Dreis-Tiefenbach. Fand doch am vergangenen Samstagabend das jährliche Frühjahrskonzert des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Netphen, unter dem Dirigat von Stephan Hees; statt – und hierbei handelt es sich um eine Formation, die sich auf einem außerordentlichen hohen Niveau befindet, sehr gefragt ist und auch in den sozialen Medien sehr hohe Aufrufzahlen erzielt.

Punkt halb acht marschieren unter schon frenetischem Beifall die Musiker/innen auf die fast zu kleine Bühne. Ein freundliches Lächeln lag auf den Lippen der Musizierenden, es wurde abgestimmt, die Instrumente kurz justiert – und dann gings voll in die Eisen. Eröffnet wurde das Frühjahrskonzert mit dem feierlichen „Fridericus-Rex-Grenadiermarsch“, von Ferdinand Radeck, der dem preußischen König Friedrich dem Großen gewidmet ist. Und da war nicht nur Power, sondern auch gewaltig Zack hinter.

Anschließend erfolgte die Begrüßung des Publikums und der Gäste durch die 1. Vorsitzende Alexandra Weth sowie die 2. Vorsitzende Svea Bätzing. Gekommen waren Paul Wagener, Bürgermeister der Stadt Netphen, Oliver Galster, Ortsbürgermeister Dreis-Tiefenbach, Ulf Stötzel, ehem. Bürgermeister von Siegen und früherer, langjähriger Gemeindedirektor der Stadt Netphen.

Seitens der Feuerwehr waren anwesend: Sebastian Reh, Leiter der Feuerwehr Netphen, Mark Liska, Löschzugführer Netphen und Manuel Heinelt, stv. Löschzugführer Netphen. Seitens der Geistlichkeit waren Vikar Patrick Kaesberg und Pfarrer Jacek Kantor anwesend.

Mit zu den Gästen zählten auch Walter Sidenstein, ehem. und langjähriger Dirigent des Musikzugs der Freiwilligen Feuerwehr Netphen und ferner Vertreter des Schützenvereins Bad Berleburg.

Durch das Programm des Hauptorchesters führten Lia Fischer und Celine Hoffmann.
Doch dann wurde Musik gemacht, die sich in jeder Form gewaschen hatte. Hierzu soll gesagt werden, dass es sich bei den gesamten Kompositionen um Werke handelte, in denen die einzelnen Instrumente und deren Register die Aufgabe hatten, Geschehnisse, Charaktere, Schicksale, Erzählungen usw. innerhalb dieser Werke in entsprechende Töne und Rhythmen umzusetzen. Und das muss nicht unbedingt immer harmonisch klingen. Oft bauen hierzu die Komponisten und Arrangeure hierzu bewusst Dissonanzen ein. Und ja – auch das kann die Blasmusik!

Mit der Komposition „Schmelzende Riesen“, von Armin Kofler, wurde die Zuhörerschaft zu einer mitreißenden musikalischen Reise durch die schwindenden Gletscher unserer Erde eingeladen. Ein Appell an den Klimaschutz, was auch in etlichen Kadenzen und Solo-Parts von den Musizierenden gut umgesetzt wurde.

Besonders gut beim Publikum kam der Ausflug in die 1980er und 1990er Jahre an: Für das Medley „Tribute to Roxette“ arrangierte Wolfgang Wössner die zeitlosen Hits der schwedischen Popband Roxette „Joyride“, „Listen to you Heart“, „It Must Have Been Love“ und „The Look“ zu einer unwiderstehlichen Mischung aus Energie, Emotionen und Erinnerungen. Mal ehrlich: Wer hat den Film Pretty Woman nicht schon etliche Male gesehen?

Freunde der modernen Blasmusikszene kamen bei dem eher volkstümlichen Stück „Hallo kleine Maus“ (bearbeitet von Stephan Hutter) auf ihre Kosten. Dieses Stück ist übrigens ein Arrangement von Saso Avsenik, dem Enkel des berühmten Slavko Avsenik, der in den 50er Jahren den unvergänglichen Oberkrainer Sound erfand, welcher sich bis zum heutigen Tag gehalten hat. – Locker und gefällig interpretiert vom Musikzug Netphen!

Mit dem folgenden Werk „The Story of Anne Frank“, von Otto M. Schwarz, vollzog sich freilich eine Zuwendung durch eine berührende und musikalisch anspruchsvolle
Komposition zu einem beklemmenden – und erschreckenderweise erneut aufkommenden – Thema. Bezüglich der Instrumentierung gab es hierzu eine Besonderheit: Das gesellschaftlich anklagende und kritische Werk wurde nämlich von der Koreanerin Yu Sun Kin, die an der Siegener Fritz-Busch-Musikschule tätig ist, mit viel Feingefühl filigran auf ihrer Violine begleitet.

Anne Frank wurde 1929 als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren. Ihre Familie flüchtete 1933 vor den Nationalsozialisten nach Amsterdam. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Niederlande versteckten sich Anne Frank und ihre Familie von 1942 bis 1944 in einem Amsterdamer Hinterhaus. Vom Musikzug musiktechnisch hervorragend umgesetzt, ehe es in eine längere Pause ging.

Mächtig stolz darf der Musikzug Netphen auf seinen Nachwuchs sein:
Nach der Pause begeisterte das Jugendorchester, unter dem Dirigat von Lorena Käuser, das Publikum mit den drei Stücken „Armed Forces on Parade“, „Radioactive“ und „Hans Zimmer: Movie Milestones“. Unter Käusers Leitung erbrachten die Nachwuchsmusiker – darunter auch einige vielversprechende Solisten – eine großartige Leistung. Auffällig war übrigens das mächtige, weiße Sousaphon mit dem weiten Schalltrichter, eine Art Tuba, die vorzugsweise in der amerikanischen Militärmusik eingesetzt wird.

Mit der klassischen Hymne „For the Beauty of the Earth“ (Für die Schönheiten dieser Erde) von John Rutter, wurde der im letzten Jahr Verstorbenen der Vereinsfamilie des Musikzuges gedacht. Ein mittelschwer bis schweres Werk, das übrigens nicht leicht zu spielen ist.

Volle Fahrt nahm der Rhythmus mit dem Ohrwurm „No Roots“, der deutsch-britischen Popmusikerin Alice Merton, auf. Zum Abschluss des in jeder Hinsicht anspruchsvollen Konzertprogramms begab sich der Musikzug mit der Filmmusik „How to Train your Dragon“ (arr. Ton van Grevenbroek) erneut auf eine musikalische Reise – diesmal ins Land der Wikinger und deren Drachen, die sich – erfolgreich gezähmt – in verlässliche Gefährten verwandelten. Das Fauchen der Drachen konnte man regelrecht hören – dank des präzisen Einsatzes der einzelnen Instrumentalregister, unterstützt von der prägnanten Percussion.

Das Publikum übrigens ließ den Musikzug nicht ohne die eine oder andere Zugabe von der Bühne – nichtahnend, welchen Gag sich der Dirigent ausgedacht hatte:
Beim Evergreen „Hey Jude“, von John Lennon, motivierte Stefan Hees die Zuhörer so sehr zum lautstarken Mitsingen, dass die Leute am Ende gar nicht mehr aufhören wollten. Es gab Trampeldonner und Applauskaskaden, der Boden schwankte regelrecht, und fast wäre das Publikum gar nicht nach Hause gegangen. Das musste auch niemand, wurden doch unter Volldampf und Hauruck Tische aufgestellt, an denen man noch gemütlich zusammensitzen konnte.

Text & Fotos: Hans-Gerhard Maiwald
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