Handwerk in der Flaute: Südwestfalen steckt im konjunkturellen Dauer-Stillstand

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(wS/hk) Südwestfalen – Arnsberg 10.10.2025 | Herbstkonjunkturumfrage der Handwerkskammer: Handwerk in seitwärts verlaufender Konjunktur

Die Handwerkskonjunktur in Südwestfalen zeichnet ein deutlich negatives Bild: Seit drei Jahren stagniert die wirtschaftliche Entwicklung auf einem historisch niedrigen Niveau – ein klarer Aufwärtstrend ist nicht erkennbar. Der Geschäftsklimaindex pendelt weiter um die Marke von 100 Punkten und signalisiert eine fragile Lage bei gedämpften Erwartungen. Während viele Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage noch als stabil einschätzen, überwiegt mit Blick nach vorn die Skepsis. Aufträge und Umsätze entwickeln sich rückläufig, Investitionen bleiben verhalten. Das zeigt die aktuelle Herbstumfrage der Handwerkskammer (HwK) Südwestfalen, an der rund 600 südwestfälische Handwerksbetriebe teilgenommen haben.

„Die Konjunktur im südwestfälischen Handwerk bewegt sich auch 2025 nur seitwärts“, fasst Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der HwK Südwestfalen, die Ergebnisse der Herbstumfrage zusammen. Das spannende daran: Fragt man die Betriebe nach ihrer aktuellen Geschäftslage, bewerten sie 40,5 Prozent als befriedigend und sogar 41,9 Prozent als gut. Auf den ersten Blick überrascht das, denn in der wirtschaftlichen Gesamtlage sind kaum positive Impulse zu erkennen.
Der Geschäftsklimaindex der HwK Südwestfalen, der Lage und Erwartungen zusammenfasst, pendelt seit 2023 um die Marke von 100 Punkten – dem langfristigen Durchschnitt. Damit befindet sich das Handwerk weder tief in der Krise noch in einer Boomphase. Die noch halbwegs stabile Lage und die verhaltenen Zukunftserwartungen heben sich im Index gegenseitig auf.

Gedämpfte Erwartungen prägen das Bild
Wenn der Blick in die Zukunft geht, überwiegt Skepsis: Nur 14,7 Prozent der Betriebe gehen in den kommenden sechs Monaten von einem Auftragszuwachs aus, während doppelt so viele (30,5 Prozent) mit einem Rückgang rechnen. Beim Umsatz sieht es ähnlich aus: 16,9 Prozent erwarten steigende Umsätze, 28,9 Prozent dagegen Rückgänge. Damit rechnet gut die Hälfte – 54,2 Prozent – mit einem unveränderten Niveau. Der seit 2023 beobachtete Trend setzt sich fort: In den vergangenen sechs Monaten melden 19 Prozent der Betriebe Auftragszuwächse, aber 33,4 Prozent Rückgänge. Bei der Umsatzentwicklung berichten 19,4 Prozent von Zuwächsen, 32,4 Prozent von Verlusten.

Diese Entwicklung fügt sich in das allgemeine deutsche Wirtschaftsbild ein: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im September erneut gefallen (von 88,9 auf 87,7 Punkte). Von einer breiten Belebung der Konjunktur ist keine Spur.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Juni 2025 zwar die Leitzinsen gesenkt, allerdings sehr vorsichtig (25 Basispunkte); die Finanzierungskosten für Kredite liegen aber weiterhin über dem Vorkrisenniveau.
„Das macht Investitionen teuer und bremst Projekte“, so der Hauptgeschäftsführer.

Es fehlen Impulse für einen nachhaltigen Aufschwung
„Hohe Kosten, zähe Genehmigungsprozesse und eine schwache Nachfrage belasten die Betriebe. Investitionen bleiben zurückhaltend, die Beschäftigung stagniert und die Auftragslage zeigt überwiegend Rückgänge“, erklärt Schmitt. Besonders der Wohnungsbau und größere Projekte sind stark betroffen. Infrastrukturmaßnahmen und Energiewendeprojekte im Tiefbau stützen punktuell die Auslastung, aber auch sie können die insgesamt fehlende Nachfrage nicht überdecken. „Die Konjunktur stagniert seit drei Jahren auf einem historisch niedrigen Niveau ohne klaren Aufwärtstrend. Das Bild ist eindeutig: Es fehlen Impulse für einen nachhaltigen Aufschwung.“

Investitionen und Beschäftigung unter Druck
Die Zurückhaltung bei Investitionen ist deutlich spürbar: Sowohl private Haushalte als auch die öffentliche Hand investieren weniger. Die Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen, sinkt. Der Blick nach vorn fällt nochmals vorsichtiger aus: elf Prozent planen höhere, 36 Prozent geringere Investitionen. Viele Betriebe verschieben daher größere Investitionen oder konzentrieren sich auf Erhalt und Effizienzsteigerung. Außerdem bleibt die Finanzierunglage anspruchsvoll (Zinsniveau, strenge Kreditvergabestandards) – die Rahmenbedingungen sind für viele zu unsicher. Erst spürbar bessere Finanzierungs- und Förderkonditionen, mehr Planungssicherheit und ein robusterer Auftragseingang können die Investitionsbereitschaft deutlich beleben.

Auch auf dem Arbeitsmarkt ist wenig Bewegung. Das zeigt der Beschäftigungsklimaindikator, der auf einem niedrigen Niveau von 94,9 Punkte verharrt.
In den letzten sechs Monaten melden 14,7 Prozent der Betriebe gestiegene und 17,1 Prozent gesunkene Personalbestände. Die Mehrheit hält die Kapazitäten konstant und reagieren nur punktuell mit einem Auf- oder Abbau.


Politik gefordert: Herbst der Reformen darf nicht warten
„Das Handwerk braucht jetzt mehr politischen Mut. Der angekündigte Herbst der Reformen darf nicht länger hinausgezögert werden, damit er nicht zu einem eisigen konjunkturellen Winter wird“, fordert Hauptgeschäftsführer Schmitt angesichts des Bilds, dass der Konjunkturbericht zeichnet. „Nur mit schnellen Planungs- und Genehmigungsverfahren, verlässlichen Förderkulissen und besseren Finanzierungsbedingungen kann aus Stabilität wieder Dynamik werden.“
Dazu gehören unter anderem schlankere Verfahren bei Förder- und
Kreditprogrammen, zinsverbilligte Angebote sowie gezielte steuerliche und bürokratische Entlastungen. „Nur so kann die Investitionsbereitschaft wieder gestärkt und der Weg aus der konjunkturellen Seitwärtsbewegung beendet werden.“

Auf dem Foto: HwK-Hauptgeschäftsführer Hendrik Schmitt
Foto: Boris Golz

Weitere Infos dazu hier: https://www.hwk-swf.de/

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